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Montag, 3. November 2014

{Rezension} Der Club der Traumtänzer von Andreas Izquierdo

Cover & Verlag: Dumont
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-8321-6263-4
Erscheinungsdatum: 08. Oktober 2014
Preis: 9,99 €



Gabor und seine Tangolinis

Gabor Schöning lebt auf der Sonnenseite des Lebens, arbeitet äußerst erfolgreich als Unternehmensberater, Frauen liegen ihm zu Füßen und Tanzen kann er wie ein Gott. Doch das schöne Leben endet für den skrupellosen Geschäftsmann eines Abends, als er die Schuldirektorin Kathrin Bendig mit seinem Auto anfährt. Damit Kathrin von einer Strafanzeige absieht, erklärt sich Gabor notgedrungen bereit, in deren Förderschule einen Tanzkurs für Sonderschüler zu leiten. Dumm nur, dass die fünf Kids absolut keinen Bock auf Tanzen haben. Da die Tanzstunden oft mit seinen Geschäftsterminen kollidieren, sieht Gabors ärgster Konkurrent bald seine Chance, ihn aus der Firma zu kicken, zudem verliebt sich Gabor auch noch in eine Frau, die seinem Charme so gar nicht erliegt. Als dann einer seiner Tangolinis schwer erkrankt, setzt Gabor alles auf eine Karte.

 

Gabor Schöning genießt sein Leben in den vollsten Zügen, auf Gefühle anderer Menschen nimmt er keine Rücksicht, beruflich geht er über Leichen und gefühlsmäßig lässt er keinen Menschen an sich heran. Seine größte Leidenschaft sind lateinamerikanische Tänze. Es könnte alles so schön sein und vor allem, genau so weitergehen, doch dann kommt Gabor die energische wie esoterisch veranlagte Kathrin vor die Räder. Mit viel Humor, ohne Rücksicht auf seine beruflichen Verpflichtungen, fordert die Schuldirektorin Gabors Versprechen ein, ihren Sonderschülern das Tanzen beizubringen. Doch das ist alles viel leichter gesagt als getan.

Mit lateinamerikanischen Tänzen können die Kids nun so gar nichts anfangen, die Tanzschritte sind ihnen viel zu schwierig, abgesehen davon, muss man sich ja auch erst mal darauf einigen, welchen Tanz man nun wohl zwangsweise lernen soll. Gabor ist kurz vorm Verzweifeln, gleichzeitig befasst er sich aber auch immer mehr mit dem Leben seiner Tanzkids und tritt dabei metertief in ein Fettnäpfchen nach dem anderen.

Unmerklich schleicht sich der arrogante wie charmante Gabor, der glaubt, mit Geld kann man alles regeln, in die Herzen der Leser. Die Kids zeigen ihm, dass eben mit Geld nicht alles gekauft und geregelt werden kann. Da ist der hyperaktive Vinnie, der immer gerade heraus sagt, was er denkt. Die dickliche, verunsicherte Jennifer aus guten Hause, die stille, introvertierte Lisa, der machohafte Marvin und der zierliche, verschlossene Felix.

Absolut klischeefrei greift Andreas Izquierdo nach und nach die Schicksale der Tangokids auf, schildert irgendeinen Tag im Leben der fünf Jugendlichen und zeigt auf, wie die Kids versuchen, mit ihrem Handicap zu leben, welchen Problemen sie ausgesetzt sind und wie sie mit dem Verhalten anderer Jugendlichen ihnen gegenüber umzugehen versuchen.

Wie gesagt, die Wandlung von Gabor zu einem Menschen, der hinschaut, der sich Gedanken um seine Mitmenschen macht, der handelt, anstelle wegzuschauen, kommt schleichend und gerade deswegen absolut überzeugend. Aber neben der authentischen Beschreibung von Gabor überzeugen auch alle anderen Charaktere im Roman bis in die kleineste Nebenrolle.

Locker, leicht und humoristisch erzählt Andreas Izquierdo die Geschichte von Gabor und seinen Tanzkids und je länger man liest, umso tiefgründiger, einfühlsamer und zum Nachdenken anregend wird sein Roman.



Fazit: Ein Mistkerl entdeckt sein Herz. Tiefgründig und dennoch locker, leicht erzählt; ein fantastischer Roman, der einen tief berührt.


Der Autor:

Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman ›König von Albanien‹ (2007), der mit dem Sir- Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman ›Apocalypsia‹ (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde. Im DuMont Buchverlag erschien von ihm ›Das Glücksbüro‹ (2013). www.izquierdo.de


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