Übersetzer: Nina Bader
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman / England
ISBN: 978-3-442-38059-6
Erscheinungsdatum: 21. Januar 2013
Preis: 9,99 €
Der Lincoln-Mörder
Im Jahr 1576 flieht der Mönch Giordano Bruno vor der
Inquisition aus dem Kloster, in dem er die letzten 11 Jahre seines Lebens
verbracht hatte. Während seiner Flucht bildet Bruno sich weiter, gilt schon
bald als Philosoph und schließt Freundschaft mit Sir Philip Sidney. Mit ihm
zusammen reist er im Jahr 1583 nach Oxford. Im Auftrag von Sir Walsingham soll
er am Lincoln-College verbotene Machenschaften der Papisten aufdecken.
Nach einer kurzen Nacht im Lincoln-College wird Bruno von fürchterlichen
Schmerzensschreien geweckt. Ein Mann wird von einem hungrigen Hund bestialisch
getötet. Bruno kommt hierbei einiges merkwürdig vor, doch der Rektor des
Colleges schweigt. Als kurze Zeit später wieder ein Mitglied des Colleges auf
brutale Weise ermordet wird, vermutet der Philosoph, dass es der Mörder auf
Gelehrte abgesehen hat, die dem katholischen Glauben abgeschworen haben.
Heimlich ermittelt Bruno auf eigene Faust und gerät hierbei selbst bald schon
in Lebensgefahr.
Nach einem äußerst fesselnden Prolog, in dem Stephanie
Parris die Flucht von Giordano Bruno aus dem Kloster erzählt, nimmt sie
anschließend für längere Zeit erst einmal das Tempo aus ihrem Roman. Zwar
passieren ziemlich schnell hintereinander zwei grausame Morde, Bruno beginnt
auf eigene Faust zu ermitteln, doch richtig spannend wird es erst wieder, als
ein dritter Mord passiert. Allerdings ist die Geschichte bis dahin äußerst
unterhaltsam und durchaus auch sehr informativ von Stephanie Parris erzählt,
sodass keine Langeweile aufkommt.
Anschaulich erzählt sie von dem Leben der Menschen in
England, die dem alten Glauben zwar abgeschworen haben, diesen aber immer noch
heimlich praktizieren. So kann man deren Angst vor Verfolgung und Tod gut
nachvollziehen und sich durchaus auch in diese gefährliche Zeit für Katholiken
hineinversetzen. Allerdings fehlte mir während des kompletten Buches ein wenig
die atmosphärische Dichte. Nur schwer bekommt eine Vorstellung von der Stadt Oxford
und dem Lincoln-College. So könnte die Geschichte durchaus auch problemlos an
jedem anderen englischen Ort der damaligen Zeit spielen.
Sehr gut gelungen sind Stephanie Parris zumeist ihre
Charaktere, auch wenn einige etwas unscheinbar bleiben. Im Fokus steht
natürlich der Mönch und Philosoph Bruno. Ein junger Mann, der schon einiges in
seinem Leben erlebt hat, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Buch ist,
dies in Oxford hofft zu finden und den sein Gerechtigkeitsinn und seine Neugier
keine Ruhe lassen, immer tiefer in diese geheimnisvolle Verschwörung
einzutauchen. Teilweise recht naiv begibt Bruno sich in Lebensgefahr, für die
Tochter des Rektors hegt er zarte Gefühle und spürt zudem deutlich, dass Sophia
einiges vor ihm verbirgt.
Sophia ist von Anfang an ein Rätsel. Eine gebildete junge
Frau, die immer wieder gegen die Enge des Colleges und den gesellschaftlichen
Zwängen rebelliert, sich nicht in die für sie vorgesehene Rolle zwängen lassen
will. Aber auch alle anderen College-Bewohner geben Rätsel auf, scheinen nicht
die Rolle inne zu haben, die sie nach außen hin tragen. Somit gestaltet sich
die Suche nach dem Mörder äußerst verzwickt.
Fazit: Auch wenn es dem Roman ein wenig an atmosphärischer
Dichte fehlt, die Geschichte zeitweise etwas unspannend erzählt wird und manche
Charaktere nicht recht greifbar werden, ist „Ketzer“ dennoch ein sehr
unterhaltsamer und auch informativer Historischer Kriminalroman, der gut die
Konflikte zwischen dem Katholischen und Anglikanischen Glauben der damaligen
Zeit widerspiegelt.
Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Das Pseudonym Stephanie Parris verwendet die Journalistin Stephanie
Merritt immer dann, wenn sie einen Roman veröffentlicht. Unter ihrem
bürgerlichen Namen publizierte sie Literaturkritiken in so angesehenen
Zeitungen wie The Times, Daily Telegraph, New Statesman oder Die Welt. Derzeit schreibt sie für den Guardian und den Observer. Mit ihrem Sohn lebt sie in Südengland.
Weitere Bücher der Autorin:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen