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Donnerstag, 19. Juli 2012

{Rezension} Heldenzorn von Jonas Wolf


Verlag: Piper Fantasy
Broschierte Ausgabe: 384 Seiten
Genre: Fantasy-Roman
ISBN: 9783492268691
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2012
Preis: 12,99 €


Fantasyroman mit Anlehnungen an das Römische Reich

Schon seit Jahrzehnten leiden die Pferdestämme der Steppe unter der brutalen Herrschaft des übermächtigen Reiches Dominum. Immer wieder werden die Steppenbewohner von deren Krieger entführt und versklavt, ihre Frauen und Kinder ermordet. Eines Tages gerät auch der junge Schamane Teriasch in die Hände der harten Menschen und muss fortan als Sklave in der Hauptstadt Kalvakorum leben. Hier lernt er auch den Halbling Rukabo kennen, der ihm schon bald ein treuer Freund wird. Durch Zufall kann Teriasch eines Tages der Tochter des langlebigen Herrschers das Leben retten, seine Freiheit ist hierdurch zum Greifen nah. Doch die schöne Julanesca hat bereits andere Pläne mit dem angehenden Schamanen und dem Halbling.

Jonas Wolf’s Geschichte um den jungen Geisterseher Teriasch beginnt mit einem Überfall auf dessen Sippe, welcher er als 3-jähriger Junge nur leicht verletzt überlebt. Fortan wächst dieser bei seiner Ziehmutter Pukemasu auf, der Schamanin der Schwarzen Pfeile, die ihn zu einem Schamanen ausbildet. In die eigentliche Geschichte steigt der Autor ein, als der erwachsene Teriasch von einem feindlichen Trupp Menschenfänger des Reiches Dominum entführt und versklavt wird.

Beim Lesen hat sich bei mir schnell der Vergleich zu den Kelten und Römern aufgetan. Man entdeckt hier einige Ähnlichkeiten zwischen dem Leben der Kelten mit dem der Pferdestämmen der Steppe, wie z Bsp. dass auch die Kelten außerhalb der Dorfgemeinschaft in eine Schwitzhütte gingen, um ihren Geist zu reinigen. Und auch im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Analogien zum Römischen Reich auf. So wird Teriasch gleich nach der Ankunft in Kalvakorum verkauft und muss als Kämpfer in der Arena um sein Leben bangen. Hier sind die Ähnlichkeiten zum Kolosseum und den Gladiatorenkämpfen in Rom nicht zu übersehen. Einige Namen bzw. Titel weisen ebenso auf die Römerzeit hin, wie Pollox, Dominex, Diantis etc.  und zudem erinnern das dekadente Leben der Herrscherfamilie, sowie die gottgleiche Darstellung des Dominex an die Zeit einiger Cäsaren.  Hier hat man oft das Gefühl, einen Historischen- anstelle eines Fantasy-Romans zu lesen.

Jonas Wolf erwähnt in seiner Danksagung jedoch, dass „Der letzte Mohikaner“, „Dune“ oder auch „Spartacus“ ein Teil der DNA von „Heldenzorn“ wären, also sollte man sich während des Lesens auf den Genrewechsel einlassen. Erst nachdem Teriasch das Leben von Julanesca rettet, verblasst dieser Eindruck wieder etwas und der Fantasy-Teil rückt wieder mehr in den Vordergrund.  

Die abenteuerlichen Erlebnisse von Teriasch erzählt Jonas Wolf durchweg unterhaltsam, lebendig und farbenfroh und ihm gelingt es hierdurch zumeist, einem problemlos an das Buch zu binden. Im Gegensatz jedoch zu seinem Fantasy-Roman „Heldenwinter“ gestaltet sich die Story nicht ganz so fantasievoll, mysteriös und unvorhergesehen. Irgendwie war schon – zumindest für mich – früh ersichtlich, wie sich das weitere Leben des jungen Schamanen entwickeln wird, wobei seine gefahrvollen Abenteuer, die er zumeist mit Rukoba erleben darf, einiges an Spannungspotential zu bieten haben.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und detailreich beschrieben. Teriasch ist nicht der klassische Held schlechthin, was schon einmal überzeugt und geht neugierig, aufrichtig und kämpferisch seinem neuen Leben entgegen. Zudem verbirgt sich in ihm ein Geheimnis, dessen Kräfte selbst Teriasch neu sind und  deren Umgang er erst nach und nach erlernen muss. Als ein Kind der Steppe tritt er dem Leben in der großen Stadt auch anfangs  recht naiv gegenüber, was ihn äußerst sympathisch macht.

 Julanesca beschreibt der Autor etwas rätselhaft, doch deren Ambitionen verrät Jonas Wolf seinen Lesern dann doch recht früh und so bleibt ihr Charakter nur kurz ein wenig undurchsichtig. Hierdurch erhält man aber auch schnell eine gute Vorstellung von der resolut und kämpferisch auftretenden Schönheit. Am besten hat mir allerdings der Charakter des Halblings Rukoba gefallen. Dieser kleine Dieb, dessen Raubzüge ihn in die Sklaverei geführt haben, ist ein durchtriebenes, gerissenes Kerlchen, der dennoch eine sehr liebenswerter und treue Seite hat, die er jedoch zumeist gut zu verbergen versteht. Mit seinem ständigen Gequassel nervt der Halbling regelmäßig den einen oder anderen Mitwirkenden und versteht es aber auch wunderbar, sich dadurch aus den unterschiedlichsten Situationen heraus zu winden.

Fazit: Ein in jedem Fall lesenswerter Roman, der mit gut herausgearbeiteten Charakteren und einer unterhaltsamen, durchweg spannenden Story aufwarten kann. Allerdings ist die Geschichte auch mit vielen historischen Gegebenheiten versetzt, sodass man stellenweise das Gefühl hat, diese spielt nicht in einer Fantasy-Welt, sondern zur Zeit der Herrschaft des Römischen Reiches. 

Der Autor: 
Jonas Wolf, geboren 1976 in Hamburg, schrieb schon als Kind Geschichten und Märchen. Seine Liebe zur Fantasy entdeckte er mit J.R.R. Tolkiens Epos über die Vernichtung eines magischen Rings und Robert E. Howards Erzählungen um einen grimmigen Barbaren. Sein Romanzyklus »Heldenwinter« steht in dieser ehrwürdigen Tradition und verbindet sie mit Einflüssen aus der modernen Fantasy. 

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