Verlag: Piper Fantasy
Broschierte Ausgabe: 384 Seiten
Genre: Fantasy-Roman
ISBN: 9783492268691
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2012
Preis: 12,99 €
Fantasyroman mit
Anlehnungen an das Römische Reich
Schon seit Jahrzehnten leiden die Pferdestämme der Steppe unter der
brutalen Herrschaft des übermächtigen Reiches Dominum. Immer wieder werden die
Steppenbewohner von deren Krieger entführt und versklavt, ihre Frauen und
Kinder ermordet. Eines Tages gerät auch der junge Schamane Teriasch in die
Hände der harten Menschen und muss fortan als Sklave in der Hauptstadt
Kalvakorum leben. Hier lernt er auch den Halbling Rukabo kennen, der ihm schon
bald ein treuer Freund wird. Durch Zufall kann Teriasch eines Tages der Tochter
des langlebigen Herrschers das Leben retten, seine Freiheit ist hierdurch zum
Greifen nah. Doch die schöne Julanesca hat bereits andere Pläne mit dem angehenden
Schamanen und dem Halbling.
Jonas Wolf’s Geschichte um den jungen Geisterseher Teriasch beginnt mit
einem Überfall auf dessen Sippe, welcher er als 3-jähriger Junge nur leicht verletzt
überlebt. Fortan wächst dieser bei seiner Ziehmutter Pukemasu auf, der Schamanin
der Schwarzen Pfeile, die ihn zu einem Schamanen ausbildet. In die eigentliche
Geschichte steigt der Autor ein, als der erwachsene Teriasch von einem
feindlichen Trupp Menschenfänger des Reiches Dominum entführt und versklavt
wird.
Beim Lesen hat sich bei mir schnell der Vergleich zu den Kelten und Römern
aufgetan. Man entdeckt hier einige Ähnlichkeiten zwischen dem Leben der Kelten
mit dem der Pferdestämmen der Steppe, wie z Bsp. dass auch die Kelten außerhalb
der Dorfgemeinschaft in eine Schwitzhütte gingen, um ihren Geist zu reinigen.
Und auch im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Analogien zum Römischen Reich
auf. So wird Teriasch gleich nach der Ankunft in Kalvakorum verkauft und muss
als Kämpfer in der Arena um sein Leben bangen. Hier sind die Ähnlichkeiten zum
Kolosseum und den Gladiatorenkämpfen in Rom nicht zu übersehen. Einige Namen
bzw. Titel weisen ebenso auf die Römerzeit hin, wie Pollox, Dominex, Diantis
etc. und zudem erinnern das dekadente
Leben der Herrscherfamilie, sowie die gottgleiche Darstellung des Dominex an
die Zeit einiger Cäsaren. Hier hat man
oft das Gefühl, einen Historischen- anstelle eines Fantasy-Romans zu lesen.
Jonas Wolf erwähnt in seiner Danksagung jedoch, dass „Der letzte Mohikaner“,
„Dune“ oder auch „Spartacus“ ein Teil der DNA von „Heldenzorn“ wären, also
sollte man sich während des Lesens auf den Genrewechsel einlassen. Erst nachdem
Teriasch das Leben von Julanesca rettet, verblasst dieser Eindruck wieder etwas
und der Fantasy-Teil rückt wieder mehr in den Vordergrund.
Die abenteuerlichen Erlebnisse von Teriasch erzählt Jonas Wolf durchweg
unterhaltsam, lebendig und farbenfroh und ihm gelingt es hierdurch zumeist,
einem problemlos an das Buch zu binden. Im Gegensatz jedoch zu seinem
Fantasy-Roman „Heldenwinter“ gestaltet sich die Story nicht ganz so
fantasievoll, mysteriös und unvorhergesehen. Irgendwie war schon – zumindest
für mich – früh ersichtlich, wie sich das weitere Leben des jungen Schamanen
entwickeln wird, wobei seine gefahrvollen Abenteuer, die er zumeist mit Rukoba
erleben darf, einiges an Spannungspotential zu bieten haben.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und detailreich beschrieben.
Teriasch ist nicht der klassische Held schlechthin, was schon einmal überzeugt
und geht neugierig, aufrichtig und kämpferisch seinem neuen Leben entgegen.
Zudem verbirgt sich in ihm ein Geheimnis, dessen Kräfte selbst Teriasch neu sind
und deren Umgang er erst nach und nach
erlernen muss. Als ein Kind der Steppe tritt er dem Leben in der großen Stadt
auch anfangs recht naiv gegenüber, was
ihn äußerst sympathisch macht.
Julanesca beschreibt der Autor etwas
rätselhaft, doch deren Ambitionen verrät Jonas Wolf seinen Lesern dann doch
recht früh und so bleibt ihr Charakter nur kurz ein wenig undurchsichtig.
Hierdurch erhält man aber auch schnell eine gute Vorstellung von der resolut
und kämpferisch auftretenden Schönheit. Am besten hat mir allerdings der
Charakter des Halblings Rukoba gefallen. Dieser kleine Dieb, dessen Raubzüge
ihn in die Sklaverei geführt haben, ist ein durchtriebenes, gerissenes
Kerlchen, der dennoch eine sehr liebenswerter und treue Seite hat, die er jedoch
zumeist gut zu verbergen versteht. Mit seinem ständigen Gequassel nervt der
Halbling regelmäßig den einen oder anderen Mitwirkenden und versteht es aber
auch wunderbar, sich dadurch aus den unterschiedlichsten Situationen heraus zu
winden.
Fazit: Ein in jedem Fall lesenswerter Roman, der mit gut herausgearbeiteten
Charakteren und einer unterhaltsamen, durchweg spannenden Story aufwarten kann.
Allerdings ist die Geschichte auch mit vielen historischen Gegebenheiten
versetzt, sodass man stellenweise das Gefühl hat, diese spielt nicht in einer
Fantasy-Welt, sondern zur Zeit der Herrschaft des Römischen Reiches.
Der Autor:
Jonas Wolf, geboren 1976 in Hamburg, schrieb schon als Kind
Geschichten und Märchen. Seine Liebe zur Fantasy entdeckte er mit J.R.R.
Tolkiens Epos über die Vernichtung eines magischen Rings und Robert E.
Howards Erzählungen um einen grimmigen Barbaren. Sein Romanzyklus
»Heldenwinter« steht in dieser ehrwürdigen Tradition und verbindet sie
mit Einflüssen aus der modernen Fantasy.
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