Übersetzerin: Stefanie Karg
Taschenbuchausgabe: 928 Seiten
Genre: Historischer Roman / 16. Jhr.
ISBN: 978-3-442-47775-3
Erscheinungsdatum: 20. August 2012
Preis: 9,99 €
Tod verheißt ewige Hoffnung
Andalusien
1568: Hernando Ruiz‘ Mutter ist Muslimin, sein Erzeuger ein Katholik. Aischa wurde
von einem Priester vergewaltigt und dieser Makel hängt dem 14-jährigen Hernando,
der als Moriske aufwächst, seit seiner Geburt an. In seinem Dorf wird er nur der Nazarener genannt. Die Konflikte
zwischen den Christen und den Morisken nehmen bald schon äußerst brutale
Ausmaße an und Hernando muss mit seiner Familie aus Granada fliehen. In Cordoba
sieht er nicht nur eine Zukunft für sich, auch die Liebe zu einer Frau schenkt
ihm endlich Hoffnung. Doch die Unterdrückung der Morisken durch die Christen
geht unerbittlich weiter und Hernando steht zwischen den Fronten. Eine
Entscheidung scheint unabdingbar.
Ildefonso
Falcones greift im vorliegenden Roman den Konflikt zwischen Christen und
Morisken im 16. Jahrhundert auf. Letztere sind die Nachfahren der Mauren,
welche über Jahrhunderte in Al-Andalus herrschten und unter Zwang den
katholischen Glauben angenommen haben. Heimlich jedoch beten sie zu Allah,
vervielfältigen die Schriften des Korans und lehren ihren Kindern den
muslimischen Glauben.
Ildefonso
Falcones schildert anhand des Lebens von Hernando Ruiz die grausamen Ereignisse,
welche sich in Spanien des 16. Jahrhunderts abspielten und zu einer
Zwangsumsiedelung der Morisken aus Spanien zur Folge hatte. Dieses dunkle
Kapitel der spanischen Geschichte beschreibt der Autor stellenweise sehr
blutrünstig, was einen irgendwann leider ein wenig abstumpfen lässt. Weder
Morisken noch Christen gehen zu jener Zeit zimperlich miteinander um. Da wird
gemordet, gebrandschatzt, vergewaltigt und auf brutalste Weise von der
Inquisition gefoltert. Hier wäre manchmal etwas weniger eindeutig mehr gewesen.
Mit ebenso viel
Liebe zum Detail beschreibt der Autor dann aber auch anschaulich und
nachvollziehbar das Leben der Morisken in dieser unsicheren Zeit. Ihnen ist es verboten
ihren muslimischen Glauben zu leben, wöchentlich müssen sie sich in der Kirche
zeigen und werden schriftlich erfasst. Die Morisken müssen christlicher sein
als jeder spanische Christ und werden doch von den Alt-Christen nicht
akzeptiert und mit Verachtung bestraft. Viele Morisken akzeptieren die
Zwangschristianisierung nicht, rebellieren im Untergrund dagegen und es kommt
immer wieder zu blutigen Aufständen. Diesen mag sich Hernando nicht mehr
anschließen, er glaubt an Toleranz zwischen den beiden Religionen und sucht
eine Lösung für ein friedliches Miteinander.
So
detailreich Ildefonso Falcones auf das tägliche Leben der Morisken eingeht, so
ausführlich schildert der Autor auch die politische Lage zur damaligen Zeit.
Hierdurch erhält man einen guten und verständlichen Überblick über die
Geschehnisse, wobei der Fokus klar auf den Morisken liegt.
Keine
Frage, Ildefonso Falcones hat das Thema verständlich aufgearbeitet, vermittelt
sein Hintergrundwissen farbenfroh, bildgewaltig und atmosphärisch dicht.
Stellenwese wünscht man sich bei den rund 900 Seiten aber schon, dass einzelne
Szenen nicht so ausschweifend beschrieben wären, da diese Detailverliebtheit
oft einfach die Spannung aus der ansonsten fesselnden und ereignisreichen
Geschichte nimmt.
Fazit: Bildgewaltiges
Epos über ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte, packend, aber oft auch
sehr detailverliebt erzählt.
Der Autor:
Ildefonso Falcones de Sierra, verheiratet und Vater von vier
Kindern, arbeitet als Anwalt in Barcelona. Sein Debütroman „Die
Kathedrale des Meeres“ war ein überwältigender internationaler Erfolg.
Mit weltweit mehr als fünf Millionen verkauften Büchern hat sich
Falcones als der bestverkaufte spanische Autor historischer Romane
verewigt.
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