Taschenbuchausgabe: 380 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Königswinter
ISBN: 978-3-426-40932-9
Erscheinungsdatum: 03. Mai 2011
Preis: 9,99 €
Siegfrieds Schuld
In der Drachenhöhle nahe Königswinter wird die Leiche einer
unbekannten Frau gefunden. Zur selben Zeit meldet der Notar Michael Sippmeyer
seine Frau als vermisst, und dass an ihrem 40. Geburtstag. Das Brisante daran,
der Notar hat bereits seit 4 Jahren ein Verhältnis mit einer ortsansässigen
Künstlerin, welches er zu verheimlichen versucht, doch halb Königswinter weiß
davon. Hat seine Frau von der Beziehung erfahren oder hat gar die Künstlerin
Romina etwas mit dem Verschwinden der Notarsgattin zu tun? Währenddessen
vermuten Kommissar Jan Seidel und seine Kollegin Elena, dass es sich bei der
unbekannten Toten um die vermisste Ehefrau handeln könnte, vieles spricht dafür.
Doch so einfach soll sich der Fall nicht gestalten.
Judith Merchant gelingt es gekonnt, das Nibelungenlied und
das sagenumwobene Siebengebirge wie auch Königswinter in ihren Krimi mit
einfließen zu lassen. Zumal auch die Künstlerin Romina sich gerade mit der
Nibelungensaga für ihre künstlerischen Arbeit beschäftigt. Die bildhaften
Beschreibungen der Gegend tun ein Übriges, um eine gute Vorstellung rund um den
Handlungsort zu erhalten.
Die Autorin steigt mit dem Mord an der Unbekannten in der
Drachenhöhle in ihren Krimi ein, wodurch man gleich ihren Protagonisten Jan
Seidel kennenlernt. Dieser hat gerade genug private Probleme, umso den Kopf
komplett frei für den Mordfall zu haben. Denn seine Heirat mit Nicoletta ist
kurz vor dem Hochzeitstermin geplatzt. Warum es hierzu kam, erfährt man erst im
Verlauf der Story. So wohnt Jan zurzeit bei seiner Oma, eine ehemalige
Buchhändlerin, bis seine neue Wohnung fertig renoviert ist. Oma Edith ist eine
begeisterte Krimileserin und somit auch äußerst interessiert an dem neuen Fall ihres
Enkels und so ganz kann sie sich auch nicht aus den Ermittlungen heraushalten.
Diese verlaufen anfangs schleppend, das schlechte Wetter hat
jegliche Spuren zerstört und da die Tote weder Ausweispapiere noch Handy dabei
hatte, wird die Öffentlichkeit eingeschaltet, wodurch die Tote schnell
identifiziert werden kann. Und man stellt fest, dass beide Fälle irgendwie in
Verbindung stehen müssen. Doch weder ist ein schlüssiges Motiv für das
Verschwinden von Margit Sippmeyer zu finden, noch für den Mord in der
Drachenhöhle. Zwar gibt es im Verlauf des Krimis einige Verdächtige, doch so
richtig mag man an ihre Schuld nicht glauben.
Somit entwickelt sich die Story durchaus komplex, immer
wieder gibt es neue Wendungen in beiden Fällen, Familientragödien werden
aufgedeckt und hier nimmt sich Judith Merchant auch viel Zeit, die Charaktere
facettenreich und durchaus auch undurchsichtig zu beschreiben wie auch auf
deren Psyche einzugehen. Das ist wirklich gelungen.
Doch so eine rechte Spannung mag einfach nicht aufkommen. Judith
Merchant schreibt jederzeit sehr flüssig und unterhaltsam, geht viel auf die Gefühlswelt
ihre Mitwirkenden ein und man fühlt sich jederzeit bestens unterhalten, aber
die reine Krimihandlung kommt nicht so recht in Schwung. Stellenweise hat man
das Gefühl, die Handlung tritt auf der Stelle, dem Privatleben einzelner
Personen wird zu viel Raum geboten. Erst zum Schluss hin zieht die Spannung
dann merklich an und die Autorin liefert eine Auflösung, die wirklich gelungen
ist und beweist, dass das Lesen von Krimis auch bei einem realen Kriminalfall
durchaus hilfreich sein kann.
Fazit: Ein mit sehr viel Lokalkolorit versehener und komplex
angelegter Krimi, der mit ausgereiften Charakteren überzeugt, allerdings streckenweise
etwas die Spannung vermissen lässt.
Die Autorin:
Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für Literatur, lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2009 wurde ihre Kurzgeschichte "Monopoly" mit den Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den renommierten Preis erneut für ihre Geschichte "Annette schreibt eine Ballade". Loreley singt nicht mehr ist nach ihrem Romandebüt Nibelungenmord der zweite Kriminalroman um Jan Seidel und seine Großmutter Edith, die deutsche Miss Marple.
Weitere Bücher der Autorin:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen