Verlag: Heyne Verlag
Übersetzer: Lotta Rüegger, Holger Wolandt
Genre: Historischer Roman
Gebundene Ausgabe: 784 Seiten
ISBN: 978-3-453-26825-8
Erscheinungsdatum: 13. August 2012
Preis: 22,90 €
Eine fesselnde
Geschichte
Die Brüder Lauritz, Oscar und Sverre wachsen Ende des 19. Jahrhunderts im
Westen Norwegens als Söhne einer armen Fischerfamilie
auf. Als das Meer ihren Vater nicht wieder hergibt, ändert sich das Leben der drei Jungen von
Grund auf. Da ihre Mutter sie nicht mehr ernähren kann, werden sie als Lehrlinge
in die Stadt geschickt. In einer Bergener Seilerei lernen die Lauritzen-Brüder
das Handwerk, fallen aber schnell durch ihr großes Talent auf. Durch Zufall
wird der Sohn des Seilerei-Besitzers hierauf aufmerksam und fördert es
entsprechend. Auf Kosten der Wohltätigkeitsloge „Gute Absicht“ erhalten sie nun
eine fundierte Schulbildung und wechseln als Jugendliche an das Polytechnikum
nach Dresden, das zur damaligen Zeit als das Beste der Welt galt. Hier lassen
sie sich zu Ingenieuren ausbilden, um ihre „Schuld“ dann beim Bau der
Bergenbahn abzuleisten. Ein für die damalige Zeit schier unmögliches
Projekt, doch Lauritz stellt sich der
gefahrvollen Aufgabe. Währenddessen verschlägt es seinen Bruder Oscar nach
Deutsch-Ostafrika, um dort ebenfalls eine Eisenbahnstrecke zu bauen.
Größer könnten die Gegensätze nicht sein, zu denen Jan Guillou seine Leser entführt.
Nach einem kurzen Abriss der Kindheit, steigt der Autor im Jahr 1901 mit dem
Abschluss des Studiums der Lauritz-Brüder in die eigentliche Geschichte ein.
Ursprünglich hatten sie geplant, nach dem Abschluss ihr erlerntes Wissen der
Bergenbahn zur Verfügung zu stellen. Doch die Liebe kommt Lauritz, Oscar und
Sverre dazwischen und so verschlägt es Oscar nach Deutsch-Ostafrika und Sverre
nach London. Nur Lauritz fühlt sich moralisch verpflichtet, sein
Ingenieurwissen dem Bau der Bergenbahn zur Verfügung zu stellen. Und so
verfolgt man in abwechselnden Handlungssträngen das weitere abwechslungsreiche
Leben von Lauritz und Oscar; Sverre taucht im Verlauf des Romans nicht mehr
auf.
Oscar ist in Deutsch-Ostafrika mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke betraut,
verhandelt mit den unterschiedlichsten Stämmen durch deren Gebiet die Strecke
verlaufen muss. Hierbei zeichnet der
Autor keineswegs ein Schwarz-Weiß-Bild von Afrika und dessen unterschiedlichen
Volksstämmen, sondern legt Wert auf die
Zwischentöne. Äußerst unterhaltsam, bildhaft und informativ schildert er das
Leben in der Kolonie, den Umgang der Deutschen mit der afrikanischen
Bevölkerung, lässt seinen Protagonisten auch Freunde unter den Afrikanern
finden. Neben diesem abenteuerlichen, aber auch sehr gefahrvollen Leben muss
sich Oscar ebenso mit der brütenden Hitze Afrikas, unbekannten Krankheiten, sowie den Eigenarten und Gegebenheiten des schwarzen
Kontinents auseinandersetzen.
Jan Guillou zeigt zudem auch, dass durchaus nicht alle Afrikaner begeistert
von den Modernisierungsversuchen der Deutschen und der Zuführung zum
Christentum waren, dass der Sklavenhandel nach wie vor ein Thema und
Großwildjagd zur damaligen Zeit absolut selbstverständlich war. Und er beschreibt
auch die Gräueltaten der Europäer, welche diese an dem afrikanischen Volk begangen
haben. Hier besonders Belgisch-Kongo, dessen Bevölkerung aus rein kommerziellen Zwecken auf äußerst
brutale Weise systematisch ausgebeutet
wurde und die Hälfte der Kongolesen hierbei ihr Leben lassen musste. Die
Herrschaft Leopolds II. von Belgien ging als „Kongogräuel“ in die Geschichte
ein.
Ist es in Afrika die Hitze, so ist es in Bergen die Kälte, der Lauritz
ausgesetzt ist. Fast 8 Monate im Jahr
Schneestürme und eisige Kälte, zudem noch die Einsamkeit der Berge und die
Sehnsucht nach Ingeborg. Lange Wege, die nur per Ski bewältigt werden können
und immer die Gefahr vor Gletscherspalten und plötzlichen Wetterumschwüngen. Doch
Lauritz hat nur ein Ziel, die Bergenbahn in jedem Fall fertigzustellen. Stellenweise
kann man die beißende Kälte regelrecht spüren und leidet mit dem jungen
Ingenieur, wenn er sich wieder einmal auf den beschwerlichen Weg zur Baustelle
begibt, auf der die Brücken- und Tunnelarbeiter bei unwirtlichen Verhältnissen
ihr Bestes geben. Zwar geht der Autor
schon öfters auf Details zum Strecken- und Brückenbau ein, jedoch nie zu tief,
als das es langweilig zu werden droht. Er passt hier genau den richtigen Punkt
ab, sodass man sich alles wunderbar vorstellen kann, aber nie gelangweilt die
Seite überlesen möchte.
Die eigentliche Geschichte der beiden Brüder Lauritzen umfasst einen
Zeitraum von 17 Jahren bis zum Ende des 1. Weltkriegs, den Lauritz wie auch
Oscar deutlich zu spüren bekommen und ungewollt mit hineingezogen werden. Hierbei
passt Jan Guillou seinem Schreibstil den unterschiedlichen Gegebenheiten an.
Mal preußisch bieder und steif, wenn Lauritz oder Oscar mit Führungsoffizieren
oder gar dem Adel verkehren, dann wieder locker und fast schon modern, wenn die
Brüder sich mit Freunden, Familie oder Mitarbeitern unterhalten.
Die Beschreibungen seiner beiden Protagonisten kann man fast als distanziert bezeichnen. Zwar ist man
immer hautnah an deren Erlebnissen dabei, doch hat man ständig das Gefühl, als wenn eine dünne Wand zwischen Leser und
Protagonisten stehen würde. Irgendwie bekommt man sie nicht richtig zu fassen.
Merkwürdigerweise hat mich dies bei diesem Roman absolut nicht gestört, da die
Geschichte an sich absolut überzeugt und fasziniert. Jan Guillou ist wirklich
ein begnadeter Geschichtenerzähler und er versteht es gekonnt, einem
Zeitgeschichte fesselnd, äußerst spannend, farbenfroh und bildhaft näher zu
bringen.
Fazit: Eine
faszinierende, abenteuerliche, fesselnde und wunderbar erzählte Geschichte, in
welcher der Autor das Zeitgeschehen perfekt mit seinen Protagonisten verknüpft
und dadurch einen sehr lesenswerten Roman geschaffen hat.
Ich habe jetzt schon mehrfach gelesen, dass es sich hierbei um eine
Trilogie handeln soll. Dies gibt die Geschichte durchaus her. „Die Brückenbauer“
ist jedoch ein in sich abgeschlossener Roman, ohne offenes Ende und kann so
durchaus auch als Einzelband gelesen werden.
Der Autor:
Jan Guillou wurde 1944 im schwedischen Södertälje geboren und ist
einer der prominentesten Journalisten seines Landes. Seine
preisgekrönten Kriminalromane um den Helden Coq Rouge erreichten
Millionenauflagen. Auch mit seiner historischen Romansaga um den
Kreuzritter Arn gelang ihm ein Millionenseller, die Verfilmungen zählen
in Schweden zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Heute lebt Jan Guillou
in Stockholm.
Das Buch MUSS ich einfach lesen!!!! Ist ja schon auf meiner Wunschliste und bei meiner nächsten Bestellung geht es sicher mit.....
AntwortenLöschenLG
Martina
Na, dann bin ich jetzt schon mal auf deine Meinung gespannt und wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.
LöschenLG Isabel
Liebe Isabel,
AntwortenLöschenich habe heute mit dem Buch begonnen und jetzt freue ich mich noch mehr darauf! Danke für die tolle Rezi :)
LG
Nina
Liebe Nina,
Löschenich wünsche dir ganz viel Lesespaß mit dem Buch. Ich habe es regelrecht verschlungen.
LG Isabel