Übersetzer: K. Schatzhauser
Taschenbuchausgabe: 640 Seiten
Genre: Mystery-Thriller
ISBN: 978-3442368358
Erscheinungsdatum: 01. Januar 2008
Preis: 8,95 €
Die Tonbibel
Dr. Clara Tannenberg ist nach Rom zu einem
Archäologiekongress gereist, um hier Unterstützer für ein ambitioniertes
Projekt zu erhalten. Die Archäologin vermutet im Irak Tontafeln zu finden, auf
denen Abraham die Schöpfungsgeschichte hat aufschreiben lassen. Allerdings kann
sie keine Beweise anführen und der Irakkrieg steht kurz bevor. Doch die
ehrgeizige Clara kann mithilfe ihres mächtigen Großvaters doch noch einige
Wagemutige überzeugen. Die Grabung im
Zweistromland kann beginnen. Gleichzeitig sind vier ältere Herrschaften
alarmiert und sehen sich nach 60 Jahren endlich an ihrem Ziel angekommen. Die
Vier haben mit Alfred Tannenberg noch eine Rechnung offen und hoffen mithilfe
von Clara endlich den Aufenthaltsort des seit Jahrzehnten untergetauchten
Mannes zu finden. Gleichzeitig gibt es noch einige Organisationen, die den
möglichen Fund der Tontafeln für sich beanspruchen und alles daran setzen, diese
in ihren Besitz zu bekommen.
Der Roman beginnt vielversprechend. Ein junger Priester
nimmt einem älteren Herrn die Beichte ab. Dieser kündigt einen Mord an und
durch eine zurückgelassene Zeitung kommt der Priester auf die Spur von Carla
Tannenberg. Fortan versucht er alles, den Mord an der jungen Archäologin zu
verhindern. Gleichzeitig treffen sich vier alte Freunde wieder, mittlerweile
gehören sie zur oberen Gesellschaft, Geld spielt für sie keine Rolle. Somit ist
es für sie auch kein Problem, einen Profikiller zu engagieren. Denn die vier
älteren Herrschaften treibt ein 60 Jahre alter Hass auf Alfred Tannenberg an und
seitdem sinnen sie auf tödliche Rache. Zwar verrät die Autorin erst zum Ende
hin, welche Gründe die Vier antreibt, doch wenn man eins und eins zusammenzählt
kann man es sich sofort denken. Doch Clara und ihr Großvater werden nicht nur
von diesen Vier bedroht, es gibt noch weitere Organisationen, die ihren Tod
wünschen bzw. die Tonbibel an sich bringen wollen.
Und die Zeit drängt. George W. Bush plant den Einmarsch in
den Irak, die Archäologen befürchten, dass der Krieg auch das Ausgrabungsfeld
zerstören könnte und setzen alles daran die Tontafeln rechtzeitig zu finden.
Eigentlich ein unmögliches Unterfangen. Maßgeblicher Treiber dieser Aktion ist
der über 80-jährige Alfred Tannenberg. Ein Despot, der über Leichen geht, um
seinen Willen durchzusetzen, aber heißgeliebt wird von seiner Enkelin Clara,
für die er die Ausgrabung in die Wege leitet. Clara ist blind gegenüber den
bestialischen Machenschaften ihres Großvaters, verschließt geschickt die Augen vor
untrüglichen Tatsachen und hat denselben starken Willen wir ihr Großvater. Und obwohl
sie eigentlich die Protagonistin des Romans ist, bleibt ihre Rolle absolut
blass und äußerst unsympathisch.
Auch die anderen, äußerst vielzähligen Charaktere nehmen
kaum Konturen an, alle sind sofort in Gut und Böse aufzuteilen und agieren
absolut vorhersehbar. Aber nicht nur die eindimensionale Darstellung aller
Mitwirkenden wirkt sich negativ auf das Buch aus, auch die Story selbst. Denn
diese wirkt einfach nur hoffnungslos überladen. Selbst nach der Hälfte des
Buches sind die unterschiedlichen Organisationen, die mit aller Macht die
Tonbibeln an sich reißen wollen oder aber den Tod der Tannenbergs planen, kaum auseinanderzuhalten,
da sie alle in irgendeiner Weise das gleiche Ziel verfolgen. Bei der Macht- und
Geldgier, die diese Männer antreibt, wundert es einen beim Lesen bald, dass die
Geschichte solange braucht, bis sie endlich zu ihrem Ende findet.
Diesen Weg dahin füllt Julia Navarro mit ausufernden, oft
nichtssagenden Diskussionen aus. Da wird immer und immer wieder darüber
beraten, diskutiert und befohlen, wie die weitere Vorgehensweise bei dem
Beschaffen der Tonbibel bzw. dem Mord an den Tannenbergs auszusehen hat. Alle
sind getrieben von Macht, Geld und Rache. Da werden Detekteien bemüht und Killerkommandos
in den Irak geschickt, welche sofort vom Leser auszumachen sind und somit hier
auch wieder die Spannung herausnehmen. Überhaupt fehlt dem Roman durch diese
ständigen Diskussionen bald jegliche Spannung, alles wird regelrecht totgeredet
bis auch das letzte Fünkchen Spannung und Interesse an der Geschichte aufgebraucht
ist.
Die Grundidee ist wirklich nicht schlecht und man merkt
auch, dass die Autorin sich mit dem beginnenden Irakkrieg wie auch mit der
Schöpfungsgeschichte auseinandergesetzt hat, aber dieses Wissen rettet den
Unterhaltungswert des Romans dann auch nicht mehr. Selbst der Zeitdruck durch
den immer näher rückenden Irakkrieg wirkt bald nur noch ermüdend durch die
ständigen Wiederholungen.
Fazit: Zu viele Handlungsstränge und endlose Diskussionen
ermüden und nehmen jegliche Spannung aus dem Roman, zudem bleiben alle
Charaktere äußerst farblos und agieren absolut vorhersehbar.
Die Autorin:
Julia Navarro, geboren 1953 in Madrid, ist eine der erfolgreichsten
Autorinnen Spaniens. Sie veröffentlichte zunächst mehrere erfolgreiche
Sachbücher, bevor sie mit Thrillern wie Die stumme Bruderschaft und Das Blut der Unschuldigen an
die Spitze der spanischen Bestsellerlisten sprang. Auch in Deutschland
waren ihre Romane wochenlang auf der Spiegel-Liste vertreten. Mit Alles, was die Zeit vergisst
erobert die Autorin ein neues Genre und wird dafür von Presse und
Publikum in ihrer Heimat bereits gefeiert. Julia Navarros Romane werden
in zehn Sprachen übersetzt.
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