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Dienstag, 6. Mai 2014

{Rezension} Das siebte Kind von Erik Valeur

Cover & Verlag: Blanvalet
Übersetzer: Günther Frauenlob / Maike Dörries
Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
Genre: Krimi Dänemark
ISBN: 978-3-7645-0504-2
Erscheinungsdatum: 17. März 2014
Preis: 19,99 €




Die Kinder aus der Elefantenstube

Anonyme Briefe gehen bei unterschiedlichen Personen in Dänemark ein, einer davon ist auch an einen Journalisten gerichtet, der die Spur dieses anonymen Briefes aufgreift. In dem bekannten und hochgelobten Kinderheim Kongslund gab es im Jahr 1961 sieben Waisenkinder, die alle zur gleichen Zeit in der Elefantenstube lagen. Die Herkunft dieser Waisenkinder ist heute kaum noch zurück zu verfolgen, doch eines der Kinder scheint nun die Aufmerksamkeit der dänischen Regierung auf sich gezogen zu haben. 



Der vorliegende Roman wird als monumentales Debüt gefeiert und monumental ist der Roman, den ich nicht unbedingt als Krimi bezeichnen würde, in jedem Fall. Erik Valeur nimmt sich sehr viel Zeit, seinen Lesern alle sieben Kinder nach und nach vorzustellen. Man erfährt hierbei sehr viel über ihre Vergangenheit wie auch über ihr derzeitiges Leben. Bei einigen handelt es sich um Personen des öffentlichen Lebens und auch die dänische Regierung spielt eine entscheidende Rolle in dem Roman.

Sollte man einen reinen Krimi erwarten, dann verlangt der Autor seinem Leser eine Menge Geduld ab. Wenn man jedoch sehr viel Wert auf ausgefeilte Charaktere legt, vor einem tiefsinnigen, ruhigen Schreibstil mit poetischen Anlagen nicht zurückschreckt und eine sehr komplexe Geschichte mag, wird von dem Debütroman ziemlich begeistert sein. Auch wenn ich zugegeben muss, dass sich Eric Valeur für meinen Geschmack ab und an doch zu sehr in den Details verloren hat. Anfangs fiel es mir auch etwas schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Dies legt sich jedoch recht bald, als Marie Ladegard die Lesebühne betritt und die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Marie gehört ebenfalls zu den Kindern der Elefantenstube, hat ihr ganzes Leben in Kongslund verbracht und ihre einstigen Mitbewohner der Stube über Jahre hinweg beobachtet. Und dies ohne deren Wissen.

In dem Roman geht es um Schuld und Sühne, um lange gehütete Geheimnisse und um Gerechtigkeit, auch wenn diese rund 40 Jahre zu spät kommen. Jedes Kind sollte seine Herkunft, seine biologischen Eltern kennen. Dieser Überzeugung ist Marie und sie setzt mit ihrer Überzeugung eine Lawine in Gang, bei der man sich lange Zeit nicht sicher sein kann, ob das berühmte Findelkind von Kongslund dies auch alles wirklich so vorausgesehen hat.

Mit seinem nachdenklichen, ruhigen und fast jederzeit fesselnden Schreibstil versteht es Erik Valeur meisterhaft, eine durchweg sehr beklemmende Stimmung hervorzurufen und seine Protagonisten lebendig und menschlich zu zeichnen. Und auch, wenn man durch Marie Ladegaards Erzählungen über mehr Informationen als die restlichen ehemaligen Kinder der Elefantenstube verfügt, merkt man dennoch recht schnell, dass die Waise selbst auch Geheimnisse hat.


Fazit: Ein äußerst vielschichtiger Roman, der zwar einige Längen hat, über die man bei der rätselhaften, interessanten, hervorragend durchdachten Story gerne hinwegsieht.


Der Autor:

Erik Valeur, Jahrgang 1955, ist Mitbegründer der dänischen Månedsbladet Press, arbeitete viele Jahre in Presse und Rundfunk und erhielt für seine journalistische Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, u. a. je zwei Mal den Cavling- und den Kryger-Preis. 2011 debütierte er mit »Das siebte Kind« als Romanautor und erhielt dafür im selben Jahr den renommierten und hochdotierten Debutantpris, den Literaturpreis der Zeitschrift Weekendavisen, 2012 den DR Romanprisen, den Harald-Mogensen-Preis und zuvorderst die Auszeichnung für den besten Spannungsroman der Skandinavischen Krimiakademie, den zuvor schon Bestsellerautoren wie beispielsweise Peter Høeg, Håkan Nesser, Stieg Larsson und Jussi Adler-Olsen erhalten hatten.


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