Cover & Verlag: Blanvalet
Taschenbuchausgabe: 336 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-442-37291-1
Erscheinungsdatum: 11. Mai 2009
Preis: 8,95 €
Vogel-Strauß-Politik
Die Engländerin Janet Beerbaum lebt mit Ehemann
Philipp und Sohn Mario in Hamburg. Ihr zweiter Sohn Maximilian lebt seit sechs
Jahren in einer psychiatrischen Klinik und soll nun entlassen werden. Da Philipp
sich weigert, den 24-jährigen Zwillingsbruder von Mario wieder bei sich
aufzunehmen, fliegt Janet nach England, um von hier weiter nach Edinburgh zu reisen.
Dort gibt es eine Einrichtung, welche straffällig gewordenen jungen Erwachsenen
einen Therapieplatz bietet. Doch Janet ist mit dieser Entscheidung nie
einverstanden gewesen, bleibt in England und trifft sich dort wieder mit ihrer
Jugendliebe Andrew. Währenddessen entschließt sich Mario, zusammen mit seiner
Freundin Tina in das Ferienhaus der Familie in der Provence zu reisen. Eine
verhängnisvolle Reise, die sich für die Familie Beerbaum als Alptraum
entwickeln soll.
Vor Problemen ist Janet schon immer davongelaufen,
in der Hoffnung, dass diese sich irgendwann von selbst lösen. So verfährt sie
nun auch mit ihrer Großbritannien-Reise. Janet liebt ihre Zwillinge abgöttisch
und Maximilian in die Einsamkeit Schottlands zu verbannen, ist für sie
undenkbar. Die Ehe mit Philipp ist auch nicht unbedingt als glücklich zu
bezeichnen, was liegt also näher, als wieder Kontakt mit Exfreund Andrew in
London aufzunehmen. Kurzerhand zieht sie bei ihm ein und verdrängt erfolgreich
die Probleme in ihrer Familie. Doch auch Philipp geht Schwierigkeiten am
liebsten aus dem Weg. Nach den Geschehnissen von vor sechs Jahren, die
Maximilians Einweisung in eine psychiatrische Klinik zur Folge hatten, wurde
kurzerhand der Wohnsitz von München nach Hamburg verlegt und Mario ist fortan
ein Einzelkind.
Die Geschichte beginnt recht interessant und
neugierig machend. Einige Zeit weiß man nicht, welche Geschehnisse für die
derzeitige Situation von Maximilian verantwortlich sind, doch man kann sich
dies recht bald denken. Und auch Mario verhält sich nicht gerade normal. In
ihrer Naivität übersieht Tina dies, doch ihrer Freundin Dana ist Mario nicht
geheuer und auch Tinas Vater mag den Jura-Studenten nicht. Doch da Tina
volljährig ist, muss er es notgedrungen hinnehmen, dass Tina mit Mario in das
Ferienhaus nahe Grasse/Provence reist. Obwohl Tina schon mehrere Monate mit
Mario zusammen ist, fällt ihr erst auf der Fahrt nach Frankreich auf, dass das
Verhalten ihres Freundes manchmal recht seltsam ist.
Zwar ist die Story durchweg recht spannend angelegt
und keine Frage, Charlotte Link kann Geschichten fantastisch erzählen, doch
entwickelt sich diese mit der Zeit recht konfus und unglaubwürdig und konnte
mich bis zum Schluss nicht restlos überzeugen. Grund hierfür war das
unverständliche Verhalten von Janet und Philipp, die in dem Roman
Vogel-Strauß-Politik betreiben und absolut unfähig sind, sich Problemen zu
stellen und lange Zeit verantwortungslos handeln. Auch die Naivität von Tina
war für mich nicht restlos überzeugend, auch wenn Charlotte Link oftmals darauf
hinweist, dass Tina sehr behütet aufwuchs. Außerdem bleiben einige Handlungsstränge
unvollendet, insbesondere der von Dana, Tinas bester Freundin. Aber auch das
Verhalten von Andrew in der Schlussszene war für mich nicht recht nachvollziehbar,
auch wenn die Autorin seine Beweggründe darlegt. Aber als Inspector bei
Scotland Yard hätte er hier umsichtiger handeln müssen. Ob er irgendwelche
Konsequenzen aus seinem Verhalten befürchten muss, bleibt ebenfalls offen.
Die Hintergründe zu den Zwillingen, um die sich die
ganze Geschichte dreht, bleiben nicht lange verborgen, da Charlotte Link früh
und mehrmals darauf hinweist, wie eng und intensiv die Beziehung zwischen Mario
und Maximilian ist. So kann das spätere Verhalten von Janet ihren Ehemann, aber nicht den Leser verwirren.
Demzufolge ist auch der Showdown in der Provence durchaus vorhersehbar, zumal
die Protagonisten in ihren Handlungen jederzeit berechenbar bleiben.
Fazit: Unterhaltsam erzählte, jedoch nicht durchweg
nachvollziehbare Story mit unsympathischen Protagonisten, die in ihren
Handlungen sehr vorhersehbar agieren.
Die Autorin:
Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste
deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre psychologischen Spannungsromane
sind internationale Bestseller, auch Im Tal des Fuchses eroberte
wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland
wurden bislang über 24 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft;
ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verfilmungen,
zuletzt Das andere Kind, werden im Fernsehen mit enorm hohen
Einschaltquoten ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in
der Nähe von Frankfurt/Main.
Das war eins der wenigen Bücher von Charlotte Link, das mir nicht gefallen hat. Hast Du `Im Tal des Fuchses` gelesen ? Das war genial...L.G. Annette
AntwortenLöschenja, sie hat wirklich bessere. "Im Tal des Fuchses" kenn ich auch schon, fand es ebenfalls spitze.
LöschenLG Isabel