Taschenbuchausgabe: 288 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3-442-74171-7
Erscheinungsdatum: 13. August 2012
Preis: 9,99 €
Website der Autorin: Tessa Korber
Sehr
unterhaltsamer Bestatter-Krimi
Der junge Viktor Anders kehrt nach 10 Jahren Vagabundenleben
nach Hause zurück, um das Erbe seiner Eltern anzutreten. Hierbei handelt es
sich um die Teilhaberschaft an einem Beerdigungsinstitut. Mehr widerwillig
arbeitet sein Onkel Wolfgang ihn in die ernste Arbeit des Bestattungswesens ein
und ehe es sich Viktor versieht, muss er auch schon den ersten Toten für eine
Beerdigung herrichten. Dabei entdeckt der Weltenbummler in der Leiche eine
Patronenkugel, die sofort seine Neugier weckt. Auf eigene Faust beginnt er im
Umfeld des Toten zu ermitteln und deckt dabei ein Familiengeheimnis auf.
Tessa Korber steigt mit der Heimkehr von Viktor in ihren Krimi
ein und so lernt man nicht nur den zukünftigen Nachwuchsbestatter schnell
kennen, sondern auch dessen Tante Hedwig wie auch Onkel Wolfgang. Als dann noch
kurz nach seiner Ankunft eine Katze aus dem Fenster fliegt, dauert es auch nicht
mehr lange, bis Viktor zum ersten Mal Tobias gegenübersteht, der Autist ist. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit und einem guten Schuss Humor erzählt
Tessa Korber ihren Bestatter-Krimi, bei dem man sich jederzeit bestens
unterhalten fühlt, auch wenn man die Geschichte jetzt nicht unbedingt als
spannend bezeichnen kann.
Denn die Autorin stellt klar ihre verschiedenen Charaktere
in den Vordergrund, die reine Krimihandlung läuft wie so nebenbei ab und
verschwindet stellenweise sogar fast komplett aus der Geschichte, ohne dabei
wirklich vermisst zu werden. Auch überraschende Wendungen sind jetzt nicht
unbedingt zu verzeichnen, sondern man verfolgt vergnüglich das Heimkommen und
das wieder Zurechtfinden von Viktor in seinem Elternhaus, aber auch, wie er
endlich langsam bereit ist, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Der Tod
seiner Schwester Hannah war für ihn der Grund, vor rund 10 Jahren sein
Elternhaus zu verlassen, der Tod seiner Eltern ist nun der Grund fürs
Heimkehren.
Viktor beschäftigt sich mit Japanischer Dichtkunst, hat sein
Weltenbummlerleben genossen, sich dabei mit den unterschiedlichsten Jobs über Wasser
gehalten und somit anfangs schon ein wenig Probleme, sich dem geregelten und
gutbürgerlichen Leben anzupassen. Seine
unkonventionelle, direkte Art kostet seinen Onkel Wolfgang einiges an Nerven,
seine Tante Hedwig begegnet dem manchmal doch recht chaotischen Verhalten von
Viktor zumeist mit einem Lächeln und stoischer Ruhe. Mit seinem autistischen
Cousin freundet sich Viktor rasch an, wobei die Kommunikation sich als
schwierig gestaltet, doch gerade auch im Umgang mit Tobias merkt man schnell,
dass Viktor definitiv kein oberflächlicher Surferboy ist.
Tessa Korber ist es wirklich wunderbar gelungen, einem das
Thema Autismus ein wenig näher zu bringen, die damit verbundenen Schwierigkeiten
aufzuzeigen, dabei aber nie belehrend zu sein. Und auch einen kleinen Einblick in die Arbeit
eines Bestatters erhält man in diesem Krimi, welche stellenweise auch
richtiggehend amüsant sind. Denn natürlich hat der Nachwuchsbestatter Viktor
von diesem Beruf absolut keine Ahnung und stellt sich anfangs z. Bsp. beim
Auskleiden eines Toten doch recht unbeholfen an.
Wie gesagt, die Krimihandlung ist eher Nebenschauplatz, die
Geschichte lebt definitiv von ihren Charakteren. Und diese sind herrlich
normal, agieren absolut nachvollziehbar und wachsen einem schon nach kurzer
Zeit ans Herz. Im Vordergrund steht natürlich Viktor, der auf der einen Seite
immer noch nicht so recht erwachsen geworden ist, auf der anderen Seite aber
auch oft sehr besonnen und verantwortungsbewusst agiert. Allerdings hat er mit
seiner direkten Art kein so gutes Händchen bei seiner neuen Bekannten Miriam, wo
er nicht nur einmal ganz tief ins Fettnäpfchen tritt. Seine Tante Hedwig ist
durch den Autismus ihres Sohnes einiges gewohnt und so kann sie Viktors
manchmal ungestümes Verhalten absolut nicht mehr erschüttern. Und auch alle Nebencharaktere sind facettenreich beschrieben
und überzeugen absolut, sei es hier die kühle, distanzierte Kommissarin Schneid,
an der sich Viktor die Zähne ausbeißt oder die zänkische, fast schon bösartige
Mutter des Toten.
Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Krimi voller Humor, der zwar
jetzt nicht unbedingt mit einer spannenden Krimihandlung, dafür aber mit
wunderbar warmherzig beschriebenen Protagonisten überzeugen kann.
Die Autorin:
Tessa Korber, 1966 in Grünstadt in der Pfalz geboren, studierte in
Erlangen Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und
promovierte im Fachbereich Germanistik. Die Autorin lebt mit ihren
beiden Kindern in der Nähe von Nürnberg.
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