Taschenbuchausgabe: 208 Seiten
Genre: Österreichischer Krimi
ISBN: 978-3-85218-949-9
Erscheinungsdatum: 02. August 2013
Preis: 9,95 €
Todesruh
Nach einem Unfall erholt sich Maja Berg im Seniorenwohnheim
„Haus Waldesruh“ nahe Wien. Der rüstigen Rentnerin fällt schon bald auf, dass
in Waldesruh nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Zwar ist es nicht ungewöhnlich,
dass in einem Seniorenwohnheim Menschen sterben, aber die Todesfälle häufen
sich, zudem verschwinden Wertgegenstände aus den Zimmern der Bewohner und auch
das Personal geht nicht immer gerade sanft mit seinen Pfleglingen um. Als es zu
einem angeblichen Selbstmord kommt, wird die Rentnerin aktiv.
Maja ist Künstlerin und mit ihrem derzeitigen Leben äußerst
unzufrieden. Die bisher sehr agile, selbstständige Rentnerin liegt
bewegungsunfähig im Haus Waldesruh, ihr geliebtes Haus mit großem Garten hat
sich der Neffe ihres verstorbenen Lebenspartners unter den Nagel gerissen, ihr
droht mit 68 Jahren ein Leben im Seniorenheim. Doch je mobiler Maja wird, umso
ausgiebiger werden ihre Ausflüge durch das Wohnheim und auch mit den
Heimbewohnern knüpft sie bald Bekanntschaften. Bei ihren Streifzügen durch
Waldesruh fallen Maja einige Ungereimtheiten auf, die sie bald schon stutzig
machen.
Es ist ein ruhiger Krimi, den Lisa Lercher erzählt, aber
keineswegs ein spannungsarmer und dabei immer sehr unterhaltsam. Die Autorin
lässt sich Zeit, ihren Lesern das Leben im Haus Waldesruh näher zu bringen und
einem die Heimbewohner vorzustellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Es sind stellenweise recht eigensinnige Charaktere, welche die Autorin in ihrem
Krimi mitwirken lässt, die Ecken und Kanten haben dürfen, lebendig und
detailreich beschrieben sind und jederzeit überzeugend, aber stellenweise
schwer einschätzbar agieren.
Sei es auf Seiten der Senioren die geistig behinderte Mirli,
den Blumenfreund Moser oder die vornehme Hofrätin und aus den Reihen des Pflegepersonal
die resolute Schwester Erika, deren ausschweifender Lebenswandel schwer mit
ihrem Gehalt vereinbar ist wie auch den Zivi Otto, der nicht gerade zimperlich
mit seinen Schutzbedürftigen umgeht. Aber auch den etwas undurchsichtigen
Direktor Schönwies lernt man bald näher kennen, welcher von seinen Eltern die
Leitung des Seniorenheims übernommen hat und mit seiner verwitweten Mutter in
der angrenzenden Villa lebt.
Während des Lesens wird einem schnell klar, dass im Haus
Waldesruh einiges nicht stimmt. Die Todesfälle werden von der Heimleitung zwar
als Unfall und Selbstmord getarnt, durchaus nicht unwahrscheinlich, aber daran
mag man nicht so recht glauben. Doch wer sollte der Mörder sein und vor allem,
welches Motiv hätte dieser, da die Todesfälle in absolut keiner Verbindung
zueinander stehen? Somit ist Rätselraten bereits nach wenigen Seiten angesagt
und man verfolgt gespannt den Ermittlungen von Hobby-Detektivin Maja und dem
kettenrauchenden Ex-Taxifahrer Moser.
Der Krimi, der über mehrere Wochen spielt, wird von Lisa
Lercher einnehmend und zügig erzählt, wirkt von Anfang an gut durchdacht und
entwickelt sich wendungsreich. Die Autorin greift in ihrem Krimi einige
brisante Themen auf, ohne hier mit erhobenem Zeigefinger zu agieren und würzt
das Ganze mit einem guten Schuss schwarzen Humors. Zudem verliert sich Lisa
Lercher nie in zu vielen Details, erzählt sehr bildhaft und atmosphärisch
dicht.
Fazit: Ein ruhig erzählter Krimi, der mit einer spannenden,
wendungsreichen Story und authentisch handelnden Protagonisten überzeugt.
Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Lisa Lercher, geboren 1965 in Hartberg/Steiermark. Studium der Erziehungswissenschaften in Graz, lebt seit 1989 in Wien. Neben ihrer Tätigkeit in der Bundesverwaltung schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzkrimis, u.a. Die Mutprobe (2006), der für den ORF/MDR verfilmt wurde.
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