Übersetzerin: Barbara Müller
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-442-38118-0
Erscheinungsdatum: 15. Juli 2013
Preis: 9,99 €
Die
Faszination der Seide
Nach
dem Tod ihres Mannes lebt die achtzigjährige Lily allein im Kastanienhaus. Beim
Aufräumen zusammen mit ihrer Enkelin Emily entdeckt diese einen alten Koffer,
der bei Lily unheilvolle Erinnerungen weckt. England im Jahr 1938: Die junge
Lily Verner hat große Pläne für ihre Zukunft, doch die Vorboten des 2.
Weltkrieges machen diese zunichte und so beginnt Lily in der väterlichen
Seidenweberei zu arbeiten. Hier ist auch der jüdische Flüchtling Stefan
beschäftigt, der aus Nazideutschland fliehen musste. Lily und Stefan verlieben
sich ineinander, doch aufgrund des Krieges müssen sie ihre Liebe geheim halten.
Als der Vater von Lily stirbt, lastet die Verantwortung der Seidenweberei, die
mittlerweile ausschließlich Fallschirmseide herstellt, alleine auf ihr. Unter
Druck begeht Lily einen fatalen Fehler, der ihr weiteres Leben verändern wird.
Liz
Trenow steigt kurz nach der Beerdigung von Lily’s Mann in ihren Roman ein, um
kurz darauf nahtlos in die Vergangenheit zu wechseln. Die 18-jährige Lily ist
eine lebenshungrige, neugierige und noch etwas naive junge Frau, die nach
Beendigung der Schule nur noch davon träumt, ins Ausland zu reisen. Allerdings
machen ihr die beunruhigenden Nachrichten aus Nazideutschland einen Strich
durch ihre Zukunftspläne und anfangs mehr widerwillig beginnt sie eine
Weberlehre im Familienbetrieb. Fortan verfolgt man nun das weitere Leben von
Lily, welches nicht nur durch die Folgen des 2. Weltkrieges immer wieder neue
Wendungen annimmt, mal wunderschöne, mal umso schmerzvollere. Aber Lily ist
eine starke, selbstbewusste Frau, der es nach dem Tod des Vaters schnell
gelingt, sich in der harten Geschäftswelt gegenüber ihren männlichen
Geschäftspartnern durchzusetzen. Hierbei wird sie tatkräftig von der
couragierten Gwen unterstützt, mit deren Hilfe sie alles versucht, den
Familienbetrieb durch die schweren Kriegszeiten zu führen.
Aber
natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz und diese findet Lily in dem
jüdischen Flüchtling Stefan, der kurz vor dem Ausbruch des Krieges aus
Deutschland fliehen konnte. Aber ihre Liebe muss geheim bleiben, nicht nur,
weil Stefan Deutscher ist und diese schon bald in England nicht gern gesehen
werden, sondern auch wegen dem weltgewandten, arroganten Geschäftsmann Robbie,
der ein großes Interesse an Lily zeigt.
Die
Geschichte von Lily, die während der Zeit von 1938 bis 1945 spielt, erzählt die
Autorin einnehmend, fesselnd, unterhaltsam und immer wieder auch durchsetzt mit
Informationen rund um die Seide. So ist unter anderem jedem Kapitel ein kurzer
Text vorangesetzt, in dem man einiges über die Geschichte der Seide erfährt,
aber auch bei der Arbeit in der Seidenweberei ist man öfter dabei und erfährt
so einiges über die Verarbeitung des Stoffes. Dies lässt die Autorin meist wie
nebenbei mit einfließen und vermittelt ihr Fachwissen immer sehr interessant.
Und auch die Kriegszeiten, die weder für den Familienbetrieb, geschweige denn
für die Familie Verner einfach verlaufen, erzählt die Autorin sehr eindringlich
und überzeugend.
Die
Entwicklung, welche Lily zwangsläufig während der Kriegsjahre durchläuft ist
jederzeit nachvollziehbar und von der Autorin glaubhaft umgesetzt worden. Dies
und auch die facettenreiche Zeichnung der Charaktere ist ein Grund, dass man
von Lily, wie auch von allen anderen Romanfiguren schnell eine Vorstellung
erhält, sich in sie hineinversetzen kann und somit auch gerade mit Lily
mitleiden und sich mit ihr freuen kann.
Fazit:
Ein gelungener Familienroman im historischen Rahmen
Die Autorin:
Liz Trenow wuchs in der Nähe einer Seidenspinnerei auf, die auch
heute noch in Betrieb ist und sie zu ihrem Roman »Das Kastanienhaus«
inspirierte. Obwohl ihre Vorfahren seit über dreihundert Jahren im
Seidengeschäft tätig sind, entschied Liz Trenow sich für einen anderen
Beruf. Sie arbeitete viele Jahre als Journalistin für nationale und
internationale Zeitungen sowie für den Hörfunk und das Fernsehen, bevor
sie sich ganz dem Schreiben widmete. »Das Kastanienhaus« ist ihr erster
Roman.
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