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Montag, 12. Dezember 2011

{Rezension} Wohin du auch fliehst von Elisabeth Haynes


 


Verlag: Diana Verlag
Übersetzer: Christiane Winkler
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Genre: Englischer Psychothriller
ISBN: 978-3453355859
Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2011
Preis: 8,99 €

Ich werde dich finden

Das Leben könnte für die lebenslustige Catherine aus Lancaster so schön sein: Hat sie doch einen tollen Job, viele Freunde und Bekannte und einen Lebensgefährten, um den sie ihre Freundinnen beneiden. Doch der Schein trügt, denn Lee ist bei weitem nicht so perfekt wie er nach außen hin wirkt. Immer mehr kontrolliert er Catherines Leben, manipuliert und misshandelt sie. Ihr einziger Ausweg ist die Flucht, doch dieser Plan endet fast tödlich für sie. Vier Jahre später lebt Cathy in London und ist immer noch nicht über die Zeit mit Lee hinweg. Sie leidet unter Ängsten und einem Kontrollzwang. Ihr neuer Nachbar Stuart versucht zwar, ihr zu helfen, doch die Angst, dass Lee sie wieder finden könnte, beherrscht ihr Denken. Und eines Tages deutet alles darauf hin, dass Lee mit seinen perfiden Spielchen wieder begonnen hat.

Elisabeth Haynes erzählt ihren Psychothriller in zwei Erzählsträngen. In dem einen, der zwischen 2003 und 2004 spielt, erfährt man nach und nach die Geschichte von Catherine und Lee. Wie sie sich in einem Club kennen lernen und wie aus der anfangs kontaktfreudigen, unternehmungslustigen Catherine fast schleichend eine verängstigte junge Frau wird, die sich ständig beobachtet und kontrolliert fühlt. Der anfangs so liebenswerte, gut aussehende, überaus charmante Lee, der sich bestens mit ihren Freunden versteht, ihr scheinbar jeden Wunsch von den Augen abliest, manipuliert sie mit der Zeit immer mehr. Seine Kontrollen verstärken sich, durch perfide Spielchen zermürbt er Catherine und schlussendlich zieht sie sich auch immer mehr von ihren Freunden zurück.

Im zweiten Erzählstrang, der sich ständig durch kurze Kapitel mit dem Anderen abwechselt, lernt man eine Cathy kennen, die 4 Jahre später immer noch versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie leidet unter einem extremen Kontrollzwang, alles muss sie mindestens 6x kontrollieren bevor sie sich einigermaßen sicher fühlt. Ihren Heimweg von der Arbeit verändert sie ständig aus Angst, sie könnte verfolgt werden. Man lernt so eine völlig andere Cathy kennen, die große Menschenansammlungen meidet, so gut wie nie mehr ausgeht und dadurch völlig zurückgezogen lebt. Und bald hat man den Eindruck, dass ihre Ängste völlig berechtigt sind.

Die Autorin hat einen eher nachdenklichen und ruhigen Psychothriller geschrieben, indem sie wirklich sehr gut den Psychoterror beschreibt, dem sich Cathy ausgesetzt fühlt. Die Spannung ist eher hintergründig vorhanden, auf reißerische  Szenen verzichtet sie vollkommen. Durch die ständigen Wechsel der beiden Handlungsstränge wird die Neugier beim Lesen ständig gesteigert, da man immer nur häppchenweise etwas aus Catherines Vergangenheit erfährt und man so anfangs ihr heutiges Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen kann. Je weiter man jedoch liest, umso mehr wundert man sich bald, dass Cathy hieran nicht komplett zerbrochen ist.

Elisabeth Haynes lässt ihre Protagonistin selbst ihre Geschichte erzählen und so bekommt man sehr schnell ein Gefühl für Cathy, durchlebt teilweise ihre Ängste regelrecht mit und wünscht sich wirklich für sie, dass dieser Alptraum schnell ein Ende nimmt. Dabei beschreibt sie Cathy jedoch keineswegs als total verängstigte, sich selbst bemitleidende Frau, eher das Gegenteil. Cathy kennt ihre Probleme und arbeitet ständig daran diese zu überwinden. Allerdings fällt ihr es durch Erfahrungen aus der Vergangenheit extrem schwer, Hilfe von außen anzunehmen. Selbst zu ihrem Nachbar Stuart, ein Psychologe, gewinnt Cathy erst nach und nach Vertrauen. Dieser erkennt natürlich fast sofort, woran Cathy leidet und versucht ihr zu helfen.

Die Stimmung des Thrillers ist bedingt durch das Thema meist sehr verhalten, oftmals beklemmend, manchmal locker leicht und jederzeit kurzweilig und fesselnd, dafür sorgt einfach der flüssige, einfühlsame Schreibstil der Autorin.

Fazit: Wer gerne Psychothriller liest, die eher ruhig daherkommen und sehr viel Wert auf eine komplexe Handlung und sehr gut herausgearbeitete Charaktere legt und keine reißerischen oder gar blutrünstige Szenen mag, liegt hier genau richtig. 

Autorin:
Elizabeth Haynes wuchs in Seaford, Sussex auf und studierte an der Leicester University Englisch, Deutsch und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Fallanalytikerin bei der Polizei und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Kent. Wohin du auch fliehst ist ihr erster Roman.

3 Kommentare:

  1. Deine Rezi ist wirklich toll. Aber ich denke für mich ist das eher nichts. Mir ist es dann doch eher zu ruhig.

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  2. Hi,
    ja, der Thriller ist wirklich sehr ruhig und spielt sich eigentlich mehr im Kopf ab. Aber "Judaswiege", den ich gerade in den letzten Zügen lese, ist wieder ein richtig spannenden Thriller. Rezi folgt wahrscheinlich morgen.
    LG Isabel

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  3. Danke das du Leser bei Leseratte geworden bist.
    Ich bin eigentlich kein so großer Psycothriller Fan aber ich liebe Elizabeth Haynes, sie schreibt wirklich super spannend.

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