Taschenbuchausgabe: 432 Seiten
Genre: Deutscher Thriller
ISBN: 978-3-453-40979-8
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2013
Preis: 8,99 €
Schatten der Vergangenheit
Auf der Fahrt zur Kindergartenfeier ihres Neffen Sandro
entgehen die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis und ihr Vater,
Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, nur knapp einem Autounfall. Auf der Überholspur
rast ihnen ein Geisterfahrer entgegen, im letzten Augenblick können sie zwar ausweichen,
doch es kommt dennoch zum Unfall. Der jugendliche Geisterfahrer wird mit
schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und Carina und ihr Vater
machen sich auf den Weg, um die Eltern über den Unfall zu informieren. Doch
dort finden sie ein grausiges Bild vor: Die Eltern liegen mit Schusswunden tot
im Ehebett, bekleidet mit ihrer Hochzeitstracht. Hauptkommissar Kyreleis
übernimmt sofort die Ermittlungen und hat schnell den Sohn der Ermordeten in
Verdacht, doch auch Carina beschäftigt sich mit dem Fall und will sich mit der
einfachen Lösung ihres Vaters nicht zufriedengeben.
Hört sich nach einem klaren, simplen Fall für Hauptkommissar
Kyreleis an, das ist dieser aber bei weitem nicht. Ihren zweiten Thriller
erzählt Stephanie Fey in wechselnden Handlungssträngen, welche auf den ersten
Blick erst einmal gar keine Gemeinsamkeiten aufweisen. Ein Kind wird entführt
und man erlebt dessen Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit, welche die Autorin
auf sehr beeindruckende, nachvollziehbare Weise beschreibt. In einem weiteren
Erzählstrangstrang dreht die Autorin die Uhr zurück und beginnt diesen im Jahr
1991, der von einer fünfköpfigen Spezialtruppe des BND handelt.
Und dann gibt es natürlich noch die Hauptgeschichte rund um
die Rechtsmedizinerin und Gesichtskonstrukteurin Carina Kyreleis. Dadurch, dass
Carina von Anfang an in dem Fall involviert war, interessiert sie sich
natürlich weiterhin dafür und stellt eigene Nachforschungen an, sehr zum
Missfallen ihres Vaters Matte. Doch hierbei konzentriert sich Stephanie Fey
nicht nur auf die reine Ermittlungsarbeit, sondern geht auch detailliert,
äußerst unterhaltsam, gefühlvoll und warmherzig auf das Privatleben der jungen
Frau ein, die auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit ist und durch das
störrische Verhalten ihres Vaters hierbei einfach nicht weiterzukommen scheint.
Auch die Themen, welche der Thriller behandelt, sind
vielfältig, interessant und zumeist hochaktuell. Die RAF spielt wieder eine
Rolle, die bis heute unaufgeklärte Ermordung des damaligen Vorsitzenden der
Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder erhält eine durchaus nachvollziehbare
Lösung, aber auch das äußerst gefährliche Schütteln von Babys wie auch die
Synästhesie finden Raum in diesem vielfältigen Thriller und werden von
Stephanie Fey mit viel Hintergrundwissen vermittelt und vor allem sehr
schlüssig in die Geschichte eingebaut.
Ihren Thriller erzählt die Autorin zu jederzeit äußerst
fesselnd, spannend und temporeich. Die Story wirft lange Zeit mehr Fragen auf
als sie Lösungen anbietet, anfangs rätselt man ständig, wie diese
unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenpassen sollen. Doch so nach und nach
verknüpfen sich die losen Fäden logisch zu einem perfekten Ganzen und der
Autorin gelingt es hervorragend, bis zum Ende der Geschichte die Neugier wie
auch die Spannungskurve auf extrem hohen Niveau zu halten und viele Fragen erst
auf den letzten Seiten zu beantworten.
Neben der komplexen Story sind ein weiteres Plus die
Charaktere, welche die Autorin allesamt sehr authentisch beschreibt und
nachvollziehbar handeln lässt. Sie dürfen Fehler und Macken haben und einige von
ihnen sind auch nicht unbedingt das was sie auf den ersten Blick zu sein
vorgeben. Im Fokus steht natürlich die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis, die
eher ein etwas zurückhaltender Charakter ist, aber extrem neugierig und
eigenwillig. Nach wie vor gibt es immer wieder die kleinen verbalen Kämpfchen
mit ihrem eigensinnigen, störrischen Vater Matte Kyreleis, der seine Tochter am
liebsten komplett aus den Ermittlungen heraushalten würde. Zudem erhält man
auch einen recht guten Einblick in die Arbeit der Rechtsmedizin, der
Gesichtsrekonstruktion wie auch in die Einbalsamierung von Leichen, was für
Zartbesaitete möglicherweise etwas detailliert sein könnte, was ich jedoch in
keiner Weise so empfunden habe.
Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, dass man den 1. Band
„Die Gesichtslosen“ der Elster-Reihe gelesen haben muss, um sich schnell im
Privatleben von Carina zurechtzufinden. Es wäre jedoch ratsam, da man zum einen
ansonsten einen hervorragenden Krimi verpasst und zum anderen baut auch die
Ermittlungsarbeit etwas auf den Vorgängerband auf, sodass einem möglicherweise
etwas Hintergrundwissen fehlen könnte, auch wenn die Autorin vieles erklärt.
Fazit: Hier stimmt einfach alles: Eine vielschichtige,
interessante und absolut unvorhersehbare Story, die zudem fesselnd, einnehmend
und unterhaltsam erzählt wird und mit authentisch agierenden Charakteren
jederzeit überzeugt.
Die Autorin:
Stephanie Fey, geboren 1967, arbeitete viele Jahre als Illustratorin
und Malerin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie ist verheiratet, hat
drei Kinder und lebt mit ihrer Familie am Starnberger See.
Weitere Bücher der Autorin:
Das klingt super! Danke für den Tipp. :)
AntwortenLöschenGerne und der erste Band ist auch schon klasse
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