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Freitag, 5. August 2011

{Rezension} Der bessere Mensch von Georg Haderer

Verlag: Haymon Verlag
Gebundene Ausgabe: 328 Seiten
Genre: Krimi deutsche Nachbarländer / Österreich
ISBN: 978-3852186313
Erscheinungsdatum: 05. August 2011
Preis: 19,99 €


Das Böse in etwas Gutes verwandeln

Nationalrat a. D. Born liegt tot in seinem Arbeitszimmer, sein Gesicht mit Phosphorsäure verätzt. Wer begeht nur so eine grausame Tat? Polizeimajor Johannes Schäfer aus Wien begibt sich zusammen mit seinem Assistenten Bergmann auf Spurensuche. Doch trotz größter Bemühungen ergeben sich weder ein Motiv noch eine heiße Spur. Dank der Pharmaindustrie schwankt Schäfers Gemütszustand momentan ziemlich und als er Tage später an einem weiteren Tatort ein erstochenes türkisches Mädchen vorfindet, geht er voller Vorurteile davon aus, dass nur der Vater der Täter sein kann. Da auf seinen Befehl hin dessen Verhaftung nicht unbedingt gesetzeskonform verläuft, wird Schäfer von seinem Vorgesetzten Kamp in Zwangsurlaub nach Salzburg geschickt. Dort geht er den kaum vorhandenen Spuren im Fall Born auf ziemlich unkonventionelle Weise weiter nach und bald nimmt der Fall eine äußerst unerwartete Wendung.

Georg Haderer erzählt hier eine Story, die sich zum Schluss völlig anders entwickelt als anfangs gedacht. Denn der Politiker Born war als Alt-Nazi bekannt, hatte entsprechend viele Feinde und so vermutet die Polizei erst einmal den Mörder aus diesem Umfeld. Doch irgendwie lässt sich hier einfach kein Motiv ableiten, geschweige denn einen Verdächtigen ermitteln. Schäfer hat immer mehr das Gefühl, einem Phantom hinterher zu jagen. Und so erfährt man auch erst ganz zum Schluss die Identität des Mörders, welches Motiv sich hinter dem Mord verbirgt und kann die komplizierten Zusammenhänge, die einem durch Schäfers kruden Gedankengänge auch nicht immer ganz klar sind, dann verstehen und logisch nachvollziehen.
 
Um sein Nervenkostüm wieder in Einklang zu bringen, nimmt Schäfer seit seinem letzten Fall auf ärztliche Anweisung hin die verschiedensten Tabletten ein. Diese kommen seinem Gemütszustand scheinbar sehr zu gute, denn Schäfer strotzt vor Energie und guter Laune, sehr zur Überraschung seiner Untergebenen und insbesondere seinem Assistenten Bergmann. Dieser erkennt seinen Chef kaum wieder. Allerdings wird ihm auch ziemlich schnell klar, dass Schäfer in seinem Verhalten immer eigenwilliger und unkontrollierbarer wird und eine Pressekonferenz zum neuen Fall nicht vorhersehbare Konsequenzen haben könnte. Und so überrascht es einem auch nicht wirklich, dass Schäfer beim Fall der jungen Türkin ausrastet.

Während des gesamten Krimis wirkt Schäfer wie aufgezogen, ja fast schon hyperaktiv. Dies überrascht einen zwar ein wenig im Vergleich zu den anderen Krimis, doch irgendwie auch nicht wirklich. Schließlich war der Polizeimajor in seiner Ermittlungsarbeit und auch in seinem Verhalten immer schon ein wenig eigenwillig gewesen und seine verqueren Gedankengänge, die meist zur Lösung des Falls führen, sind jetzt nur noch ein wenig ausgeprägter. Sehr zum Leidwesen seines Teams tritt aber auch seine bestimmende, ja regelrecht rechthaberische Seite immer mehr zutage. Man könnte jetzt meinen, dass Schäfer hierdurch ziemlich arrogant wirkt, dem ist aber überhaupt nicht so. Ganz im Gegenteil, irgendwie nimmt man ihm dieses eigenwillige Verhalten nicht übel und auch sein Team und vor allem Bergmann lassen sich hiervon nicht nachhaltig beeindrucken.

Der Schreibstil von Georg Haderer ist gewohnt flüssig und stellenweise richtig humoristisch. Die manchmal so herrlich kruden Gedankengänge von Schäfer und seine oft so unkonventionellen Ermittlungsansätze haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Die Spannung hält sich durchweg auf hohen Niveau, einfach auch aus dem Grund, dass bis zum Schluss absolut nicht ersichtlich ist, wer und welche Gründe hinter dem Mord an Born stehen, welche Zusammenhänge zu einem Einbruch eines Bekannten des Nationalrats a.D. bestehen und was denn nun der Mord an der jungen Türkin mit dem Fall zu tun haben soll. Hinzu kommt ein Täter mit einem äußerst rätselhaften und absolut unlogischen Verhalten.

Zusätzlich erfährt man auch wieder etwas aus Schäfers Privatleben. Hierbei geht Georg Haderer ein wenig auf Schäfers Beziehung zu Isabelle ein, die sich zwischenzeitlich zur Fernbeziehung entwickelt hat, da die Staatsanwältin nun in Den Haag arbeitet und auch ein Wiedersehen mit Schäfers Bruder ist dabei. Allerdings ist dies alles wohldosiert und die Ermittlungsarbeit von Schäfer steht hier eindeutig im Vordergrund.


Fazit: Ein spannender und gleichzeitig auch humoristischer Krimi mit einem Protagonisten, der einem in seiner eigenwilligen Art nur sympathisch sein kann und einer absolut unvorhersehbaren Story.

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