Taschenbuchausgabe: 327 Seiten
Genre: Deutscher Krimi/Roman
ISBN:
978-3-8392-1178-6
Erscheinungsdatum: Juli 2011
Preis: 11,90 €
Familiäre Verknüpfungen, die weit in die Vergangenheit reichen
Die Übersetzerin Helene lebt mit ihrer Tochter Susanne in einer
Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds und führt eine Wochenendbeziehung mit
Freund Marius. Scheinbar läuft alles in geregelten Bahnen bis eines Tages in
ihrer Zweitwohnung eingebrochen wird. Merkwürdigerweise wird nur eine Flasche Parfüm
gestohlen, mehr nicht. Doch von da an ist nichts mehr wie es vorher war. Kurz
darauf steht eine etwas merkwürdig anmutende Frau vor der Tür und fragt nach
einer Putzstelle. Helene lässt diese fortan mehrmals die Woche bei sich
arbeiten, währenddessen bekommt die Beziehung zu Marius Risse. Dann erhält sie
einen seltsamen Brief, der sich auf ihre Tante Brunhilde bezieht. Ihres Wissens
nach ist diese im 2. Weltkrieg in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ums Leben
gekommen, der Brief behauptet jedoch etwas anderes. Helene beginnt sich nunmehr
immer stärker mit der bisher verdrängten Vergangenheit zu beschäftigen.
Es ist mir stellenweise recht schwer gefallen, in den Roman von
Uta-Maria Heim hineinzufinden. Die Autorin verliert sich oft in zu vielen
Nebenschauplätzen. Eine klare Linie war für mich nicht erkennbar. Mag aber auch
daran liegen, dass ich unter falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen
bin, denn ich hatte hier einen Krimi erwartet.
In dem Roman geht es zum einen um das Schicksal von Helenes Tante
Brunhilde, die in den 1940er Jahren nach Grafeneck deportiert worden sein soll.
Weiterhin um die Beziehung zu ihrer Teenagertochter Susanne, die ihr immer mehr
entgleitet und hinzu kommt noch das schwierige Verhältnis zu ihrem Freund
Marius, der stellenweise auch recht seltsam agiert. Dies sind alles
Schwerpunkte und kam mir manchmal einfach zu viel des Guten vor. Hinzu kommt
auch, dass die Autorin die Geschichte auch aus Sicht von Tochter Susanne
beleuchtet, wie diese mit dem Thema Nationalsozialismus umgeht, ihre Probleme
in der Schule schildert und natürlich ihr schwieriges Verhältnis zu Helene. In
einem weiteren Erzählstrang lernt man außerdem die Obdachlose Milena bzw. Una
kennen, deren Leben verständlicherweise bisher auch nicht einfach verlaufen ist.
Wie diese letztendlich in die Geschichte hineinpasst, lässt die Autorin lange
Zeit offen. Alle diese verschiedenen Handlungsstränge sind jeweils in der
Ich-Form gehalten. Zusätzlich spielt ein Erzählstrang noch zur Zeit des 2.
Weltkriegs.
So ist der Roman in meinen Augen kein Krimi oder gar Psychothriller,
wie auf dem Klappentext vermerkt. Sondern mehr ein Roman über drei sehr
unterschiedliche Frauen, die versuchen, mit ihrer eigenen Vergangenheit
zurechtzukommen und der hierdurch aufzeigt, wie die Geschehnisse des 2.
Weltkrieges sich bis heute auf ihr Leben auswirken. Uta-Maria Heim erzählt dies sehr einfühlsam,
ruhig und nachdenklich. Das Thema der NS-Tötungsanstalt Grafeneck geht sie
sensibel an und gibt dem Leser alle notwendigen Informationen, ohne dies zu
überfrachten oder zu sehr in den Vordergrund zu stellen. So fühlt man sich
durchweg ausreichend informiert, um selbst eine Vorstellung für die Handlungen
der Menschen während der NS-Zeit zu erhalten. Die Stimmung des Buches ist durch
die Aufarbeitung der Vergangenheit, durch die Beziehungsprobleme von Helene und
dem beschwerlichen Leben von Milena eher etwas schwermütig angelegt.
Ihre Charaktere zeichnet die Autorin klar und detailreich, so entsteht
vor dem inneren Auge schnell ein Bild der drei Frauen. Helene führt ein sehr
zurückgezogenes Leben, besonders wenn sie gerade wieder an einer Übersetzung
arbeitet, igelt sie sich regelrecht ein. Ihre 15-jährige Tochter Susanne
entgleitet ihr immer mehr, jedoch ist sie auch kaum bemüht, etwas dagegen zu
unternehmen. Die Beziehung zu Marius ist nicht einfach und oftmals war mir ihr
Verhalten ihm gegenüber nicht recht verständlich. Marius ist beruflich sehr
angespannt, unter der Woche kommunizieren die Beiden zumeist per SMS. Die
gemeinsamen Wochenenden scheinen eher sexuell geprägt zu sein, auf die Gefühle
von Helene geht Marius kaum ein, wirkt oftmals eher desinteressiert. Aus Marius
selbst und seine Gefühle zu Helene bin ich nicht recht schlau geworden, dafür
bleibt seine Figur zu sehr im Hintergrund.
Fazit: Dies ist ein Roman, der wunderbar widerspiegelt, wie Ereignisse
aus der Vergangenheit einen bis heute nicht loslassen und das Leben immer noch
stark beeinflussen können. Die Charaktere wie auch der Schreibstil sind sehr
gefühlvoll und sensibel angelegt. Aber als Krimi oder gar Psychothriller würde
ich den Roman nicht bezeichnen.
Hi:) Danke für deinen netten Beitrag, schaue bei dir nun auch öfter vorbei, finde deinen Blog echt schön:)
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