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Donnerstag, 17. Oktober 2013

{Rezension} Verdis letzte Versuchung von Lea Singer

Cover & Verlag: C.Bertelsmann Elke Heidenreich Edition
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-570-58031-8
Erscheinungsdatum: 24. September 2013
Preis: 19,99 €





Verdis letzte Liebe

Seit mehr als zwölf Jahren verheiratet lebten Giuseppe Verdi und seine Frau Giuseppina ein glückliches, zufriedenes Leben, bis Verdi die Primadonna Teresa Stolz kennenlernte. Bei den Proben zu seiner Oper „Macht des Schicksals“ traf Verdi auf die deutlich jüngere Sopranistin. Mit der Zeit wird die Stolz immer wichtiger für Verdi und seine Frau musste dies erdulden. Die Situation schien sich zuzuspitzen als Verdi die Sopranistin für seine neue Oper „Aida“ engagieren möchte.



Es ist ein ruhiger, leiser und tiefsinniger Roman, in dem Lea Singer die letzten Jahre von Verdi erzählt. Nach einer kurzen Einführung startet der Roman im Jahr 1868 und endet 1879.

Lea Singer erzählt ihren Roman sehr einfühlsam und auf eine etwas eigenwillige, eher ungewohnte Art. Der Roman ist wie ein Tagebuch angelegt, in dem Giuseppina, Verdi und Teresa immer abwechselnd ihre Gedanken niederschreiben. Die Geschichte wird in Etappen erzählt und umfasst dabei wichtige, einschneidende Ereignisse zwischen den Jahren 1868 - 1879.

Obwohl der Roman eher ruhig angelegt ist, spürt man aber bei Verdi immer wieder seinen aufbrausenden Charakter. Unverblümt und direkt äußerste er sich, gerade auch in seinen reichlichen Briefen, ungeachtet dessen, wie die Empfänger seiner Worte diese auffassten. Bei seiner Ehefrau dagegen, von Verdi liebevoll Peppina genannt, fühlt man deren bohrende Eifersucht auf die Kontrahentin, auch wenn sie Teresa gegenüber zumeist immer äußerst freundlich und zuvorkommend auftrat. Aber innerlich brodelte es in Giuseppina, eifersüchtig beobachtete sie jede Regung von Verdi. Teresa dagegen fühlte sich verloren in der Opernwelt, in Böhmen aufgewachsen und nirgends richtig zu Hause, hatte die Sopranistin Angst um ihre Zukunft und wurde teilweise von ahnungsvollen Alpträumen geplagt.

Es kam zwischen den drei Protagonisten niemals zu einer Konfrontation, die wahren Gefühle wurden voreinander zurückgehalten, nur in ihren Gedanken konnten sie diese schweifen lassen, sich ihnen hingeben und oft habe ich mir gewünscht, dass ein reinigendes Gewitter die Fronten klar geschliffen hätte. Aber dies gehörte bei keinen der Drei zu ihren Charaktereigenschaften, war möglicherweise auch den gesellschaftlichen Ansichten der damaligen Zeit geschuldet.

Natürlich kann bei einem Roman über Verdi dessen Musik nicht zu kurz kommen und man merkt bei jeder Zeile, dass Lea Singer nicht nur das private Leben von Verdi bestens recherchiert hat, sondern sich sehr gut in dessen Kompositionen und Opern auskennt. Das intrigante, machthungrige, und voller Missgunst beseelte Leben der Opernwelt führt Lea Singer einem ebenso bildlich vor Augen wie das Privatleben von Verdi, welches sich oft auf einem Landgut in Italien abspielte. Und auch das anspruchsvolle Mailänder Opernpublikum, welches nicht davor zurückschreckte, eine Oper, einen Sänger oder Sängerin in der Scala gnadenlos auszubuhen, kommt in dem Roman nicht zu kurz.

Fazit: Ein emotionaler wie tiefsinniger Einblick in die letzten Jahre von Giuseppe Verdi und seiner letzten Versuchung.


Die Autorin:

Lea Singer studierte Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaften und wurde in München promoviert. Dort lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin, Publizistin und Sachbuchautorin. Sie hat einige hochgelobte Romane über große Persönlichkeiten und Begebenheiten der Musikgeschichte geschrieben, wie »Konzert für die linke Hand« (2008) über den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein. 2010 erhielt sie den renommierten Hannelore-Greve-Literaturpreis für ihr belletristisches Gesamtwerk.


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