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Mittwoch, 6. Februar 2013

{Rezension} Ketzer von Stephanie Parris

Cover & Verlag: Blanvalet
Übersetzer: Nina Bader
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman / England
ISBN: 978-3-442-38059-6
Erscheinungsdatum: 21. Januar 2013
Preis: 9,99 €




Der Lincoln-Mörder

Im Jahr 1576 flieht der Mönch Giordano Bruno vor der Inquisition aus dem Kloster, in dem er die letzten 11 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Während seiner Flucht bildet Bruno sich weiter, gilt schon bald als Philosoph und schließt Freundschaft mit Sir Philip Sidney. Mit ihm zusammen reist er im Jahr 1583 nach Oxford. Im Auftrag von Sir Walsingham soll er am Lincoln-College verbotene Machenschaften der Papisten aufdecken. 



Nach einer kurzen Nacht im Lincoln-College wird Bruno von fürchterlichen Schmerzensschreien geweckt. Ein Mann wird von einem hungrigen Hund bestialisch getötet. Bruno kommt hierbei einiges merkwürdig vor, doch der Rektor des Colleges schweigt. Als kurze Zeit später wieder ein Mitglied des Colleges auf brutale Weise ermordet wird, vermutet der Philosoph, dass es der Mörder auf Gelehrte abgesehen hat, die dem katholischen Glauben abgeschworen haben. Heimlich ermittelt Bruno auf eigene Faust und gerät hierbei selbst bald schon in Lebensgefahr.


Nach einem äußerst fesselnden Prolog, in dem Stephanie Parris die Flucht von Giordano Bruno aus dem Kloster erzählt, nimmt sie anschließend für längere Zeit erst einmal das Tempo aus ihrem Roman. Zwar passieren ziemlich schnell hintereinander zwei grausame Morde, Bruno beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, doch richtig spannend wird es erst wieder, als ein dritter Mord passiert. Allerdings ist die Geschichte bis dahin äußerst unterhaltsam und durchaus auch sehr informativ von Stephanie Parris erzählt, sodass keine Langeweile aufkommt.

Anschaulich erzählt sie von dem Leben der Menschen in England, die dem alten Glauben zwar abgeschworen haben, diesen aber immer noch heimlich praktizieren. So kann man deren Angst vor Verfolgung und Tod gut nachvollziehen und sich durchaus auch in diese gefährliche Zeit für Katholiken hineinversetzen. Allerdings fehlte mir während des kompletten Buches ein wenig die atmosphärische Dichte. Nur schwer bekommt eine Vorstellung von der Stadt Oxford und dem Lincoln-College. So könnte die Geschichte durchaus auch problemlos an jedem anderen englischen Ort der damaligen Zeit spielen.

Sehr gut gelungen sind Stephanie Parris zumeist ihre Charaktere, auch wenn einige etwas unscheinbar bleiben. Im Fokus steht natürlich der Mönch und Philosoph Bruno. Ein junger Mann, der schon einiges in seinem Leben erlebt hat, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Buch ist, dies in Oxford hofft zu finden und den sein Gerechtigkeitsinn und seine Neugier keine Ruhe lassen, immer tiefer in diese geheimnisvolle Verschwörung einzutauchen. Teilweise recht naiv begibt Bruno sich in Lebensgefahr, für die Tochter des Rektors hegt er zarte Gefühle und spürt zudem deutlich, dass Sophia einiges vor ihm verbirgt.

Sophia ist von Anfang an ein Rätsel. Eine gebildete junge Frau, die immer wieder gegen die Enge des Colleges und den gesellschaftlichen Zwängen rebelliert, sich nicht in die für sie vorgesehene Rolle zwängen lassen will. Aber auch alle anderen College-Bewohner geben Rätsel auf, scheinen nicht die Rolle inne zu haben, die sie nach außen hin tragen. Somit gestaltet sich die Suche nach dem Mörder äußerst verzwickt.

Fazit: Auch wenn es dem Roman ein wenig an atmosphärischer Dichte fehlt, die Geschichte zeitweise etwas unspannend erzählt wird und manche Charaktere nicht recht greifbar werden, ist „Ketzer“ dennoch ein sehr unterhaltsamer und auch informativer Historischer Kriminalroman, der gut die Konflikte zwischen dem Katholischen und Anglikanischen Glauben der damaligen Zeit widerspiegelt.

Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):

Das Pseudonym Stephanie Parris verwendet die Journalistin Stephanie Merritt immer dann, wenn sie einen Roman veröffentlicht. Unter ihrem bürgerlichen Namen publizierte sie Literaturkritiken in so angesehenen Zeitungen wie The Times, Daily Telegraph, New Statesman oder Die Welt. Derzeit schreibt sie für den Guardian und den Observer. Mit ihrem Sohn lebt sie in Südengland. 
Weitere Bücher der Autorin:


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