Verlag und Cover: Blanvalet-Verlag
Übersetzer: Fred Kinzel
Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller / Serie
ISBN: 978-3-442-37857-9
Erscheinungsdatum: 15. Mai 2012
Preis: 9,99 €
Die Vanport-Flut
Durch eine verfrühte Schneeschmelze tritt der Willamette-Fluss
über die Ufer und überschwemmt Teile von Portland, der Dauerregen tut sein Übriges.
Die Pegel steigen beständig an und die Bevölkerung hat alle Hände voll zu tun,
die Dämme zu sichern, tatkräftig unterstützt durch die Nationalgarde. Bald schon
fordert das massive Hochwasser erste Todesopfer. Doch als der Gerichtsmediziner
Robbins bei einer weiteren Leiche, die auf ein Karussell im Oaks-Park abgelegt
wurde, seltsame Einstichstellen entdeckt, die ihm bereits bei den
Hochwasseropfern aufgefallen sind, stecken Detective Archie Sheridan und sein
Kollege Henry Sobol mitten in einem Serienmörder-Fall. Die toxikologische
Untersuchung beweist, dass alle Opfer vergiftet wurden, und zwar durch eine
äußerst seltene Krakenart. Und der Mörder tötet willkürlich, zu keinem seiner
Opfer bestehen Gemeinsamkeiten und das Töten geht weiter …
Chelsea Cain beginnt ihren Thriller mit einer Rückblende in
das Jahr 1948. Auch hier trat der Willamette über seine Ufer, die Dämme brachen
und ein ganzer Stadtteil wurde überflutet. Doch wie steht dieser Vorfall in
Verbindung mit den heutigen Geschehnissen? Danach steigt die Autorin rund 6 Monate
nach den letzten Ereignissen aus dem 3. Band in ihren Thriller ein und
präsentiert ihren Lesern einen Archie Sheridan, der scheinbar endlich das Trauma
Gretchen hinter sich gelassen hat. Der Detective arbeitet wieder in seinem
Beruf und wirkt psychisch stabil. Zusammen mit seinem Team und der leicht
chaotischen und liebenswerten Journalistin Susan Ward ermittelt er unter
Hochdruck an den Morden, doch es lässt sich keine Spur zu dem Mörder finden. Als
Archie einen kleinen Jungen aus den reißenden Fluten des Willamette rettet und
dieser kurze Zeit später aus dem Krankenhaus verschwindet, scheint sich eine
erste Spur in Richtung Mörder aufzutun.
Eines vorneweg: Gretchen spielt im 4. Band keine Rolle. Zwar
findet sie gelegentlich Erwähnung, da sie ja zwangsläufig zu Archies Leben
gehört, aber die Morde stehen in keiner Verbindung zu ihr. Und ich muss sagen,
ich habe sie absolut nicht vermisst, eher das Gegenteil war der Fall. Es war
mal etwas anderes zu lesen, dass Archies Gedanken sich nicht nur ausschließlich
um Gretchen drehen, er sein Leben wieder ziemlich im Griff hat und voller
Tatendrang seinem Beruf nachgeht. Hierdurch bekommen auch andere Personen aus
den letzten drei Bänden mehr Raum und man lernt sie besser kennen.
Chelsea Cain gelingt es wunderbar, einen die fast schon
katastrophalen Zustände in Portland zu schildern, die dort durch das Hochwasser
und dem Dauerregen herrschen. Ganze Straßen sind überflutet, der Regen hört
nicht auf, die Dämme drohen jederzeit zu brechen, die Menschen arbeiten
fieberhaft an der Dammsicherung und viele Läden sind geschlossen. In diesem
Chaos gelingt es dem Mörder perfekt, unsichtbar zu agieren, sich seine Opfer
auszusuchen und zuzuschlagen. Man weiß nie, wen es als nächstes treffen könnte.
Trotz der düsteren, beklemmenden Stimmung ist der Thriller
erfrischend anders. Chelsea Cain hat mit „Totenfluss“ einen komplexen, gut
durchdachten und jederzeit fesselnden Thriller abgeliefert, der anfangs mehr
Fragen als Antworten aufwirft. Man fragt
sich, wie der Prolog zur Geschichte passt, wie der Mörder mithilfe des Kraken
mordet, welche Rolle der kleine Junge spielt, was die kleinen Schlüssel, die
bei jeder Leiche gefunden werden, für eine Bedeutung haben und wie ein Schädel,
den eine Spaziergängerin am Ufer des Willamette findet, in die Story passt. Auf
die Spur des Schädels setzt Chelsea Cain die Journalistin Susan Ward. Sam, so
hat Susan den Schädel getauft, scheint ein Opfer der Vanport-Flut von vor rund 60 Jahren gewesen zu sein und für ihre
Kolumne geht die Journalistin dieser Spur nach, die sie auch eng mit Archie und
seinem Team zusammenarbeiten lässt. Erste Hinweise erhält sie von einer alten
Dame, doch leider leidet diese unter Demenz und ihre klaren Augenblicke sind
selten geworden.
Zwar beginnt der Thriller etwas gemächlich in Sachen
Spannung, dafür aber jederzeit unterhaltsam. Allerdings dauert es auch nicht
lange bis die Story dann anzieht und Chelsea Cain gelingt es sehr gut, die
Spannung kontinuierlich zu steigern und ihren Thriller jederzeit äußerst
fesselnd und flüssig zu erzählen. Und der Showdown hat es wirklich in sich, zudem
lässt das Ende keine Fragen mehr offen und wirkt schlüssig umgesetzt.
Die Story wird zumeist aus dem Blickwinkel von Archie oder
Susan erzählt, so verfolgt man zum einen die Ermittlungen der Task Force, ist
aber auch ständig über die Recherchen von Susan informiert, wenn sie nicht
gerade eng mit Archie und seinem Team zusammenarbeitet. Die Wechsel sind wieder
geschickt gelegt und enden natürlich zumeist an spannend oder interessanten
Stellen. Was zusätzlich entsprechend spannungsfördernd ist.
Fazit: Ein Gretchen-Thriller ohne Gretchen … kann das
gelingen? Ja, kann es! Chelsea Cain hat sich weiterentwickelt mit diesem
Thriller. Die Autorin liefert einen sehr gut durchdachten, komplexen und
fesselnden Thriller mit einer ausgefallenen Mordwaffe ab, der zwar anfangs
etwas spannungsarm ist, diese jedoch im Verlauf kontinuierlich steigern kann
und einen Showdown abliefert, der purer Nervenkitzel ist.
Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Chelsea Cain, geboren 1972, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mit
ihren Thrillern hat sie einen fulminanten Erfolg beim deutschsprachigen
Publikum erzielt und ist seitdem eine der erfolgreichsten
internationalen Thrillerautorinnen. Chelsea Cain lebt in Portland,
Oregon. Sterbensschön ist ihr fünfter Roman um die atemberaubend attraktive Serienmörderin Gretchen Lowell.
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