Verlag: Gmeiner Verlag
Taschenbuchausgabe: 274 Seiten
ISBN: 3839210836
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2010
Preis: 9,90 €
Rünz, der verkannte Bestsellerautor
Mehr widerwillig begibt sich Kommissar Rünz zu einem Tatort, würde er doch viel lieber an seinem Thriller weiterschreiben. In der Schlosserwerkstatt bietet sich ihm ein bizarres Bild: Der Schlossermeister ist an einem Schraubstock aufgespießt. Für Rünz sieht das alles nach einem Unfall aus, schließlich hat er nun wirklich keine Zeit, sich mit den Ermittlungen zu einem Mord zu beschäftigen. Doch der Rechtsmediziner wie auch die Staatsanwältin sind anderer Meinung und so muss Rünz wohl oder übel seinen Thriller hintenanstellen und mit den Ermittlungen beginnen.
So recht kann man dem vorliegenden Krimi von Christian Gude nicht unbedingt eine Handlung zuschreiben. Der Mordfall ist eher nur ein Nebenschauplatz und der Fokus liegt eindeutig bei Rünz und seinen schriftstellerischen Ambitionen. So erhält man auch einen ausführlichen Einblick in Rünz‘ Schriftstellertalent, welches eher als laienhaft angesehen werden kann, er selbst sich aber natürlich schon in der gleichen Liga wie Dan Brown und Co. sieht.
Wo wenig Handlung ist, gibt es auch wenig Spannung und auch überraschende Wendungen kann der Krimi nicht unbedingt vorweisen. Allerdings ist der Charakter Rünz ein Garant für sehr amüsante Unterhaltung und auch sein Chef Hoven sorgt mit seinem denglisch und seiner Umorganisation des Darmstädter Kriminalkommissariats für den einen oder anderen Lacher. Jedoch fand ich die Darstellung von Hoven stellenweise etwas zu überzogen und manchmal regelrecht nervig. Hier wäre etwas weniger eindeutig mehr gewesen.
Die letztendliche Auflösung des Falls wie auch die gesamte Geschichte selbst wirkt stellenweise schon etwas konstruiert und auch gerade das Verhalten von Rünz‘ Schwager regelrecht überzogen und unglaubwürdig. Trotzdem ist das Buch durchweg sehr unterhaltsam, aber eindeutig nur etwas für Rünz-Fans. Wer bisher keinen der mittlerweile vier Bände des Darmstädter Kommissars gelesen hat, sollte von diesem Krimi die Finger lassen, denn dieses Buch ist nicht unbedingt als Krimi zu bezeichnen.
Der Schreibstil von Christian Gude ist gewohnt flüssig, frech und mit viel Wortwitz gespickt, wobei sein Krimi auch wieder mit viel Lokalkolorit angereichert ist. Seinen Protagonisten stellt er gewohnt schräg und kauzig dar und man wird nach wie vor das Gefühl nicht los, dass Rünz nicht nur bei seinem Modestil in den 1980er hängen geblieben ist. Alles in allem ein sehr liebevoll gezeichneter Charakter und auch die anderen Figuren sind durchweg originell dargestellt, wobei hier natürlich auch wieder viele Personen aus vorherigen Bänden auftauchen.
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