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Freitag, 16. November 2012

{Rezension} Dornentöchter von Josephine Pennicott

Verlag: List Verlag
Übersetzer: Julia Walther
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Genre: Familienroman
ISBN: 9783471350867
Erscheinungsdatum: 14. September 2012
Preis: 19,99 €



Das Flüstern der Engel

Nach dem Tod ihrer Mutter zieht die frisch geschiedene Sadie mit ihrer Tochter Betty von Sydney in das kleine Städtchen Pencubitt auf Tasmanien. Im Poet’s Cottage verbrachte ihre Mutter Marguerites ihre Kindheit bis deren Mutter auf grausame Weise ermordet wurde. Nun kehrt Sadie mit Betty zurück, um über das Leben ihrer Großmutter Pearl einen Roman zu schreiben und hofft gleichzeitig auf einen Neubeginn. Schnell leben Mutter und Tochter sich in Pencubitt ein, dem verschlafenen Nest an der Küste. Mithilfe der alten Dame Birdie erfährt Sadie nach und nach mehr über das Leben ihrer Großmutter, währenddessen passieren rätselhafte Dinge im Poet’s Cottage, fast so, als wären die Geister wieder zum Leben erwacht.



Josephine Pennicott beginnt ihren Familienroman, der durchaus kriminalistische Züge hat, mit einem Prolog aus der Vergangenheit, um dann mit der Ankunft von Sadie und Betty in die eigentliche Geschichte einzusteigen. Ihren Roman erzählt die Autorin auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleitet man Sadie bei ihren Recherchen zum Leben ihrer Großmutter Pearl, zum anderen reist man in die Jahre 1935 – 1936 zurück und lernt hier ihre extravagante, exzentrische Großmutter kennen, die zusammen mit ihrem Mann Maxwell und ihren beiden kleinen Töchtern Thomasina und Marguerites in Poet’s Cottage lebte.

Diese Wechsel sind geschickt gelegt, die beiden Erzählstränge ergänzen sich sehr gut und so erfährt man nach und nach immer mehr über das Leben von Pearl und spürt deutlich wie das Drama um den Tod der eigenwilligen, kapriziösen und launischen Kinderbuch-Schriftstellerin seinen Lauf nimmt. Während dieser Handlungsstrang eher in das Genre klassischer Kriminalroman mit Familiendrama-Aspekten passt, weist der Erzählstrang in der Gegenwart zusätzlich noch eindeutig gruselige Effekte auf. Gegenstände in Poet’s Cottage liegen nicht mehr da, wo man sie hinterlassen hat, eine rätselhafte Frau taucht immer wieder auf und verschwindet genauso mysteriös und vom Keller geht eine seltsam unbehagliche Atmosphäre aus.

Josephine Pennicott gelingt es sehr gut, diese verschiedenen Genres zu einer äußerst unterhaltsamen, ergreifenden und fesselnden Story zu verknüpfen. Und auch die Spannung kommt selten zu kurz, auch wenn sie eher verhalten im Hintergrund lauert. Denn die große Frage, welche über diesem Roman liegt, ist, wer der Mörder von Pearl war. Es gibt kaum noch Zeitzeugen und die Wenigen, verschweigen offensichtlich einiges, niemanden scheint es noch so richtig zu interessieren, wer Pearl an jenem Juli-Tag des Jahres 1936 im Keller von Poet’s Cottage getötet hat. Doch Sadie lässt nicht locker.

Gelungen sind ebenfalls die Charaktere des Romans. Liebevoll und detailreich und zumeist in ihren Handlungen auch überzeugend, zeichnet Josephine Pennicott die einzelnen Mitwirkenden. Da gibt es zum einem die introvertierte, eher schüchterne, gut erzogene Birdie, die sich aufopferungsvoll um ihre Mutter kümmert und heimlich in Maxwell verliebt ist. Pearl dagegen ist das genaue Gegenteil. Voller Provokation, ein Vamp, die sich um keine Konventionen schert, nackt im Meer badet, launisch ohne Ende ist und immer im Mittelpunkt stehen muss. In einer Kleinstadt der 1930er Jahre eine sehr auffallende Persönlichkeit, die für ordentlich Tratsch unter den Bewohnern sorgte.

In der Gegenwart begleitet man zumeist Sadie bei ihrem Leben in Pencubitt. Die Schriftstellerin und Mutter einer 14-jährigen Tochter möchte mehr über ihre Vergangenheit erfahren, ist immer noch nicht so recht über die Scheidung hinweg und noch weniger über den Tod ihrer geliebten Mutter. Zudem plagen sie nach wie vor Sorgen um ihre Tochter. Doch Sadie ist – wie alle anderen Akteure des Buches auch – keinesfalls ein langweiliger oder fader Charakter, sondern sehr interessant und facettenreich beschrieben.

Fazit: Ein Familienroman voller Dramatik, versehen mit einer guten Portion kriminalistischer Spannung und auch die Gruseleffekte kommen hier wahrlich nicht zu kurz. Der warmherzige, einnehmende Schreibstil der Autorin und die sauber herausgearbeiteten Charaktere sorgen zudem dafür, dass man sich bis zur letzten Seite bestens unterhalten fühlt. 

Die Autorin:

Josephine Pennicott kam in Tasmanien zur Welt und verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Papua-Neuguinea. Nach ihrem Kunststudium arbeitete sie als Krankenschwester und schrieb nebenbei sehr erfolgreich Krimis und Fantasy-Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Sydney.


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