Taschenbuchausgabe: 320 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Münsterland
ISBN: 978-3-492-27271-1
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2013
Preis: 9,99 €
Der herrische Patriarch
Nur noch eine Zeugenaussage vor Gericht zu einer Schlägerei
mit Todesfolge und dann stehen Hauptkommissar Bernhard Hambrock endlich ein
paar freie Tage zur Verfügung. Angeklagt sind drei Jugendliche, die scheinbar
grundlos einen angetrunkenen jungen Mann zu Tode geprügelt haben sollen. Zeugen
haben den Vorfall beobachtet, alles scheint stichhaltig. Doch dann macht
Hambrock vor dem Gericht eine Beobachtung, die ihn zu weiteren Nachforschungen
führt.
Marius Bahr sieht sein Leben in Trümmern, angetrunken fährt
er spätabends mit der Bahn nach Gertenbeck zu seinem Elternhaus. Auf dem
verlassenen Bahnhof trifft der Student auf drei Jugendliche. Wenige Minuten
später ist Marius tot. Mit dieser letzten Bahnfahrt von Marius steigt Stefan
Holtkötter in seinen Krimi ein. Man merkt schnell, dass Marius äußerst
deprimiert und durchaus auch auf Ärger aus ist. Was zu Marius‘
Niedergeschlagenheit geführt hat, erzählt Stefan Holtkötter seinen Lesern
mithilfe von Rückblicken im Verlauf seines Krimis.
In einem weiteren Erzählstrang verfolgt man die Ermittlungen
von Bernhard Hambrock und seinen Kollegen. Eigentlich ist der Fall
abgeschlossen, die Beweislage klar und die Anwälte stehen kurz vor ihren Plädoyers.
Eine zufällige Beobachtung nach seiner Zeugenaussage sorgt jedoch dafür, dass
Hambrock dem abgeschlossenen Fall wieder nachgeht. Und dabei muss der
Hauptkommissar feststellen, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten
Blick schien.
Ein befehlsgewohnter, unerbittlicher Vater, der das Familienunternehmen
mit strenger Hand führt, ein schwächlicher Sohn, der sich überfordert fühlt und
eine Schwester, die es nicht hinnehmen kann, dass sie nur die zweite Position
in der Firma inne haben soll. Aber nicht nur die Überheblichkeit,
Gefühllosigkeit und Zwietracht innerhalb der Unternehmerfamilie sind ein Thema
des Krimis, auch Rassismus spielt eine große Rolle.
Auch dieses Mal versteht es Stefan Holtkötter mit seinem
fesselnden, einnehmenden, flüssigen Schreibstil perfekt, aktuelle Themen
absolut klischeelos, präzise und hervorragend recherchiert in einem komplexen wie
auch spannenden Krimi zu integrieren. Die Story verläuft unvorhergesehen, ist
wendungsreich und man ahnt hierdurch lange Zeit nicht, in welche Richtung sich
der Krimi entwickeln wird.
Die Charaktere sind ebenfalls sehr detailreich beschrieben
und der Autor liefert mit seinen Mitwirkenden ausgereifte wie auch überzeugend
agierende Charaktere. Und je länger die
Story andauert, je mehr man den charakterlich schwachen Studenten Marius
kennenlernt, der als Erstgeborener das Familienunternehmen übernehmen muss,
umso bedrückender und nachdenklicher wird der Krimi. Es ist die Geschichte eines
unterdrückten, verwöhnten, weltfremden jungen Mannes, der nie den Mut
aufbringt, sich gegen seinen despotischen Vater zu wehren und sich dabei doch nur
ein wenig Liebe wünscht, die ihm in dem kaltherzigen Elternhaus nie geschenkt
wurde.
Fazit: Ein
vielschichtiger, hervorragend durchdachter wie auch spannender Münsterland-Krimi
mit ausgereiften und glaubwürdig agierenden Charakteren.
Der Autor:
Stefan Holtkötter, geboren 1973 in
Münster, lebte auf einem Bauernhof in Westfalen, bis er nach Berlin zog,
wo er heute als Sozialarbeiter und Erwachsenenbildner arbeitet. Neben
seiner erfolgreichen Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard
Hambrock schreibt er atmosphärische und temporeiche Kriminalromane, die
in seiner Wahlheimat angesiedelt sind.
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