Klappenbroschur: 272 Seiten
Genre: Roman / Berlin
ISBN: 978-3-492-05452-2
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2013
Preis: 16,99 €
Operation Plauschenat
Friederike Wolf ist entsetzt. Als überzeugtes Mitglied der
Bündnisgrünen ist für die Berlinerin das Schlimmste passiert, was nur passieren
konnte: Die Piratenpartei übertrifft das Ergebnis ihrer Partei bei der Wahl zum
Abgeordnetenhaus und ziehen mit 15 Abgeordnete in den Berliner Landtag ein.
Aber nicht genug! Ihr Erzfeind Volker Plauschenat ist einer der Abgeordneten.
Vor ein paar Jahren hatte Friederike die Geschichte „Der Facebook-Mörder“
erfunden und findet sie nun auf YouTube, als Urheber ist Plauschenat angegeben.
Die Operation Plauschenat entsteht in Friederikes Kopf und die politische
Vernichtung ihres Erzfeindes ist geboren. Doch irgendwie kommt dann alles
anders als Friederike denkt.
Die alleinerziehende Mutter nutzt ab sofort jeder freie
Sekunde, um in Plauschenats Vergangenheit ein dunkles Geheimnis zu entdecken,
das seine politische Karriere zu Fall bringt. Da schreckt Friederike sogar
nicht davor zurück, Mitglied der Piraten zu werden, um mögliche dunkle
Machenschaften aufzudecken. Doch Friederike muss bald erkennen, dass unter den
Mitgliedern nicht nur Nerds zu finden sind und ehe sie es sich versieht, lernt
sie die Ideologie der Piraten zum Teil sogar schätzen und verliebt sich auch
noch in einen dieser Freaks.
Auf äußerst erfrischende, spitzfindige Art und Weise wirft
Robert Löhr mit seinem Roman einen interessanten Blick hinter die Kulissen der
Politiklandschaft. Nach der ersten Euphorie der Piraten mit dem Sieg bei der
Berliner Landtagswahl, holt die 15 Abgeordneten schon bald die Realität ein. Wurde
anfangs noch Zusammenhalt und
Freundschaft großgeschrieben, lässt der Neidfaktor nicht lange auf sich warten,
Machtgerangel gehört bald zur Tagesordnung. Und auch die Geschichte von
Friederike verläuft vollkommen anders als man anfangs hätte vermuten können.
Und Robert Löhr zeigt auch, dass das Hauptanliegen der
Piraten, vollständige Transparenz in der öffentlichen Verwaltung und Politik, sich
auch als Bumerang erweisen kann. Die Piratenpartei streamt ihre Sitzungen live im
Netz, Facebook und Twitter sind Standard, das neueste Iphone ein absolutes Muss.
Jede noch so kleine Gefühlsregung muss getwittert werden, man ist 24-Stunden
erreichbar, vertrauliche Gespräche kann man ein paar Minuten später auf
Facebook nachlesen: Herzlich Willkommen Gläserner Mensch. Und dass man mit
einem Shitstorm problemlos einen Menschen vernichten kann, dass nimmt man halt billigend in Kauf.
So ist „Erika Mustermann“ nicht nur ein herrlich lockerer
und witziges Roman, der bestens unterhält und einen oftmals schmunzeln lässt,
sondern liefert auch einen wunderbarer Blick hinter die Kulissen der Politik,
den unterschiedlichen Parteigefügen und zeigt auch auf, wie sehr man heute
schon vom Internet bzw. den sozialen Netzwerken abhängig ist und viele ihre
Privatleben ganz unbedarft öffentlich ins Netz stellen. Der Schreibstil von
Robert Löhr ist auch entsprechend der Internetsprache geprägt und so sind auch
einige Tweets aufgeführt wie auch Einträge von Wikipedia.
Und auch seine Protagonisten sind wunderbar gezeichnet,
agieren absolut überzeugend und lebendig und gerade die temperamentvolle
Lehrerin Friederike ist in ihrer ehrlichen, herzlichen und offensiven Art sehr
sympathisch beschrieben.
Fazit: Ein äußerst unterhaltsamer wie auch interessanter
Blick hinter die Kulissen der Piratenpartei, fundiert recherchiert und bestens
geeignet als Lektüre für das Wahljahr 2013.
Der Autor:
Robert Löhr, geboren 1973,
ausgebildeter Journalist und Drehbuchautor, lebt in seiner Geburtsstadt
Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und Theaterstücken verfasste er
die Romane »Der Schachautomat«, »Das Erlkönig-Manöver« , »Das
Hamlet-Komplott«, »Krieg der Sänger« und »Erika Mustermann«. Seine
Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt.
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