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Dienstag, 7. Februar 2012

{Rezension} Das Schwert und die Lämmer von Claudia Kern


 

Verlag: Blanvalet-Verlag
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 15. November 2011
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-442-37439-7
Preis:  9,99 €



„… und das Meer wird sich in Genua teilen …“

Madlen lebt als Magd auf Burg Drachenfels in Königswinter. Ihr Mann und ihre beiden Töchter sind gestorben, ihre beiden Jungen gehen in Köln in die Lehre. Als Madlen sich einer Pilgerfahrt nach Köln anschließen darf, trifft sie dort auf ihre Söhne und auf den charismatischen jungen Nikolaus, der zu einem friedlichen Kreuzzug nach Jerusalem aufruft. Madlen und ihre Söhne folgen seinem Ruf und begeben sich im Frühsommer 1212 auf den Kinderkreuzzug. Ihnen folgen mehrere tausend Menschen ebenfalls den Visionen von Nicolaus, was dem Papst schon bald nicht mehr verborgen bleibt.  

Ihr Weg führt sie anfangs immer am Rhein entlang und die Menschen in den Dörfern und Städten unterstützen die Kreuzzügler mit Lebensmitteln und Kleidung. Hauptsächlich Arme und Kinder nehmen an dem Kinderkreuzzug teil und diese müssen nun nach Jahren der Entehrungen endlich nicht mehr hungern, sind glücklich und lauschen gebannt den Worten von Nicolaus. Doch je weiter sie kommen, umso mehr lässt die Mildtätigkeit der Bürger nach, die Stimmung unter den Teilnehmern des Kreuzzuges wird immer schlechter. Schon bald wird keine Rücksicht mehr auf Einzelschicksale genommen, Diebstahl und Verrat tritt immer mehr hervor, die Macht von Nikolaus scheint zu schwinden.
Allein schon durch den Verlauf des Kinderkreuzzuges gestaltet sich die Geschichte sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Zum Ende hin wird sie sogar richtig spannend und bleibt auch zum Schluss – auch wenn natürlich öfter der Zufall zur Hilfe genommen wird – durchweg nachvollziehbar und überzeugend.

Bildhaft, anschaulich, farbenprächtig und durchaus realistisch beschreibt Claudia Kern den Kinderkreuzzug aus Sicht von Madlen, die sich anfangs im Gefolge von Nikolaus aufhält. So lernt man zum einen sehr gut den charismatischen, so seltsam entrückt erscheinenden Jungen kennen, dem es scheinbar mühelos gelingt, Tausende von seiner Berufung zu überzeugen. Zum anderen erhält man eine Vorstellung über all die Gefahren, den Hunger und den Krankheiten, denen sich die Kinder und die Armen auf ihrer Reise Richtung Jerusalem aussetzen, die sie vom Rheinland weiter nach Straßburg bis hinauf zum Brenner-Pass nach Genua führt. Und selbst hier soll das Abenteuer von Madlen noch nicht beendet sein.

Ihre Protagonistin ist anfangs eine schüchterne junge Frau, die es gewohnt ist, den hohen Herren zu dienen. Im Verlauf der Geschichte entwickelt sich Madlen jedoch langsam zu einer durchaus selbständig agierenden und denkenden Frau, die auch öfter einmal etwas in Zweifel zieht. Unerschütterlich ist sie jedoch in ihrem Glauben an Gott und auch an Nikolaus. Madlen ist von seinen Visionen überzeugt und hat nur ein Ziel, Jerusalem vor den Heiden zu befreien. 

Überhaupt geht Claudia Kern stark auf die damals herrschende Angst vor Gott und dem unerschütterlichen Glauben der Menschen an ihn ein. Diese Frömmigkeit beschreibt sie durchweg sehr überzeugend und so sind auch einige Handlungen der Akteure aus dieser Sicht durchaus nachvollziehbar beschrieben.

Fazit: Ein farbenprächtiger Roman über einen charismatischen Jungen, dem es gelang, Anfang des 13. Jahrhunderts tausende von Menschen zu einem Kreuzzug zu bewegen und dies alles erzählt aus Sicht einer jungen Magd.

Die Autorin:
Claudia Kern ist Mitbegründerin des Science-Fiction-Magazins "Space View", das sie mehrere Jahre als Chefredakteurin betreute und für das sie auch heute noch eine regelmäßige Kolumne schreibt. 1999 war sie als Serienredakteurin für ProSieben tätig und zog danach als hauptberufliche Autorin zurück nach Bonn. Claudia Kern hat einige Sachbücher zu Fernsehserien verfasst, schreibt Film- und TV-Kritiken und entwirft Stories und Dialoge für Computerspiele. Inzwischen lebt und arbeitet Claudia Kern in Berlin.

6 Kommentare:

  1. Eine schöne Rezension. Ich finde einen Kinderkreuzzug echt heftig. Vor etwas längerer Zeit habe ich "Der Eid der Kreuzritterin" von Ricarda Jordan gelesen, in diesem geht es um den gleichen Kinderkreuzzug. Jetzt erinnere ich mich wieder daran wie mich der Mut und der starke Glaube der Kinder fassungslos und traurig gemacht hat.
    "Das Schwert und die Lämmer" könnte mir auch gefallen!
    Liebe Grüße
    Lena

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  2. Hi Lena,
    ja, das Buch kenne ich auch. "Schwert und Lämmer" ist ähnlich, aber irgendwie auch wieder ganz anders. Einiges hat mich an die "Kreuzritterin" erinnert, anderes war wieder total neu oder aus einer anderen Perspektive geschildert. Es lohnt sich in jedem Fall, es zu lesen. Und mit dem Thema muss ich Dir recht geben, wobei ich finde, dass Claudia Kern hier den unerschütterlichen Glauben an Nikolaus fast noch besser darstellt und auch die Charaktere sind besser beschrieben.
    LG Isabel

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  3. Das hört sich sehr interessant an! Mus sich mir gleich merken...
    Liebe Grüße
    Martina

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  4. Oh das hört sich nach einem schönen Buch an. Mal wieder was Historisches, das freut mich. Danke für fie Rezi!

    LG
    Lilly

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    1. Hi Lilly,
      ist auch ein schönes Buch, kann ich dir empfehlen.
      LG Isabel

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