Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-8321-6263-4
Erscheinungsdatum: 08. Oktober 2014
Preis: 9,99 €
Gabor und seine Tangolinis
Gabor Schöning lebt auf der
Sonnenseite des Lebens, arbeitet äußerst erfolgreich als Unternehmensberater, Frauen
liegen ihm zu Füßen und Tanzen kann er wie ein Gott. Doch das schöne Leben
endet für den skrupellosen Geschäftsmann eines Abends, als er die
Schuldirektorin Kathrin Bendig mit seinem Auto anfährt. Damit Kathrin von einer
Strafanzeige absieht, erklärt sich Gabor notgedrungen bereit, in deren Förderschule
einen Tanzkurs für Sonderschüler zu leiten. Dumm nur, dass die fünf Kids
absolut keinen Bock auf Tanzen haben. Da die Tanzstunden oft mit seinen
Geschäftsterminen kollidieren, sieht Gabors ärgster Konkurrent bald seine
Chance, ihn aus der Firma zu kicken, zudem verliebt sich Gabor auch noch in
eine Frau, die seinem Charme so gar nicht erliegt. Als dann einer seiner
Tangolinis schwer erkrankt, setzt Gabor alles auf eine Karte.
Gabor Schöning genießt sein Leben in
den vollsten Zügen, auf Gefühle anderer Menschen nimmt er keine Rücksicht,
beruflich geht er über Leichen und gefühlsmäßig lässt er keinen Menschen an
sich heran. Seine größte Leidenschaft sind lateinamerikanische Tänze. Es könnte
alles so schön sein und vor allem, genau so weitergehen, doch dann kommt Gabor
die energische wie esoterisch veranlagte Kathrin vor die Räder. Mit viel Humor,
ohne Rücksicht auf seine beruflichen Verpflichtungen, fordert die
Schuldirektorin Gabors Versprechen ein, ihren Sonderschülern das Tanzen
beizubringen. Doch das ist alles viel leichter gesagt als getan.
Mit lateinamerikanischen Tänzen können
die Kids nun so gar nichts anfangen, die Tanzschritte sind ihnen viel zu
schwierig, abgesehen davon, muss man sich ja auch erst mal darauf einigen,
welchen Tanz man nun wohl zwangsweise lernen soll. Gabor ist kurz vorm
Verzweifeln, gleichzeitig befasst er sich aber auch immer mehr mit dem Leben
seiner Tanzkids und tritt dabei metertief in ein Fettnäpfchen nach dem anderen.
Unmerklich schleicht sich der
arrogante wie charmante Gabor, der glaubt, mit Geld kann man alles regeln, in
die Herzen der Leser. Die Kids zeigen ihm, dass eben mit Geld nicht alles
gekauft und geregelt werden kann. Da ist der hyperaktive Vinnie, der immer
gerade heraus sagt, was er denkt. Die dickliche, verunsicherte Jennifer aus
guten Hause, die stille, introvertierte Lisa, der machohafte Marvin und der
zierliche, verschlossene Felix.
Absolut klischeefrei greift Andreas
Izquierdo nach und nach die Schicksale der Tangokids auf, schildert irgendeinen
Tag im Leben der fünf Jugendlichen und zeigt auf, wie die Kids versuchen, mit
ihrem Handicap zu leben, welchen Problemen sie ausgesetzt sind und wie sie mit
dem Verhalten anderer Jugendlichen ihnen gegenüber umzugehen versuchen.
Wie gesagt, die Wandlung von Gabor zu
einem Menschen, der hinschaut, der sich Gedanken um seine Mitmenschen macht,
der handelt, anstelle wegzuschauen, kommt schleichend und gerade deswegen
absolut überzeugend. Aber neben der authentischen Beschreibung von Gabor
überzeugen auch alle anderen Charaktere im Roman bis in die kleineste
Nebenrolle.
Locker, leicht und humoristisch
erzählt Andreas Izquierdo die Geschichte von Gabor und seinen Tanzkids und je
länger man liest, umso tiefgründiger, einfühlsamer und zum Nachdenken anregend wird
sein Roman.
Fazit: Ein Mistkerl entdeckt sein
Herz. Tiefgründig und dennoch locker, leicht erzählt; ein fantastischer Roman,
der einen tief berührt.
Der Autor:
Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman ›König von Albanien‹ (2007), der mit dem Sir- Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman ›Apocalypsia‹ (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde. Im DuMont Buchverlag erschien von ihm ›Das Glücksbüro‹ (2013). www.izquierdo.de
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