Leseempfehlungen

Donnerstag, 19. September 2013

{Rezension} Die chinesische Dame von Gerhard J. Rekel

Cover & Verlag: Styria Premium
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-222-13413-5
Erscheinungsdatum: 06. September 2013
Preis: 19,99 €




„Sie sind zu nett, Herr Selikowski“

Seit der Wiener Architekt Christian Selikowski seine Verlobte Sonja aus der Not heraus belogen hat, plagen ihn Alpträume. Seine Therapeutin kommt zu der Überzeugung, dass er zu nett ist. Fortan versucht Christian immer die Wahrheit zu sagen. Doch sein Vorhaben kommt schon bald ins Wanken, als er nach Hause reist. In Tirol führt sein Vater ein traditionsreiches Unternehmen und Christian will dem Patriarch seine Verlobte vorstellen. Doch dazu kommt es nicht, da Christian seinen Vater tot hinter dem Schreibtisch vorfindet. Der herbeigerufene Notarzt diagnostiziert Herzinfarkt, allerdings glaubt Christian nicht hieran. Vor allem deswegen nicht, da kurz vor seinem Tod noch eine unbekannte chinesische Dame dessen Büro verlassen hat und sein alter Herr sehr gewissenhaft mit der Einnahme seiner Herz-Tabletten war. Christian beginnt Fragen zu stellen, die ihn nach Shanghai führen, immer auf der Suche nach der geheimnisvollen wie attraktiven chinesischen Managerin. Hier findet er nicht nur Antworten auf seine Fragen auf Bezug des Todes seines Vaters, auch seine Beziehung zu Sonja muss er hinterfragen.



Christian, zwar schon Mitte Dreißig, geht immer noch ein wenig naiv und blauäugig durch die Welt. Als jüngster Sohn ist Christian zufrieden damit, dass das Familienunternehmen von seinem Vater und seinem älteren Bruder geleitet wird. In Wien führt er ein recht sorgloses Leben mit seiner Drama-Queen Sonja, die er nun heiraten möchte. Doch mit dem Tod des Vaters holt ihn die Realität auf sehr unsanfte Art ein. Regelrecht besessen ist Christian von dem Gedanken, dass sein Vater ermordet wurde und mit seiner Hartnäckigkeit gerät der Architekt bald in das Visier der Polizei und mutiert plötzlich selbst zum Verdächtigen. Schließlich war Christian nachweislich der Letzte, der im Büro des Vaters war, und zwar allein. Gerade so gelingt ihm noch die Flucht nach Shanghai, zusammen seiner lebenslustigen Verlobten.

In Shanghai macht Christian sich sofort auf die Suche nach der geheimnisvollen chinesischen Dame und wird auch bald fündig. Doch an der chinesischen Mentalität beißt sich der dickköpfige Christian, der am liebsten immer mit dem Kopf durch die Wand möchte, schon bald die Zähne aus. Schnell merkt er, dass es im Reich der Mitte viele Arten von Wahrheiten gibt. Aber dies sollen nicht seine einzigen Probleme mit der Lebensweise der Chinesen sein und so langsam merkt Christian, dass deren indirekte Art und das Streben nach dem harmonischen Gleichgewicht durchaus auch zum Ziel führen können.

Gerhard J. Rekel erzählt seinen Roman, den man mühelos auch als Krimi bezeichnen kann, sehr zügig und packend. Mit den Augen von Christian erlebt man dessen Erlebnisse in China. Es ist für ihn ein regelrechter Kulturschock, als er mit der chinesischen Lebensweise konfrontiert wird und immer wieder versucht, seine europäische Denkweise mit einzubringen, was zumeist bei vergeblichen Versuchen bleiben soll oder aber für große Verwirrung sorgt. Auch mit seinem Vorhaben, immer wahrhaftig zu sein, stößt Christian schon bald an seine Grenzen. Die Geschichte nimmt im Verlauf überraschende Wendungen an, man erlebt das bunte Nachtleben in Shanghai wie auch das Leben der einfachen Menschen in der chinesischen Provinz. Somit gestaltet sich der Roman nicht nur sehr fesselnd, sondern jederzeit auch sehr abwechslungsreich und wird vom Autor einfühlsam wie auch unterhaltsam erzählt.

Und auch seine Charaktere hat der Autor äußerst facettenreich gestaltet. Gerade Christian entwickelt sich im Verlauf der Geschichte weiter, wird reifer und umsichtiger und auch alle weiteren Romanfiguren sind detailreich beschrieben, sind durchaus nicht so wie sie auf den ersten Blick wirken und agieren sehr lebendig und überzeugend.

Fazit: Ein Roman voller Facetten, der mit einer spannenden Handlung und glaubwürdigen Charakteren überzeugt und so ganz nebenbei noch einen kleinen Einblick in die chinesische Lebensweise gibt.


Der Autor (Quelle: Verlagsseite):

Gerhard J. Rekel wurde 1965 in Graz geboren. Nach dem Studium an der Filmakademie Wien begab er sich auf ausgedehnte Studienreisen durch China, Indien und Südamerika. Für seine erste Filmkomödie TRAUMA erhielt er neben einer British-Academy-Nomination zahlreiche internationale Auszeichnungen. Drehbücher zu erfolgreichen TV-Reihen: „Tatort“, „Universum“ und „Terra X“. Drei Romane, zuletzt bei dtv-premium „Der Duft des Kaffees“. Rekel lebt in Berlin, hat noch einen Koffer in Wien und ist seit 2006 Gastdozent an der Donau- Universität Krems. www.GerhardRekel.de


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen