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Mittwoch, 31. Oktober 2012

{Rezension} Totenfluss von Chelsea Cain


Verlag und Cover: Blanvalet-Verlag
Übersetzer: Fred Kinzel
Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller / Serie
ISBN: 978-3-442-37857-9
Erscheinungsdatum: 15. Mai 2012
Preis: 9,99 €


Die Vanport-Flut

Durch eine verfrühte Schneeschmelze tritt der Willamette-Fluss über die Ufer und überschwemmt Teile von Portland, der Dauerregen tut sein Übriges. Die Pegel steigen beständig an und die Bevölkerung hat alle Hände voll zu tun, die Dämme zu sichern, tatkräftig unterstützt durch die Nationalgarde. Bald schon fordert das massive Hochwasser erste Todesopfer. Doch als der Gerichtsmediziner Robbins bei einer weiteren Leiche, die auf ein Karussell im Oaks-Park abgelegt wurde, seltsame Einstichstellen entdeckt, die ihm bereits bei den Hochwasseropfern aufgefallen sind, stecken Detective Archie Sheridan und sein Kollege Henry Sobol mitten in einem Serienmörder-Fall. Die toxikologische Untersuchung beweist, dass alle Opfer vergiftet wurden, und zwar durch eine äußerst seltene Krakenart. Und der Mörder tötet willkürlich, zu keinem seiner Opfer bestehen Gemeinsamkeiten und das Töten geht weiter …



Chelsea Cain beginnt ihren Thriller mit einer Rückblende in das Jahr 1948. Auch hier trat der Willamette über seine Ufer, die Dämme brachen und ein ganzer Stadtteil wurde überflutet. Doch wie steht dieser Vorfall in Verbindung mit den heutigen Geschehnissen? Danach steigt die Autorin rund 6 Monate nach den letzten Ereignissen aus dem 3. Band in ihren Thriller ein und präsentiert ihren Lesern einen Archie Sheridan, der scheinbar endlich das Trauma Gretchen hinter sich gelassen hat. Der Detective arbeitet wieder in seinem Beruf und wirkt psychisch stabil. Zusammen mit seinem Team und der leicht chaotischen und liebenswerten Journalistin Susan Ward ermittelt er unter Hochdruck an den Morden, doch es lässt sich keine Spur zu dem Mörder finden. Als Archie einen kleinen Jungen aus den reißenden Fluten des Willamette rettet und dieser kurze Zeit später aus dem Krankenhaus verschwindet, scheint sich eine erste Spur in Richtung Mörder aufzutun.

Eines vorneweg: Gretchen spielt im 4. Band keine Rolle. Zwar findet sie gelegentlich Erwähnung, da sie ja zwangsläufig zu Archies Leben gehört, aber die Morde stehen in keiner Verbindung zu ihr. Und ich muss sagen, ich habe sie absolut nicht vermisst, eher das Gegenteil war der Fall. Es war mal etwas anderes zu lesen, dass Archies Gedanken sich nicht nur ausschließlich um Gretchen drehen, er sein Leben wieder ziemlich im Griff hat und voller Tatendrang seinem Beruf nachgeht. Hierdurch bekommen auch andere Personen aus den letzten drei Bänden mehr Raum und man lernt sie besser kennen.

Chelsea Cain gelingt es wunderbar, einen die fast schon katastrophalen Zustände in Portland zu schildern, die dort durch das Hochwasser und dem Dauerregen herrschen. Ganze Straßen sind überflutet, der Regen hört nicht auf, die Dämme drohen jederzeit zu brechen, die Menschen arbeiten fieberhaft an der Dammsicherung und viele Läden sind geschlossen. In diesem Chaos gelingt es dem Mörder perfekt, unsichtbar zu agieren, sich seine Opfer auszusuchen und zuzuschlagen. Man weiß nie, wen es als nächstes treffen könnte.

Trotz der düsteren, beklemmenden Stimmung ist der Thriller erfrischend anders. Chelsea Cain hat mit „Totenfluss“ einen komplexen, gut durchdachten und jederzeit fesselnden Thriller abgeliefert, der anfangs mehr Fragen als Antworten aufwirft.  Man fragt sich, wie der Prolog zur Geschichte passt, wie der Mörder mithilfe des Kraken mordet, welche Rolle der kleine Junge spielt, was die kleinen Schlüssel, die bei jeder Leiche gefunden werden, für eine Bedeutung haben und wie ein Schädel, den eine Spaziergängerin am Ufer des Willamette findet, in die Story passt. Auf die Spur des Schädels setzt Chelsea Cain die Journalistin Susan Ward. Sam, so hat Susan den Schädel getauft, scheint ein Opfer der Vanport-Flut von vor  rund 60 Jahren gewesen zu sein und für ihre Kolumne geht die Journalistin dieser Spur nach, die sie auch eng mit Archie und seinem Team zusammenarbeiten lässt. Erste Hinweise erhält sie von einer alten Dame, doch leider leidet diese unter Demenz und ihre klaren Augenblicke sind selten geworden.

Zwar beginnt der Thriller etwas gemächlich in Sachen Spannung, dafür aber jederzeit unterhaltsam. Allerdings dauert es auch nicht lange bis die Story dann anzieht und Chelsea Cain gelingt es sehr gut, die Spannung kontinuierlich zu steigern und ihren Thriller jederzeit äußerst fesselnd und flüssig zu erzählen. Und der Showdown hat es wirklich in sich, zudem lässt das Ende keine Fragen mehr offen und wirkt schlüssig umgesetzt.

Die Story wird zumeist aus dem Blickwinkel von Archie oder Susan erzählt, so verfolgt man zum einen die Ermittlungen der Task Force, ist aber auch ständig über die Recherchen von Susan informiert, wenn sie nicht gerade eng mit Archie und seinem Team zusammenarbeitet. Die Wechsel sind wieder geschickt gelegt und enden natürlich zumeist an spannend oder interessanten Stellen. Was zusätzlich entsprechend spannungsfördernd ist.

Fazit: Ein Gretchen-Thriller ohne Gretchen … kann das gelingen? Ja, kann es! Chelsea Cain hat sich weiterentwickelt mit diesem Thriller. Die Autorin liefert einen sehr gut durchdachten, komplexen und fesselnden Thriller mit einer ausgefallenen Mordwaffe ab, der zwar anfangs etwas spannungsarm ist, diese jedoch im Verlauf kontinuierlich steigern kann und einen Showdown abliefert, der purer Nervenkitzel ist.  


Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Chelsea Cain, geboren 1972, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mit ihren Thrillern hat sie einen fulminanten Erfolg beim deutschsprachigen Publikum erzielt und ist seitdem eine der erfolgreichsten internationalen Thrillerautorinnen. Chelsea Cain lebt in Portland, Oregon. Sterbensschön ist ihr fünfter Roman um die atemberaubend attraktive Serienmörderin Gretchen Lowell. 

Bücher der Autorin:

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