Broschierte Ausgabe: 288 Seiten
Genre: Deutscher Psychothriller
ISBN: 978-3-8135-0503-0
Erscheinungsdatum: 03. September 2012
Preis: 16,99 €
Der Freund
Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann, geschieht
eines Tages Marie Lieser. Ihr
11-jähriger Sohn Johann kommt vom Spielen nicht mehr nach Hause. Die sofort
benachrichtigte Polizei ermittelt auf Hochtouren, doch Marie hat den Eindruck,
dass diese mehr die Ergreifung des Entführers interessiert, als ihren Sohn noch
lebend zu finden. Dann tritt der Entführer mit Marie in Kontakt, was diese
jedoch der Polizei verheimlicht, in der Hoffnung, so das Leben von Johann zu
retten. Doch lebt ihr Sohn überhaupt noch?
Wolfgang Brenner steigt sofort mit dem Verschwinden von
Johann in seinen Psychothriller ein, der für mich eher ein Krimi war. Die Story
bezieht sich hauptsächlich auf die Mutter und so bekommt man schnell einen
Einblick in ihre Gefühlswelt und kann natürlich auch verstehen, wie sie selbst
versucht, eine Spur ihres Sohnes zu finden. Als dann der Entführer jedoch mit
ihr in Kontakt tritt und sich ihr gegenüber als der Freund bezeichnet, konnte
ich stellenweise die Handlungsweise von Marie nicht mehr immer nachvollziehen.
Die Erzählweise des Autors wirkt durch die kurzen Sätze
stellenweise etwas abgehackt, ist aber zumeist flüssig und schildert einem gut
das Gefühlschaos, welchem Marie ausgesetzt ist. Auch der Beziehung zu ihrem
Ehemann Robert gibt der Autor genug Raum, sodass man deren Streitereien, die
Gefühlskälte und die Heimlichkeiten von Marie ihrem Mann gegenüber durchaus
nachvollziehen kann.
Für einen Psychothriller weist die Geschichte für mich jedoch
zu wenig nervenaufreibende Spannung auf. Zwar entwickelt sich die Story anfangs
durchaus unvorhersehbar und fesselnd, und dass der Entführer gezielt Kontakt mit
der Mutter aufnimmt ist mal etwas anderes, aber richtig hochspannend wird der
Thriller nur ganz selten.
Auch konnte ich keinen rechten Bezug gerade zu Marie
bekommen, obwohl ihr Charakter sauber herausgearbeitet ist. Marie ist eine
Übermutter und will am liebsten noch über jeden Schritt von Johann informiert
sein, wogegen dieser natürlich rebelliert. Als Johann verschwindet, kämpft sie
wie eine Löwin um sein Leben, unternimmt alles, dass dieses nicht gefährdet
wird und oftmals funktioniert sie einfach nur noch, was natürlich absolut
nachvollziehbar ist.
In ihrer festen Überzeugung, dass die Polizei nicht das
Leben von Johann in den Vordergrund stellt, kann sie natürlich das Verhalten
ihres Mannes Robert nicht verstehen, der seine ganzen Hoffnungen in die Polizei
setzt. Anfangs versucht Robert sogar, Marie komplett aus der Suche
herauszuhalten. Marie zieht sich immer mehr von ihm zurück, bald leben die
Eheleute nur noch nebeneinander her. Trotz der detaillierten Beschreibungen über
die Beziehung von Marie und Robert, bleibt Robert dabei ziemlich blass und auch
die beiden ermittelnden Beamten nehmen kaum Konturen an.
Fazit: Ein zwar schon
oft gelesene, aber mal etwas anders erzählte Geschichte. Allerdings fehlt für einen Psychothriller hier
eindeutig die Hochspannung.
Der Autor:
Wolfgang Brenner, geboren 1954, ist Schriftsteller und Journalist.
2007 erhielt er den Berliner Krimipreis „Krimifuchs“ und 2009 den
Internationalen Featurepreis der Stiftung Radio Basel. Seine Romane
wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Brenner lebt in Berlin und im
Hunsrück.
Schade, der Titel klang soo gut. Hatte sofort das Kinderlied im Kopf.
AntwortenLöschenja, ich auch, zumal ich den Autor schon kenne und von seinen beiden Krimis total begeistert war. Aber das Buch konnte mich leider nicht richtig überzeugen.
LöschenLG Isabel
Danke für die Rezi. Schade, dass dich das Buch nicht so ganz überzeugen konnte. Da kann man wohl getrost auf dieses Buch verzichten und dafür zu einem richtig spannenden Thriller greifen.
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