Leseempfehlungen

Montag, 14. Dezember 2009

{Rezension} Der Engelspapst von Jörg Kastner

Taschenbuchausgabe: 640 Seiten
ISBN: 342663595X 
Genre: Kirchenthriller
Erscheinungsdatum: 01. März 2007
Preis: 6,00 €

"... Der Glaube ist für die Menschen da,
nicht die Menschen für den Glauben ..."

Verschwörung im Vatikan

Mitten in der Nacht wird Alexander Rosin, Adjutant bei der Schweizer Garde, in die Wohnung seines Onkels und Kommandanten der Garde gerufen. Dort liegen die Leichen seiner Tante, seines Onkels und des mutmaßlichen Täters. Für den Vatikan ist der Fall schnell geklärt, doch Alexander hat Zweifel und beginnt auf eigene Faust mit den Ermittlungen. Schnell muss er feststellen, dass hier bei weitem mehr dahinter steckt und der Mord an seinem Onkel eng mit der Wahl des neuen Papstes Custos zusammenhängt, dessen Leben zu schützen Alexander geschworen hat.

Jörg Kastner verbindet in dem vorliegenden Vatikan-Thriller sehr geschickt Fakten und Fiktion und so entsteht eine glaubhafte Geschichte mit mystischen Einflüssen, die von Anfang an sehr schlüssig umgesetzt ist. Auch merkt man während des Lesens schnell, dass diesem Thriller fundierte Recherchen zugrunde liegen.

Der Vatikan-Thriller beginnt mit dem Mord an Alexanders Verwandten und so ist man von Anfang an mitten in der Geschichte, die mit einem rasanten Tempo erzählt wird. Gut gelegt sind auch die Passagen, in denen aus dem Buch von Alexanders Vorfahren berichtet wird. Diese, im 16. Jahrhundert spielende Geschichte, weckt die Neugier auf den Fortgang der Story und erklärt die Hintergründe zu den Geschehnissen in der Gegenwart. So ist praktisch von der ersten Seite an eine sehr hohe Spannung vorhanden, die sich mühelos bis zum Schluss hält. Geschickt gelegte Wendungen, sowie einige unvorhersehbare Ereignisse sorgen dafür, dass einem während des Lesens nie langweilig wird, ganz im Gegenteil.

Seinen Protagonisten Alexander Rosin beschreibt der Autor als einen selbstbewussten, neugierigen jungen Mann, der für seine Überzeugung einsteht und skeptisch, aber dennoch aufgeschlossen den Informationen, welche er im Lauf des Thrillers erhält, gegenübersteht. Dies macht seinen Charakter von Anfang an glaubhaft. Auch die Figur von Elena Vida ist sehr facettenreich und vor allem sehr überraschend angelegt. Auch die anderen Charaktere sind detailreich ausgearbeitet und man entwickelt schnell die entsprechenden Sympathien bzw. Antipathien für sie.


Fazit: Ein spannender, hervorragend recherchierter Kirchenthriller, der mühelos dem Vergleich mit Dan Browns "Iluminati" standhalten kann.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

{Rezension} Echo der Hoffnung von Diana Gabaldon

Übersetzer: Barbara Schnell
Gebundene Ausgabe: 1.024 Seiten
ISBN: 3764503033
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 27. November 2009
Preis: 24,95 €


Beschwerliche Reise zurück nach Schottland

Amerika im Jahr 1777 mitten im Unabhängigkeitskrieg. Dieser geht auch nicht unbemerkt an Frasers Ridge vorbei. Da Jamie jedoch dieses Mal mit Worten und nicht mit dem Schwert kämpfen möchte, entschließen sich er, Claire und Ian die Druckerpresse von Jamie aus Schottland zu holen, um so die Rebellen zu unterstützen. Doch natürlich gestaltet sich der Weg nach Schottland bei weiten nicht so einfach, wie die Drei sich dies vorgestellt haben und müssen so einige Abenteuer bestehen.

Zur gleichen Zeit kämpft William, der Sohn von Jamie, als junger Mann auf seiten der englischen Armee und muss im Lauf der Zeit einige Unwegsamkeiten überstehen, während sein Stiefvater Lord John seine weit reichenden Kontakte zur Spionage nutzt.

Schottland im Jahr 1980: Brianna und Roger sind mittlerweile heimisch geworden in Lallybroch und meistern ihren Alltag mit seinen kleinen und großen Problemen. Doch lässt die Macht der Steine die Beiden und ihre Kinder wirklich ein ruhiges Leben führen?

Dies ist ein grober Handlungsabriss des 7. Bands der Outlander-Saga von Diana Gabaldon. Und eigentlich sollte man meinen, dass diese Handlung - auf mehr als 1000 Seiten verteilt - genug Potential für die Autorin bietet, wieder eine spannende, unterhaltsame, mitfühlende, Geschichte rund und um Jamie & Claire zu schaffen. Jedoch weit gefehlt.

Gut die erste Hälfte der Geschichte dümpelt mehr oder weniger zwischen den Erzählsträngen um Jamie & Claire, Ian, Lord John, William und Brianna und Roger dahin, wobei eindeutig die Geschichte von Jamie & Claire zu kurz kommt. Mag sein, dass viele LeserInnen die Geschichten/Bücher von Lord John interessant finden, ok, aber dies ist ein Buch über Jamie & Claire und somit sollte ihre Geschichte im Vordergrund stehen. Wobei noch erschwerend hinzukommt, dass der Erzählstrang von Lord John bis gut zur Hälfte absolut keinen Einfluss auf die Geschehnisse in dem Buch hat. Es ist ganz interessant etwas mehr von William zu erfahren, sowie über Ian's Leben bei den Indianern. Auch werden während des kompletten Buches viele alte Bekannte wieder "ausgegraben", was stellenweise voraussetzt, dass man sich noch gut an die vorherigen Bände erinnern kann, da oft nicht auf die Hintergründe eingegangen wird. Dies empfand ich aber nicht unbedingt als negativ oder störend, sondern hatte bei mir viele Erinnerungen an die vorherigen Bände geweckt. Allerdings sind auch einfach zu viele Erklärungen über geschichtliche Ereignisse enthalten und auch stellenweise Kapitel, die einfach nichts zur Geschichte beitragen und man sich nach Beendigung des Kapitels fragt, was die Autorin einem damit denn jetzt sagen wollte. So kommt im ersten Teil beim Lesen kaum Spannung bzw. ein Bezug zum Buch auf.

Ich war während dieser Phase des Lesens oft versucht, das Buch enttäuscht und entnervt in die Ecke zu pfeffern, doch plötzlich ab Seite 500 ungefähr zog die Geschichte richtig an und man hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Auf einmal war es wieder die Highlander-Saga, man konnte plötzlich mitfühlen, mitleiden, mitlachen: man war mittendrin in der Geschichte und dies hielt sich dann mühelos bis zum Ende. Auf einmal tauchte wieder der herrlich trockene Humor von Diana Gabaldon auf, man war gefesselt von ihrer bildhaften Schreibweise über Land und Leute und ihren Figuren wurde endlich wieder Leben eingehaucht.

Mag sein, dass es auch daran lag, dass der Schwerpunkt endlich bei dem Leben von Jamie & Claire angekommen war und ich halt ein Fan der Beiden bin und nicht von Lord John (diese Romane find ich - bis auf den ersten - extrem langatmig).

Die einzelnen Handlungsstränge verknüpfen sich stellenweise recht logisch, obwohl mir immer noch recht unverständlich ist, wie sich alle so plötzlich und überraschend mehr oder weniger über den Weg laufen können. Aber gut, dass ist die Freiheit der Autorin bei ihrem Roman. Das Ende kommt etwas überraschend und einige Nebengeschichten bzw. Fragen bleiben offen, sodass man davon ausgehen kann, dass es hier noch (hoffentlich!!) eine Fortsetzung geben wird.

Mittwoch, 25. November 2009

{Rezension} Die Teufelshure von Martina Andre

Broschierte Ausgabe: 662 Seiten
ISBN: 335200773X 
Genre: Mystery Roman
Erscheinungsdatum: 20.November 2009
Preis: 17,95 €


Das Rätsel der Unsterblichkeit

Edinburgh im Jahr 1647: Während einer Hinrichtung trifft der Highlander John Cameron die junge, schöne Madlen McDonald, die vor kurzer Zeit aus den Highlands vor einer arrangierten Ehe entflohen ist und hier in den Lowlands einen reichen Gönner gefunden hat. Hierbei handelt es sich um den Parlamentsabgeordneten Lord Chester Cuninghame, der hinter vorgehaltener Hand auch der "schwarze Lord" genannt wird, da er angeblich mit dem Teufel im Bunde stehen würde. Schon bei ihrem ersten Treffen verlieben sich Madlen und John ineinander. Da Lord Cuninghame Madlen jedoch als sein Eigentum betrachtet und sie niemals freiwillig ziehen lassen würde, beschließen die Beiden zu fliehen. Doch ihre Flucht scheitert und John wird gefasst. Lord Cuninghame lässt seinen Einfluss spielen und als John der Prozess gemacht wird, wird er wegen Landesverrats zum Tode verurteilt. Doch der schwarze Lord scheint andere Pläne mit ihm zu haben, ist er doch Anführer einer geheimen Bruderschaft, die sich Panaceaer nennen und die das Rätsel der Unsterblichkeit entschlüsselt zu haben scheinen.

Im Jahr 2009 bekommt die junge Molekularbiologin Lilian von Stahl, von ihrem Bruder Alex eine unbekannte Schamanendroge namens Ayanasca geschickt, die angeblich Visionen aus dem Unterbewusstsein zu Tage fördern würde und man so einen Blick auf das Leben seiner biologischen Vorfahren werfen könnte. Eigentlich sollte sie diese Droge nur analysieren, doch Lilian startet einen Selbstversuch und sieht sich plötzlich einem Highlander aus dem 17. Jahrhundert gegenüber. Neugierig geworden versucht sie auf eigene Faust das Rätsel ihrer Vergangenheit zu entschlüsseln und gerät hierbei in tödliche Gefahr.

Der erste Teil des Buches erzählt die Geschichte von Madlen McDonald und John Cameron und stellenweise erinnert die Story zum einen an die Highlandsaga von Diana Gabaldon und zum anderen an den Film "Highlander - Es kann nur einen geben". Und obwohl einige Parallelen zu erkennen sind, erzählt Martina André doch eine völlig andere, interessante und spannende Geschichte, die eindeutig im Fantasy-Bereich anzusiedeln ist. Dieser Teil des Buches spielt in Schottland zur Zeit des englischen Bürgerkriegs und zeigt einem auf sehr bildhafte Weise das damalige Leben des einfachen Volkes mit seinen ganzen Widrigkeiten wie Krankheit und Armut auf. Und der Bürgerkrieg ist auch der ideale Hintergrund für die geheimen Machenschaften des schwarzen Lords, der so während den Wirren des Krieges ungezügelt seine Macht ausspielen und seine eigenen Interessen verfolgen kann.

Der zweite Teil spielt in der Gegenwart und erzählt die Geschichte von Lilian von Stahl, ihrer Familie und ihren schottischen Wurzeln. Durch Zufall trifft Lilian auf einen jungen Mann, der dem Highlander in ihrer Vision zum Verwechseln ähnlich sieht. Fast zeitgleich erlebt der ältere Dough Weir, Mitarbeiter einer Security-Firma, etwas sehr Mysteriöses bei einem seiner nächtlichen Rundgänge im Hafen von Leith. Dieses Ereignis führt ihn kurzer Zeit später mit Lilian zusammen und beide versuchen, das Rätsel um Lilians Vergangenheit zu entschlüsseln. Dies ist eindeutig der Thrillerteil des Buches, denn ab dem Moment, indem Lilian die Bildfläche betritt, wandelt sich der historische Roman zu einem atemberaubenden Thriller und man ist kaum noch fähig, das Buch aus der Hand zu legen.

Die Charaktere sind von der Autorin wieder gewohnt detailreich beschrieben. Ihr Protagonist ist eindeutig der charismatische, gutaussehende, selbstbewusste John Cameron. Die Figur von Madlen war mir anfangs etwas zu verhuscht und hat mich stellenweise mit ihrer ängstlichen Art doch ziemlich genervt, allerdings entwickelt sich ihr Charakter. Ganz anders ist hier die Figur von Lilian angelegt. Sie beschreibt Martina André als eine junge Frau mit einer sehr direkten, selbstbewussten Art, die einem sofort sympathisch ist. Charismatisch, düster und undurchsichtig sind dagegen die Charaktere von Lord Cuninghame und Bruder Mercurius angelegt, was aber natürlich auch ihrer zugdachten Rolle in dem Roman entspricht. Auch die Weggefährten von John sind facettenreich beschrieben, wobei hier die Figur des Paddy Hamlock heraussticht.

Fazit: Martina André ist es wieder einmal auf sehr eindrucksvolle Art und Weise gelungen, einen hervorragend gelungenen Mix aus Historie, Fantasy und Thriller zu schreiben, mit einer fabelhaften und sehr gut recherchierten Geschichte.

Donnerstag, 19. November 2009

{Rezension} Eisiges Blut von Robert Masello

Verlag: Fischer Verlag 
Übersetzer: Maria Poets
Taschenbuchausgabe: 640 Seiten
ISBN: 359618519X
Genre: Mystery Thriller
Erscheinungsdatum: 05. Oktober 2009
Preis: 8,95 €


Überraschende Entdeckung am Südpol

Als der Fotojournalist Michael Wilde den Auftrag erhält, für eine Fotoserie an den Südpol zu reisen, kommt dies seinem Gemütszustand nur recht. Durch einen Unfall liegt seine langjährige Freundin Kristin im Koma und Michael quält sich seitdem mit Schuldgefühlen. So genießt er die Abwechslung der beschwerlichen Anreise und schon schnell ist auch seine Abenteuerlust wieder geweckt und er stürzt sich voller Elan in das Abenteuer Südpol. Ohne Probleme findet er sich mit den unwegsamen Begebenheiten eines Forschungscamps zurecht und freundet sich schnell mit der Ärztin Charlotte und dem Wissenschaftler Darryl an. Als Darryl einen Tauchgang unternehmen will, ist Michael mit Begeisterung dabei, doch dieser Tauchgang wird sein Leben wie auch das der Bewohner des Forschungscamps entscheidend verändern. Nahe einem Gletscher ist eine Frau in Ketten gefesselt im Eis eingefroren, in ihrer Nähe wird noch eine Truhe entdeckt. Schnell kann er den Leiter den Forschungscamp von der Bergung überzeugen. Kaum ist die Eisleiche samt Truhe im Forschungscamp angekommen, überschlagen sich die Ereignisse.

Sehr anschaulich erzählt Robert Masello das Leben auf einem Forschungscamp am Südpol mit seinen ganzen Unwegsamkeiten, die das menschenfeindliche Wetter mit sich bringen. So taucht man mühelos in die Story ein und auch die teils wissenschaftlichen Erklärungen einiger Forschungsgebiete sind informativ und interessant in die Story eingearbeitet. Und das ist die Geschichte auch anfangs bis ca. zur Mitte des Buches hin: Ein spannender, interessanter Wissenschaftsthriller. Tja, und dann wirds mystisch bis phantastisch und - so ging es mir zumindest - ist man erst einmal etwas verwundert über die Wandlung, welche die Geschichte nimmt. Wenn man sich jedoch auf diesen Genrewechsel einlässt, bleibt die Story spannend erzählt, bedingt auch durch den wirklich flüssigen, lebendigen Schreibstil von Robert Masello.

Die Geschichte wechselt ständig zwischen Michael, den Geschehnissen im Forschungscamp und dem Leben von Eleanor und Sinclair Ende des 19. Jahrhunderts, bis sich schließlich beide Handlungsstränge in der Gegenwart wiederfinden. Auch in der Gegenwart bekommt man durch Rückblicke von Eleanor und Sinclair ihre Geschichte bis zum Auffinden im Eis erzählt. Dies ist durchweg spannend umgesetzt und die Wechsel wurden vom Autor gut gelegt, somit ist ein Weiterlesen meist unumgänglich.

Die Charaktere beschreibt der Autor sympathisch und detailreich, sodass man sehr schnell eine Vorstellung von ihnen erhält, besonders hier von seinem Protagonisten Michael. Allerdings sind die Figuren jetzt nicht unbedingt tiefgreifend beschrieben. So werden die Schuldgefühle von Michael, welche er durch den Unfall von Kristin hat, doch eher oberflächlich abgehandelt. Ok, dafür ist es halt auch ein Thriller bzw. Abenteuerroman, wo man dies auch nicht unbedingt erwartet. Warum der Autor diese Nebenstory jedoch eingebaut hat, bleibt mir ein Rätsel, da dies absolut unnötig für die Story ist und der Figur hierdurch keine Tiefe verliehen wird.


Fazit: Was wie ein Wissenschaftsthriller beginnt, endet als Fantasy Roman mit Science Fiction-Einschlag. Wer sich auf diesen abrupten Genrewechsel einlässt, bekommt eine interessante, spannende Geschichte geboten.

Dienstag, 17. November 2009

{Rezension} Familienpause von Annie Sanders


Verlag: rororo Verlag
Übersetzung: Ines Hein, Antje Nissen
Tachenbuchausgabe: 464 Seiten
ISBN: 3499249987
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 02. Juni 2009
Preis: 8,95 €

Das kann doch nicht alles gewesen sein,...

... dies sagt sich Sarah eines Tages. Seit die Zwillinge Claire und Tom auf der Uni sind, hat Sarah das Gefühl, ihr Leben ändern zu müssen. Das Eheleben mit David nervt sie, sie fühlt sich bei ihrer Arbeit als Musiklehrerin und mit der Hausarbeit unterfordert und nach reichlicher Überlegung kommt sie zu dem Entschluss, aus diesem Trott ausbrechen zu müssen. Genau richtig kommt ihr da die Einladung ihrer Freundin Nathalie, sie in Frankreich zu besuchen. Natürlich stößt sie mit ihrer Entscheidung bei ihrer Familie auf Unverständnis, doch David erklärt sich zähneknirschend bereit, ihr diese Auszeit zu ermöglichen. Voller Erwartung reist sie nach Frankreich und blüht regelrecht auf, besonders als der gutaussehende Fabien sich für sie zu interessieren scheint. Doch ist er wirklich der für den er sich ausgibt?


Annie Sanders erzählt die Geschichte einer Frau Anfang Vierzig, die nach dem Auszug ihrer Kinder das Bedürfnis verspürt, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Wahrscheinlich hat das jeder schon einmal empfunden, der sich in einer langjährigen Beziehung befindet. Einfach ausbrechen aus dem täglichen Einerlei, sich an seine Jugendträume erinnern und diese verwirklichen zu wollen. Mit der Einladung ihrer Freundin Nathalie ermöglicht sich diese Möglichkeit für Sarah. Und sie genießt diese Auszeit in vollen Zügen. Währenddessen kämpft ihr Mann David mit dem ungewollten Singleleben und lässt sich erst einmal hängen und bemitleidet sich selbst. Und auch Claire und Tom, die neunzehnjährigen Zwillinge, müssen mit der neuen Situation zurechtkommen, wobei dies Tom bei weitem besser gelingt als Claire. Ja, und dann erst noch der Rest der Familie (Eltern, Schwiegereltern, Geschwister) und die lieben Freunde und die Nachbarschaft. Natürlich ist das Gerede groß, manche bewundern Sarah für ihren Mut, andere betrachten sie als hartherzig und egoistisch. Also die volle Bandbreite und alle Klischees werden bestens bedient.

Die Geschichte wird meist aus Sicht von Sarah erzählt, allerdings kommt auch David zu Wort und auch auf das Gefühlsleben ihrer Tochter Claire wird in einigen Kapiteln eingegangen. Alle Charaktere sind lebendig und sympathisch beschrieben. Allerdings auch hier wieder klischeehaft. Sarah, die fürsorgende Ehefrau und Mutter, die aber eigentlich doch endlich mal sich selbst finden möchte; der hart arbeitende, karrierebewusste Ehemann David, der jeden Abend pünktlich nach Hause kommt, einmal die Woche mit seinen alten Kumpels Fußball spielt und sich ansonsten von Claire alles vor die Füße tragen lässt; die guterzogenen, intelligenten, hübschen Zwillinge, die ihre kleinen Problemchen haben. Wobei Claire, die mit der Trennung ihrer Eltern nicht zurechtkommt, dann doch rebelliert und mit selbstzerstörerischen Mitteln um Hilfe ruft. Was jedoch auch einen sehr typischen, vorhersehbaren Verlauf nimmt.

Die Geschichte plätschert gut die Hälfte des Buches mehr oder weniger vor sich hin, ohne dabei jetzt langweilig zu sein. Dafür sorgt schon der flüssige, lebendige Schreibstil von Annie Sanders. Erst im letzten Drittel überschlagen sich regelrecht die Ereignisse und hier kommt dann auch ein wenig Spannung auf, wobei jedoch einfach der Ausgang der Geschichte sehr vorhersehbar ist.


Fazit: Wer einfach gut unterhalten werden möchte, keinen Roman mit Tiefgang erwartet und nichts dagegen hat, dass dieser sich dem Thema entsprechend vielen Klischees bedient und kein überraschendes Ende erwartet, ist bei dem vorliegenden Roman genau richtig. Ideal als Urlaubslektüre.

Montag, 16. November 2009

{Rezension} Erbarmen von Jussi Adler-Olsen

Verlag: dtv Verlag
Übersetzer: Hannes Thiess
Broschierte Ausgabe: 420 Seiten
ISBN: 3423247517
Genre: Skandinavischer Thriller / Dänemark
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2009
Preis: 14,90 €


Warum bist Du hier?? 

Das ist die alles entscheidende Frage in Merete Lynggaard momentanen Leben. Als sie mit ihrem geistig behinderten Bruder Uffe einen Schiffsausflug macht, wird die junge Politikerin entführt und seitdem in einem betonierten Raum gefangen gehalten. Das erste Jahr muss sie in völliger Dunkelheit leben, dann kommt die alles entscheidende Frage ihrer Entführer, auf die Merete jedoch keine Antwort findet. Darauf folgt ein Jahr im Dauerlicht und wieder wird danach die entscheidende Frage gestellt, deren Antwort Merete auch dieses Mal schuldig bleiben muss. In der Zwischenzeit geht der Rest der Welt davon aus, dass sie bei dem Bootsausflug über Bord gegangen ist. Als im Morddezernat Kopenhagen das Sonderdezernat Q eingerichtet wird und Carl Mork die Leitung übernimmt, rollt dieser den Fall Lynggaard wieder auf und stößt zusammen mit seinem syrischen Assistenten Hafez el-Assad auf einige Ungereimtheiten. Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Nachdem Carl Mork bei einem Einsatz verletzt wurde, einer seiner Kollegen starb und ein anderer seitdem schwerstverletzt im Krankenhaus liegt, beginnt er nun seinen Dienst wieder. Allerdings ist Carl zwischenzeitlich noch zynischer geworden und eine Zusammenarbeit mit ihm wird für seine Kollegen immer schwieriger. Und so nutzt sein Chef die Chance und überträgt Carl die Leitung des Sonderdezernats Q, ein neu geschaffenes Dezernat, das sich mit ungeklärten Fällen beschäftigen soll. Aus Platzgründen wird die Einheit in den Keller verlegt und Carl bekommt mit Assad einen Assistenten zur Seite gestellt. Anfangs hat Carl nichts Besseres zu tun, als die Akten von links nach rechts zu schieben, Computerspiele zu spielen und den Tag zu verschlafen. Doch so langsam "erwacht" der Polizist in ihm wieder und bald schon stecken Carl und Assad mitten in den Ermittlungen um das Verschwinden von Merete.

Der gesamte Psychothriller ist atmosphärisch dicht umgesetzt, zu keiner Zeit kommt auch nur der Hauch von Langeweile auf. Ganz im Gegenteil, man ist von Anfang an gefesselt an die Geschichte. Lange Zeit rätselt man genau wie Merete über das Warum nach. Warum wird sie festgehalten und vor allem, was will der oder die Entführer? Welche Ziele verfolgen sie? Diese Fragen werden im letzten Drittel gelöst, wobei man jedoch nach gut der Hälfte des Thrillers die Lösung erahnen kann. Die Story ist absolut schlüssig umgesetzt, die Erzählstränge wechseln ständig zwischen den Ermittlern und Merete und die Lösung des Falls ist so logisch, dass man sich wundert, nicht gleich zu anfangs schon darauf gekommen zu sein.

Die Beschreibungen von Merete in ihrem isolierten Betonraum sind sehr bedrückend und unvorstellbar grausam. Die Entführer nehmen ihr ihre Würde, indem sie sie rund um die Uhr per Kamera überwachen und ihr somit keine Intimsphäre gestatten wie auch absolut keine hygienischen Möglichkeiten - bis auf einen Toiletteneimer - zur Verfügung stellen. So muss sie während der ganzen Jahre in ein und derselben Kleidung verbringen, hat keine Möglichkeit sich zu waschen oder die Zähne zu putzen. Essen und Trinken erhält sie einmal pro Tag durch eine Schleuse und das war es auch schon. Kommunikation findet nur einmal im Jahr zu ihrem Geburtstag statt. Die Entführer halten sie wie ein Tier und Merete droht mehr als einmal, an ihrer Gefangenschaft zu zerbrechen.

Trotz der beklemmenden Geschichte gelingt es Jussi Adler-Olsen zwischendurch immer wieder, einem zum Schmunzeln und stellenweise sogar zum Auflachen zu bringen. Sein Protagonist Carl ist herrlich zynisch, selbstironisch und ein absoluter Einzelgänger. Ihm zur Seite steht ihm der Syrer Assad, eigentlich nur als Putzmann und "Mädchen für alles" gedacht, entwickelt er sich im Lauf der Story zu einem unverzichtbaren Helfer mit ungeahnten Fähigkeiten. Die Kabbeleien der Beiden sind erfrischend und lockern das Ganze etwas auf. Auch die anderen Charaktere sind sehr facettenreich, lebendig beschrieben und überraschen ein ums andere Mal.

Fazit: Jussi Adler-Olsen ist mit "Erbarmen" ein hervorragender Psychothriller gelungen, der einen von der ersten Seite an fesselt, einen Protagonisten vorzuweisen hat, den man mit seinem Macken einfach mögen muss und einer Story, die einfach nur alptraumhaft ist.

Mittwoch, 11. November 2009

{Rezension} Öland von Johan Theorin

Verlag: Piper Verlag 
Übersetzer: Kerstin Schöps
Taschenbuchausgabe: 446 Seiten
ISBN: 3492253687
Genre: Skandinavischer Krimi / Öland
Erscheinungsdatum: 20. Februar 2009
Preis: 9,95 €


Der schwere Weg zurück

Vor rund 20 Jahren ist Julias kleiner Sohn Sven spurlos auf Öland im Nebel verschwunden. Sofort angesetzte Suchaktionen haben nichts ergeben und jedermann glaubte damals, dass er im Meer ertrunken ist. Bis auf Julia! Sie konnte sich mit seinem Verschwinden nie abfinden und leidet heute noch darunter und hofft ständig, dass er eines Tages wieder auftaucht. Darüber ist sie stark depressiv geworden. Als nun ihr Vater anruft und ihr erzählt, dass ihm ein Beweisstück zugespielt wurde, reist sie mehr widerwillig nach Öland, um ihren Gerlof bei der Aufklärung um Jens' Verschwinden zu unterstützen. Und langsam kristallisiert sich eine Spur heraus, die immer wieder zu dem toten Nils Kant führt. Aber ist Nils wirklich tot oder lebt er versteckt auf der Insel? Die Lösung dieser Frage bringt Julia und ihren Vater Gerlof in Lebensgefahr.

Atmosphärisch dicht hat Johan Theorin sein Erstlingswerk umgesetzt. Fast sofort fühlt man sich hineinversetzt in die düstere, mystische und fast schon depressive Oktoberstimmung auf Öland. Und so erhält man mühelos eine sehr gute Vorstellung von der Insel und deren Bewohner.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit. Einerseits ist man bei den "Ermittlungen" von Julia und Gerlof dabei, wie sie der Vergangenheit und den Geheimnissen der Insel und deren Bewohner auf die Spur kommen. Zum anderen erfährt man in Rückblenden etwas über das Leben von Nils Kant, dessen Geschichte in den 1940er Jahren beginnt. Sehr schnell merkt man, dass Nils eine Schlüsselrolle um das Verschwinden von Jens spielt. Was es allerdings mit dessen Verschwinden auf sich hat und wie Nils darin verwickelt ist, erfährt man erst im letzten 1/3 des Krimis und die Auflösung ist wirklich sehr gelungen und schlüssig umgesetzt.

Seine Protagonistin Julia beschreibt der Autor anfangs als eine trauernde, psychisch sehr labile Frau, die immer noch jeden Tag hofft, dass Jens endlich wieder zurückkehrt. Sie lebt eindeutig in der Vergangenheit und dieser Schicksalsschlag hat sie über die Jahre hinweg zermürbt. Ihre Rückkehr nach Öland hilft ihr nach und nach in die Gegenwart zurückzukehren und wieder Lebensmut zu fassen, sowie mit dem Verschwinden ihres Sohnes umzugehen. Diese Wandlung ist fast fließend und sehr einfühlsam von Johan Theorin beschrieben. Wie übrigens alle seine Charaktere sehr einfühlsam, lebendig und facettenreich beschrieben sind.

Die Story beginnt mit der Rückkehr von Julia auf Öland und schnell kristallisiert sich heraus, dass das Verschwinden von Jens etwas mit Nils Kant zu tun haben muss, der allerdings zum Zeitpunkt des Verschwindens angeblich schon mehrere Jahre tot war. Dieses Wissen gibt der Geschichte einen etwas mystischen Anstrich, wodurch auch recht schnell Spannung aufgebaut wird. Und diese hält sich mühelos über die gesamte Story hinweg, wobei die Spannung stellenweise nur unterschwellig zu spüren ist und sich fast unmerklich steigert.


Alles in allem ein absolut gelungenes Debüt von Johan Theorin, der mit "Öland" einen sehr spannenden, mystisch angehauchten, etwas melancholischen Krimi geschaffen hat, der einem von der ersten Seite an fesselt.

Montag, 9. November 2009

{Rezension} Liebeskind: Kommissarin Greves zweiter Fall von Christine Westendorf

Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3442370752 
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 07. September 2009
Preis: 8,95 €


Den Mörder gleich zu Anfang präsentiert = gebremste Spannung

Kommissarin Anna Greve und ihr Kollege Lukas Weber stehen vor einem Rätsel. Binnen einer Woche ereignen sich zwei unterschiedliche Morde, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Allerdings kannten sich die beiden Mordopfer; während der Schulzeit waren sie die besten Freunde. Liegt hier das Motiv versteckt? Da einer der Morde in den Zuständigkeitsbereich der Polizei in Hannover fällt, erhalten Greve und Weber Unterstützung durch Kommissarin Sigrid Markisch. Allerdings ist diese sehr schnell der Auffassung, dass das Motiv bei den Anlagegeschäften eines der Mordopfer zu suchen ist. So laufen die Ermittlungen in verschiedene Richtungen, allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse. Dann geschieht ein dritter Mord und plötzlich haben die Ermittler eine heiße Spur.

In ihrem zweiten Fall ermittelt die sympathische Hamburger Kommissarin dieses Mal in dem kleinen Ort Maschen. Die Ermordeten Torsten Lorenz und Rainer Herold sind zusammen zur Schule gegangen und besonders Rainer hatte nie eine Gelegenheit ausgelassen, seine Mitschüler zu mobben. Besonders die durch ein Feuermal im Gesicht gezeichnete Elsa hatte unter seinen Schikanen zu leiden. Sie, als Kind und Jugendliche nicht besonders hübsch, leicht dicklich, aus einem zerrütteten Elternhaus, introvertiert und seelisch gestört, kehrt nach Jahren in ihr altes Heimatdorf zurück, um sich an den Peinigern ihrer Schulzeit zu rächen.

In Rückblenden lernt man nach und nach die schwierige Kindheit von Elsa kennen, was die Autorin sehr eindringlich beschreibt. So erfährt man schnell die Beweggründe für die Morde und erhält dadurch eine Erklärung für ihre unbändige Rachsucht. Den Charakter von Elsa beschreibt die Autorin nicht unbedingt symphatisch. So stellt sie Elsa als eine sehr eigennützige, ichbezogene junge Frau dar, deren Gedanken sich einzig und allein um sich selbst und ihre Rache drehen.

Die Ermittlerin Anna Greve muss sich in diesem Band mit ihrem verantwortungslosen Mann herumärgern sowie ihrem ältesten Sohn Ben. Der Vierzehnjährige scheint sich ein paar "falsche" Freunde ausgesucht zu haben und probiert seine ersten Joints aus. Auf Hilfe von ihrem Mann Tom kann sie nicht rechnen, da dieser lieber jedem Problem aus dem Weg geht und so ziehen sich die Probleme über den ganzen Krimi hinweg, wobei das Thema meines Erachtens etwas zu lasch abgehandelt wird. Dadurch wirkt diese Nebenstory für mich etwas konstruiert und scheint nur erzählt zu werden, um dem Leser hier ein wenig das Privatleben von Anna näher zu bringen.

Dadurch, dass man bereits nach wenigen Seiten die Mörderin kennt wie auch das Motiv, wobei der Hauptgrund der Morde erst zum Schluss enthüllt wird, nimmt dies dem Krimi ziemlich die Spannung. So gehen einem stellenweise die Ermittlungen einfach zu schleppend voran, besonders zur Mitte hin zieht sich der Krimi doch ganz schön. Erst zum Ende hin, da sich hier auch noch eine interessante Wendung ereignet, wird er wieder richtig spannend bis zum wirklich fesselnden Finale.

Mittwoch, 4. November 2009

{Rezension} Angeklagt von Robert Rotenberg



Verlag: rororo Verlag 
Übersetzer: Edith Beleites
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3499248107
Genre: Thriller International / Kanada
Erscheinungsdatum: 02. November 2009
Preis: 9,95 €


"Ich habe sie getötet"

Als der indische Zeitungsbote wie jeden Morgen dem bekannten Radiomoderator Kevin Brace seine Zeitung geben möchte, findet er ihn völlig verstört vor seiner Wohnungstür stehen. Brace sagt nur einen Satz: "Ich habe sie getötet!". Dann verstummt er. Staatsanwaltschaft, seine Rechtsanwältin Nancy Parish und die Polizei, vertreten durch Inspector Ari Greene und Officer Daniel Kennicott beginnen mit ihrer Arbeit. Und obwohl der Fall eindeutig zu sein scheint, treten doch einige Merkwürdigkeiten auf, die besonders Greene und Kennicott keine Ruhe lassen und sie selbst nach Prozesseröffnung ihre Ermittlungen nicht beenden lassen.

Der in Toronto lebende Autor Robert Rotenberg, der als Journalist und Anwalt arbeitet, beginnt seinen Justizthriller sofort mit dem Tod von Katherine Torn. So ist man beim Lesen sofort mitten im Geschehen und sehr schnell fallen einem beim Lesen einige Ungereimtheiten auf, die darauf schließen lassen, dass der Tod von Braces Lebensgefährtin doch nicht so eindeutig ist wie es anfangs den Anschein hat.

Während des Lesens ist man immer auf demselben Wissenstand wie Staatsanwaltschaft, Polizei und Verteidigung. Zwischen deren Erzählsträngen wird ständig gewechselt, sodass sich die Spannung praktisch von Anfang an auf einem hohen Niveau hält und die überraschenden und vor allem nicht unbedingt voraussehenden Wendungen in dem Fall steigern die Spannung zum Ende hin sehr.

Der Autor stellt einem im Laufe seines Thrillers seine Protagonisten und deren Privatleben vor. So lernt man nach und nach die Charaktere von Nancy Parish, Ari Greene, Daniel Kennicott und Albert Fernandez von der Staatsanwaltschaft kennen. Sie sind alle durchweg facettenreich und lebendig beschrieben, sodass man sich schnell ein Bild von ihnen machen kann. Die einzig wirklich undurchsichtige Person während des ganzen Thrillers bleibt der Hauptverdächtige Kevin Brace. Da er sich strikt weigert, während des gesamten Prozesses auch nur ein Wort zu sagen, ist einem absolut nicht ersichtlich, welches Motiv hinter seinem Handeln steht.

Heimliche Protagonistin des Thrillers ist jedoch die Stadt Toronto. Man merkt fast auf jeder Seite die Verbundenheit des Autors zu seiner Stadt. So erhält man ganz nebenbei anschaulich und informativ viele architektonische, geschichtliche und kulturelle Informationen rund um Toronto vermittelt, die durchgehende geschickt in die Story eingearbeitet sind.


Fazit: Mit seinem sehr flüssigen und lebendigen Schreibstil und seinem fundierten Fachwissen ist Robert Rotenberg mit seinem Debütroman ein hervorragender Justizthriller gelungen, der sich ohne Probleme mit den ersten Grisham-Thriller messen kann. Robert Rotenberg schreibt bereits an seinem zweiten Roman.

Dienstag, 3. November 2009

{Rezension} Angels - Meine Rache währt ewig von Lisa Jackson

Übersetzer: Kristina Lake-Zapp
Broschierte Ausgabe: 560 Seiten
ISBN: 3426663724
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 02. November 2009
Preis: 14,95 €



Zurück ins "alte" Leben - mit Startschwierigkeiten

Nachdem sich Kristi Bentz von dem Anschlag eines Psychopathen auf ihr Leben erholt hat, möchte sie an ihre alte Uni zurückkehren. Allerdings ist ihr Vater, Detective Rick Bentz, vom New Orleans Police Department hiervon keineswegs begeistert. Am All Saints College sind in den letzten 1 1/2 Jahren vier junge Studentinnen verschwunden, jedoch scheint sich außer der Polizistin Portia Laurent vom Baton Rouge Police Department, niemand für ihr Verschwinden zu interessieren. Als Kristi auf dem Campus ankommt und nach kurzer Zeit erfährt, dass sie das Appartement einer der verschwundenen Mädchen bewohnt, wird sie neugierig und beginnt, zusammen mit ihrem Professor und Ex-Freund Jay McKnight, eigene Nachforschungen anzustellen. Diese führen sie sehr schnell auf eine Spur, die verdächtig viel mit dem Vampyrismus-Seminar von Dr. Grotto zu tun hat.

Grundlage von Lisa Jacksons neuem Thriller ist der Vampirismus. Kristi kommt sehr schnell einer Gruppe von Studentinnen auf die Spur, die sich mit dem Vampir-Kult sehr intensiv zu beschäftigen scheinen und ihrem Professor, dem mysteriösen Dominik Grotto, verfallen zu sein scheinen. Doch hat das Verschwinden der jungen Studentinnen wirklich etwas mit dieser Sekte zu tun oder handelt es sich hierbei nur um einen Zufall und alle vier Frauen sind einfach ausgerissen, so wie ihre Familien vermuten.

Die Geschichte beginnt mit dem Eintreffen von Kristi auf dem Campus. Bedingt durch den noch nicht lange zurückliegenden Angriff eines Psychopathen auf ihr Leben, war ihr Vater überbesorgt um sie und Kristi ist überglücklich, endlich ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können und stürzt sich voller Tatendrang in das Campusleben. Dort trifft die selbstbewusste, überaus neugierige und eigensinnige Kristi auf ihre Jugendliebe und jetzigen Dozenten für Kriminologie Jay McKnight. Dieser, anfangs immer noch hin- und hergerissen in Bezug auf seine Gefühle zu Kristi, wird schnell von ihrer Neugier angesteckt und unterstützt sie bald tatkräftig bei ihren Privatermittlungen. Natürlich ist von Anfang an klar, dass sich zwischen den Beiden wieder eine Liebesbeziehung entwickelt, die von der Autorin gewohnt erotisch und humorvoll beschrieben wird.

Das Lisa Jackson bei ihrem Thriller ständig zwischen den Handlungsträngen wechselt und auch den Mörder zu Wort kommen lässt, ist die Spannung von Anfang an auf hohem Niveau und hält sich bis zum Ende mühelos, welches teilweise voraus zu ahnen ist und doch noch mit einer Überraschung aufwarten kann.

Allerdings und deswegen auch nur 4 Sterne, sind manche Szenen doch etwas an den Haaren herbeigezogen. So ist für mich das Verhalten von Kristi stellenweise sehr unglaubwürdig. Gerade wieder genesen von mittlerweile zwei Angriffen von Psychopathen, stürzt sie sich ohne Angst zu zeigen wieder in ein neues Abenteuer und riskiert hier bewusst ihr Leben. Und außer einigen merkwürdigen Visionen sind keine bleibenden psychischen Schäden von den Überfällen zurückgeblieben. Schon schwer nachvollziehbar. Auch wird immer wieder betont, wie klein die Universität ist, und dass dann binnen 1 1/2 Jahren einfach so vier Studentinnen verschwinden können, ohne dass sich hierfür groß die Polizei oder die Uni interessiert, fand ich auch etwas konstruiert. Aber abgesehen davon überzeugt der flüssige, lebendige Schreibstil von Lisa Jackson und sie versteht es mühelos, einen an das Buch zu fesseln.

Aber alles in allem ist Lisa Jackson wieder ein spannender Thriller gelungen, bei dem man auch wieder einigen Personen aus Shiver und Cry begegnet. Allerdings muss man diese beiden Thriller nicht gelesen haben, um sich in der Story zu Recht zu finden.

Sonntag, 1. November 2009

{Rezension} Die bleiche Hand des Schicksals von Julia Spencer-Fleming

Übersetzer: Frauke Czwikla
Taschenbuchausgabe: 544 Seiten
ISBN: 3426504596
Erscheinungsdatum: 01. August 2009
Preis: 6,00 €

Lieber spät als nie

Kurz nachdem Pastorin Clare Fergusson und Mrs. Marshall, Verwalterin des Ketchem-Fonds, dem Leiter des Armenkrankenhauses Dr. Rouse mitteilen, dass er keine weitere Unterstützung aus dem Fond für sein Krankenhaus erhält, verschwindet er spurlos. Schnell fällt der Verdacht auf Debba Clow. Sie hatte einen Rachefeldzug gegen Dr. Rouse begonnen, da dieser ihrer Meinung nach am Autismus ihres kleinen Sohnes schuld sein soll. Doch die Ermittlungen von Sheriff Russ van Alstyne und Clare Fergusson führen noch in eine andere Richtung. Vor 70 Jahren verschwand Jonathan Ketchem, der Vater von Mrs. Marshall ebenfalls spurlos. Gibt es hier eine Verbindung?

Gemächlich lässt Julia Spencer-Fleming ihren Krimi beginnen. Zuerst wird dem Leser das Leben in dem kleinen beschaulichen Städtchen Millers Kill, nahe New York, näher gebracht. Um das Dach der Kirche reparieren lassen zu können, muss einiges an Geld aufgebracht werden, was sich ein wenig schwierig gestaltet. So entschließt sich Mrs. Marshall einen Teil des von ihrer verstorbenen Mutter eingerichteten Fonds für die Reparatur der Kirche zu verwenden. Eigentlich ist der Fond nur für die Finanzierung des Armenkrankenhauses, welches von ihrer Mutter ins Leben gerufen wurde, bestimmt. Clare fühlt sich nicht so ganz wohl mit dieser Entscheidung, muss ihr aber zustimmen, ansonsten kann die Kirche nicht repariert werden. In diesem Zusammenhang wird sie auch auf die Geschichte der Ketchem-Familie aufmerksam und beschäftig sich intensiv damit.

Und so wechseln die Erzählstränge zwischen Vergangenheit und Gegenwart und der Leser erfährt nach und nach mehr vom Leben der Ketchems, welches in Zusammenhang mit dem Verschwinden von Dr. Allan Rouse zu stehen scheint. Diese Wechsel sind gut getroffen und enden natürlich jedes Mal an der interessantesten Stelle, sodass man ein ums andere Mal zum Weiterlesen angeregt wird.

Ihre Protagonisten Clare und Russ beschreibt die Autorin sehr sympathisch und lebendig, sodass man schnell eine Vorstellung von ihnen erhält. Ihr Umgang miteinander ist erfrischend, vertraut und freundschaftlich. Allerdings bekommt man schnell das Gefühl, dass beide mehr füreinander empfinden, als sie zeigen. Ebenso detailreich und liebenswert sind auch die weiteren Mitwirkenden beschrieben.

Spannung baut sich während des kompletten Buches eigentlich kaum auf. Klar ist man neugierig, wie die beiden Fälle miteinander zusammenhängen und dies ist von der Autorin auch sehr unterhaltsam und flüssig beschrieben, aber spannend ist es nicht wirklich. Jedoch fühlt man sich während des kompletten Buches sehr gut unterhalten.

Gelegentlich wird auf eines der vorherigen Bände hingewiesen. Allerdings muss man diese meiner Meinung nach nicht gelesen haben, um das vorliegenden Buch zu verstehen. Ich kenne die Vorgänger nicht und habe mich mühelos in der Geschichte zurecht gefunden.


Fazit: Alles in allem ein netter, unterhaltsamer Krimi mit einem sehr sympathischen Ermittlerduo.

 

Freitag, 30. Oktober 2009

{Rezension} Das geheime Siegel von James Twining

Übersetzer: Axel Merz
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3404159411
Genre: Thriller International
Erscheinungsdatum: 18. Februar 2009
Preis: 8,95 €


Auf der Suche nach der "echten" Mona Lisa

Tom Kirks väterlicher Freund wird in Sevilla, während vermummte Büßer durch die Stadt ziehen, brutal ermordet. In Schottland verschwindet ein wertvolles Gemälde, zurück bleibt eine schwarze Katze. Dies war das Markenzeichen von Tom Kirk, als er noch als Kunstdieb tätig war. Mittlerweile als Experte für Kunstdiebstähle im Einsatz wird er zu dem Gemälderaub hinzu gerufen und schnell ist klar, dass die Botschaft der schwarzen Katze eindeutig für ihn bestimmt ist. Sein alter Feind Ludovic Royal, genannt Milo, scheint wieder aktiv zu sein und augenscheinlich plant Milo den Coup des Jahrhunderts: Den Diebstahl des berühmtesten Gemäldes der Welt. Um dies zu verhindern, reist Tom nach Paris und dort trifft er auch Jennifer Browne wieder, die gerade hinter einem Ring von Kunstfälschern her ist.

Die Idee an sich ist ja nicht schlecht. Wie kann man sich sicher sein, dass im Louvre wirklich die echte Mona Lisa hängt. Könnte sie nicht bei ihrem Diebstahl im Jahr 1911 ausgetauscht worden sein, oder aber bei ihrer Rundreise durch Frankreich während des 2. Weltkriegs und heute bewundern wir alle eine Fälschung. Viele Mythen und Rätsel ranken sich um das kleine Bild im Louvre und geschickt spielt James Twining hier mit diesem Mythos und strickt eine intelligente und rasante Story rund um die Mona Lisa.

So ist die Spannung - auch bedingt durch interessante und überraschende Wendungen in der Story - von Anfang an vorhanden und hält sich mühelos bis zum Ende hin. Interessant ist auch, dass Tom Kirk im vorliegenden dritten Teil rund um seine Person endlich nähere Informationen über seinen verstorbenen Vater erhält. Dies ist natürlich besonders für Leser, die die beiden vorherigen Bände schon kennen, sehr interessant.

Seinen Protagonisten beschreibt James Twining sympathisch und detailreich, sodass man schnell einen Bezug zu ihm erhält. Auch alle weiteren Charaktere sind sehr facettenreich beschrieben und haben Tiefe.

Alles in allem ist James Twining mit seinem dritten Teil um seinen Protagonisten Tom Kirk wieder ein solider, fesselnder Thriller gelungen, der von der ersten Seite an überzeugt.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

{Rezension} Sie sehen dich von Harlan Coben

Verlag: Goldmann Verlag 
Übersetzer:  Gunnar Kwisinski
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3442468620
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 24. August 2009
Preis: 8,95 €


Das Geheimnis eines Teenagers

Tia und Mike Baye aus Livingston nahe New York sind besorgt. Seit dem Selbstmord seines Freundes vor vier Monaten ist ihr sechzehnjähriger Sohn Adam verändert. Von heute auf morgen hat er mit Eishockeyspielen aufgehört, ist verschlossen, in der Schule schlechter geworden, verbringt viel Zeit vor seinem PC und kommt nach Hause wann er will. Aus diesem Umstand heraus entschließen sich Tia und Mike ihren Sohn mit Hilfe neuester Softwareprogramme zu überwachen. Doch plötzlich verschwindet Adam spurlos und Tia und Mike begeben sich auf die verzweifelte Suche nach ihrem Ältesten, die sie bald in tödliche Gefahr bringt.

Neben der Geschichte von Adam und seinen Eltern erzählt Harlan Coben in einem weiteren Erzählstrang die Geschichte von Pietra und Nash, einem Pärchen, welches mordend durch Livingston und Umgebung zieht. Welche Gemeinsamkeiten diese beiden so unterschiedlichen Erzählstränge verbinden, erfährt man erst fast zum Schluss des Thrillers. Anfangs gewährt der Autor einem erst einmal einen kleinen Einblick in das gutbürgerliche Leben der Bayes und ihrem Umfeld. Da jedoch diese mit den Erzählungen von Pietra und Nash ständig wechseln, ist die Spannung recht schnell vorhanden und im Laufe des Thrillers steigert sich diese ständig, bis zum Ende hin die Fäden dann spannungsgeladen zusammen laufen. Die Lösung ist wirklich überraschend und hier wurde ein bisher bei uns noch nicht so bekanntes Problem bei Jugendlichen behandelt.

Seine Protagonisten Tia und Mike Baye beschreibt Harlan Coben als gutsituiertes Ehepaar Mitte Vierzig. Tia ist eine selbstbewusste, unter einen ziemlichen Kontrollwahn leidende Mutter, die nach jahrelanger Elternzeit wieder in ihren alten Beruf als Anwältin zurückgekehrt und hiermit sehr zufrieden ist. Ihr Mann Mike, ein sportbegeisterter Arzt, hat eher weniger Verständnis für Tias Kontrollverhalten. Allerdings stimmt er aus Sorge um Adam dann doch der Überwachung seines PCs zu. Auch die weiteren Charaktere sind detailreich beschrieben und stellenweise gewollt sehr undurchsichtig und nicht berechenbar.

Die Sorgen und Ängste der Eltern hat der Autor meiner Meinung nach überzeugend und vor allem auch nachvollziehbar beschrieben. Der Charakter von Adam bleibt verständlicherweise sehr undurchsichtig und obwohl er eigentlich die Hauptfigur des Thrillers ist, erfährt man von ihm sehr wenig, sodass man immer auf dem gleichen Wissenstand seiner Eltern ist. Dies und die überraschenden und nicht vorhersehbaren Wendungen der Story halten die Spannung konstant auf hohem Niveau.


Fazit: Mit seinem neuesten Buch ist Harlan Coben wieder ein sehr fesselnder Thriller bis zur letzten Seite gelungen, der in keiner Weise voraussehbar ist.

Dienstag, 27. Oktober 2009

{Rezension} Kap der Finsternis von Roger Smith

Verlag: Tropen Verlag
Übersetzer: Jürgen Burger / Peter Torberg
Gebundene Ausgabe: 356 Seiten
ISBN: 3608502025
Genre: Thriller International / Südafrika
Erscheinungsdatum: Februar 2010, 3. Auflage
Preis: 21,90 €



Ein Zufall lässt das Leben einer Familie aus dem Ruder laufen

Jack Burn ist mit seiner kleinen Familie aus den USA nach Kapstadt geflohen. Dort lebt er mit falscher Identität zurückgezogen ein sorgenfreies Leben. Bis zu dem Tag als zwei Gangmitglieder sich seine Wohnung für einen Einbruch aussuchen. Damit seine wahre Identität, die ihn in den USA eine lebenslange Gefängnisstrafe einbringen würde, nicht auffliegt, ermordet er die beiden Gangster. Dies wird durch Zufall von einem farbigen Wachmann beobachtet und ruft einen korrupten fetten Polizisten auf den Plan. Und von dem Moment an läuft das Leben von Jack und das seiner kleinen Familie komplett aus dem Ruder.

Ohne Zweifel wurde in den letzten Jahren viel für die Sicherheit in Kapstadt getan, bedingt auch einfach aus der Notwendigkeit heraus, den Tourismus im Land zu halten und noch zu fördern. Allerdings zeigt uns der in Kapstadt aufgewachsene Südafrikaner Roger Smith in seinem Debütroman auch eine andere Seite von Kapstadt. Die der Cape Flats, wo ein Menschenleben nichts zählt und er weiß wovon er schreibt. Schließlich lebt er mit einer Frau aus den Cape Flats zusammen. So muss man also davon ausgehen, dass seine gewalttätigen Szenen in Bezug auf Drogen, Vergewaltigung und Mord durchaus der Realität entsprechen.

Die Sprache von Roger Smith ist durchweg direkt und stellenweise sehr brutal, aber sie passt einfach perfekt zur Story. Die Spannung ist praktisch von der ersten Seite vorhanden, da der Plot direkt mit dem Einbruch der Gangster beginnt und hält sich mühelos bis zum extrem fesselnden Showdown. Immer wieder lässt der Autor den Leser einen Blick in das brutale Leben auf den Cape Flats werfen, allerdings zeigt er auch einige - wenn auch sehr wenige - gute Seiten, sodass dieser Blick durchaus nicht einseitig gezeichnet ist.

Seine Charaktere sind durchweg sehr komplex. Sein Protagonist Jack Burn, ein Mann Mitte Vierzig, Vatereines kleinen Sohnes und mit hochschwangerer Frau hat im Golfkrieg gekämpft und ist ein hoffnungsloser Glückspieler. Während des kompletten Thrillers hat er eigentlich keine Chance, auch mal selbst zu agieren, sondern ist ständig gezwungen, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und entsprechend zu reagieren. Der zweite Hauptakteur ist der überaus fette, korrupte und bigotte Bure und Inspektor Rudi Barnard, der ohne Skrupel erpresst und mordet. Dann gibt es noch den Farbigen Wachmann Benny "Niemand" Mongrel, der den Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hat; die Farbige Carmen Fortune, eine Tik-Hure, die eine Schlüsselrolle in dem Thriller spielt und zum Schluss noch der Sonderermittler vom Stamm der Zulu Disaster Zondi aus Johannisburg. Dieser wurde beauftragt, der Korruption in der Polizei-Hierarchie in Kapstadt den Kampf anzusagen und er ist zwar absolut nicht bestechlich, jedoch eindeutig emotional gestört.

Die Geschichte an sich ist zwar stellenweise voraussehbar, jedoch von der ersten bis zur letzten Seite logisch und durchaus nachvollziehbar umgesetzt. Besonders das Ende ist meiner Meinung sehr passend für die komplette Story. Überraschend ist auch, dass es in diesem Thriller wirklich nicht einen Charakter gibt, der sympathisch ist bzw. in den man sich hineinversetzen könnte. Und trotzdem gelingt es dem Autor mühelos, einen von Anfang an an seinen Thriller zu fesseln.

Fazit: Alles in allem ist Roger Smith mit seinem Debütroman ein exzellenter, äußerst realer und brutaler Thriller gelungen, der einem die andere, düstere Seite von Kapstadt zeigt.

Montag, 26. Oktober 2009

{Rezension} Der Insektensammler von Jeffery Deaver

Übersetzer: Hans-Peter Kraft
Tachenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3442359058
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: Mai 2003
Preis: 8,95 €


 Spannungsgeladene Jagd durch den Paquenoke-Sumpf

Der gelähmte New Yorker Ermittler Lincoln Rhyme hat von einer neuen Art einer Operation erfahren und reist hoffnungsvoll mit seiner Assistentin Amelia Sachs nach North Carolina, um sich dort in einer Spezialkliniker der komplizierten Operation zu unterziehen. Doch bevor es dazu kommt, werden Rhyme und Sachs vom ortsansässigen Sheriff Jim Bell um Unterstützung gebeten. Der sechzehnjährige Einzelgänger und Insektenfan Garett Hanlon hat ein Mädchen in den nahe gelegenen Paquenoke-Sumpf entführt und Sheriff Bell ist mit dem Fall überfordert. Schon schnell können Rhyme und Sachs den jungen Außenseiter ausfindig machen und dem Gefängnis überstellen. Allerdings bleibt das entführte Mädchen verschwunden und Garett weigert sich hartnäckig, ihr Versteck preiszugeben. Als sich eine Bürgerwehr formiert und Amelia feststellt, dass Garett fast panisch vor Angst ist, entschließt sie sich, zusammen mit ihm in die Sümpfe zu fliehen, um das Mädchen zu suchen. Währendessen bleibt Rhyme rat- und hilflos zurück und fängt an, in der Vergangenheit von Garett zu recherchieren. Hierbei stößt er auf eine tödliche Gefahr.

Dieses Mal lässt sich Jeffrey Deaver etwas Zeit, bis er bei seinem Psychothriller die Spannung anzieht, zuerst plätschert die Story mehr so dahin, man fühlt sich jedoch trotzdem bei der Spurensuche und Rhymes gewohnt zynischem Verhalten gut unterhalten. Erst nach gut 200 Seiten zieht die Spannung extrem an und sobald sich Amelia auf die Seite von Garett schlägt und mit ihm in die Sümpfe flieht, ist es fast unmöglich, dass Buch auch nur kurz aus der Hand zu legen.

Was auch äußerst spannungsfördernd ist, sind die überraschenden Wendungen in dem komplexen Psychothriller. Hier ist wirklich nichts so, wie es anfangs scheint. Sehr intensiv und beklemmend beschreibt der Autor die Szenen im Sumpf wie auch das Verhalten von Garett, dem Insektensammler. Eindringlich werden einem nach und nach der Charakter und das Verhalten von ihm näher gebracht.

Auch alle weiteren Figuren sind gewohnt detailreich und lebendig beschrieben. Hier natürlich in erster Linie Rhyme und Sachs, wobei Rhyme wieder gewohnt zynisch, überheblich und herrlich arrogant auftritt. Etwas aufgelockert wird die düstere Stimmung des Psychothrillers durch die gelegentlichen Kabbeleien zwischen Rhyme und seinem „Mädchen für alles“ Thom, der sich absolut nichts von Rhyme vorschreiben lässt und immun gegen seine Sticheleien ist.

Fazit: Alles in allem ist Jeffrey Deaver mit dem vorliegenden Psychothriller wieder ein spannungsgeladenes, sehr facettenreiches Buch gelungen, welches zwar dieses Mal etwas braucht bis Spannung aufkommt, aber Durchhalten wird hier eindeutig belohnt.

{Rezension} Der Fluch von Belheddon Hall von Barbara Erskine


Verlag: Heyne Verlag 
Taschenbuchausgabe: ---
ISBN: 3453136535
Genre: Mystery Roman
Erscheinungsdatum: 1998
Preis: ---


 Zum Gruseln schön

Als Joss erfährt, dass sie von ihrer leiblichen Mutter ein altes Gutshaus geerbt hat, entschließt sie sich, zusammen mit Mann und kleinem Sohn, dort einzuziehen. Obwohl die Einwohner des nahe liegenden Dorfes sie eindringlich davor warnen. Doch Joss, von Adoptiveltern aufgezogen, möchte ihre eigene Vergangenheit kennen lernen und ignoriert die Warnungen. Als sie jedoch die ersten Spukerscheinungen wahrnimmt, muss sie feststellen, dass die Warnung doch nicht so aus der Luft gegriffen sind und auch ihr kleiner Sohn scheint diese zu sehen. Nichtsdestotrotz erforscht sie jedoch mit ihrem Freund, einem Geschichtswissenschaftler, die Vergangenheit ihrer Mutter mithilfe derer Tagebücher und stößt hierbei auf unvorstellbare Tatsachen, die alle mit Belheddon Hall in Zusammenhang stehen. Offensichtlich sind alle männlichen Bewohner des herrschaftlichen Gutshauses auf unerklärliche Weise gestorben. Sind nun Joss’ Mann und ihrer kleiner Sohn in Gefahr.

Praktisch von der ersten Seite gelingt es Barbara Erskine mühelos, einen an das Buch zu fesseln. Sofort baut sich beim Lesen eine düster, gruselig schaurige Stimmung auf, die sich mühelos über die gesamte Geschichte hält. Klar sind die erzählten Spukgeschehnisse nicht neu (Lichter, die ausgehen; Türen öffnen und schließen sich plötzlich; Gegenstände liegen nicht mehr da, wo man sie hingelegt etc.), aber der Autorin gelingt es nahezu perfekt, einen von Anfang an wunderbar zu unterhalten und einen ordentlich gruseln zu lassen.

Ihre Charaktere, besonders der von Joss, sind sauber herausgearbeitet, detailreich und lebendig beschrieben. So nimmt man Joss ihr Handeln zu jeder Zeit der Geschichte ab und ist für einen auch nachvollziehbar umgesetzt.

Fazit: Für Liebhaber gruselig schauriger Romane ist „Der Fluch von Belheddon Hall“ absolut zu empfehlen. Und auch Leser, so wie ich, die dieses Genre eher weniger lesen, werden wunderbar unterhalten.

{Rezension} Die Puppenspieler von Tanja Kinkel


Tachenbuchausgabe: 672 Seiten
ISBN: 3442468876
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2008
Preis: 10,00


Praller, bildgewaltiger Roman zur Zeit der Hexenverfolgung

Die Mutter und Hebamme von Richard Artzt, einem 12-jährigen Jungen, wird mit Beginn der Hexenverfolgung im Jahr 1484 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zutiefst verstört und mit einem schier unüberwindbaren Widerwillen gegenüber der Kirche behaftet, kommt Richard zu seiner Tante, die Schwester seiner Mutter. Diese ist mit Jakob Fugger verheiratet und dort erhält er eine umfangreiche Erziehung und fundierte Ausbildung als Kaufmann. Nach Beendigung seiner Ausbildung führt Richard sein Beruf nach Florenz und Rom. Hier findet er seine große Liebe und schon bald steht er vor einer schicksalhaften Entscheidung.

Prall, bildhaft und überaus fesselnd ist der Schreibstil von Tanja Kinkel und so entführt sie einen fast augenblicklich in das 15. Jahrhundert und gewährt dem Leser einen fantastischen Einblick in die Zeit der Renaissance Italiens. Und obwohl das Buch gespickt ist mit historischen Ereignissen, sind diese niemals langatmig, sondern sehr unterhaltsam beschrieben. Hier hat sich die Autorin auch die Freiheit herausgenommen, einige historische Daten zugunsten des Romans zeitlich ein wenig zu verschieben. Dies ist jedoch im Nachwort aufgeführt.

Ihr Protagonist Richard ist ein junger, sympathischer, wiss- und lernbegieriger Junge / Mann. Allerdings lastet der Mord an seiner Mutter, die nur als Hexe verbrannt wurde, weil sie den Avancen eines Geistlichen nicht nachgekommen ist, schwer auf seinem Gemüt und ihn verfolgt jahrelang nur ein Ziel: Den Mord an seiner Mutter zu rächen. Ob er dies letztendlich erreicht und sein aufregendes Leben im Hause Fugger beschreibt Tanja Kinkel in dem vorliegenden Roman in sehr spannender Weise.

Auch die weiteren Charaktere, die Richard im Laufe seiner Geschichte begegnen, sind von Tanja Kinkel sehr detailreich und lebendig beschrieben, sodass man schnell die von der Autorin gewollten Sympathien bzw. Antipathien ihnen gegenüber entwickelt.

Fazit: Ein praller, farbenprächtiger historischer Roman. Anfangs benötigt die Geschichte zwar ein wenig, aber schon nach kurzer Zeit ist man gefesselt an die überaus bildhafte Schreibweise von Tanja Kinkel.