Übersetzerin: Verena Kilchling
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-442-47992-4
Erscheinungsdatum: 20. Januar 2014
Preis: 9,99 €
Eine Kleinstadt versinkt im Drogensumpf
Vor vier Jahren ist Bell Elkins nach ihrer Scheidung mit Tochter Carla in
ihre Heimatstadt zurückgekehrt und arbeitet nun als Bezirksstaatsanwältin in
Raythune County / West Virginia. Eines Morgens werden scheinbar völlig grundlos
in einem Diner drei alte Männer per Kopfschuss hingerichtet. Bells Tochter
Carla befindet sich zu diesem Zeitpunkt gerade dort und erkennt den fliehenden
Mörder. Dieser ahnt jedoch lange Zeit hiervon nichts, bis Carla beginnt zu
viele Fragen zu stellen.
Es ist ein trostloses Leben in Raythune County. Die Arbeitslosigkeit ist
hoch, die Jugendlichen haben kaum Zukunftsperspektiven und der
Medikamentenhandel blüht in der Region. Die starrköpfige, couragierte
Staatsanwältin Bell Elkins hat diesem illegalen Handel den Kampf angesagt. Ein
ambitioniertes wie scheinbar sinnloses Unterfangen. Anfangs bei dem Motiv für
die Morde noch vollkommen ratlos, erhalten Bell und der Sheriff von Raythune County
kurze Zeit später einen Hinweis und wieder einmal scheint der Grund für das
Verbrechen im Drogenmilieu zu finden zu sein.
Julia Keller erzählt ihren Psychothriller sehr detailreich und durchaus
auch atmosphärisch dicht. Man merkt sehr schnell, dass Julia Keller in dieser
Region aufgewachsen ist und sich mit der Mentalität der Menschen und deren
Lebensumstände bestens auskennt und so zeichnet sie auch ein sehr realistisches
Bild, einschließlich des sich immer weiter verbreitenden Drogen- und Medikamentenhandels.
Aber die Autorin geht auch oftmals etwas zu ausschweifend auf das Gefühlsleben
ihrer Protagonistin, deren privates Umfeld wie auch auf Bells traumatische
Vergangenheit sowie den sozialen und wirtschaftlichen Missständen in West
Virginia ein.
Und dies wirkt stellenweise etwas zu gut gemeint, denn hierdurch verliert
sich die Autorin oftmals in Nebensächlichkeiten, packt zu viele Informationen
in ihren Thriller, wodurch die Spannung zeitweise auf der Strecke bleibt. So
beginnt die Autorin oft eine packende, mitreißende Szene, nur um dann ihre
Protagonistin ihren Gedanken nachgehen zu lassen und man erst einige Seiten
später wieder der eigentlichen Szene folgt.
Und auch die Story an sich birgt nicht so viele Überraschungen oder
unvorhersehbare Wendungen. Der Todesschütze wird in einem weiteren Erzählstrang
früh dem Leser vorgestellt und man lernt hier einen abgebrühten,
perspektivlosen jungen Menschen kennen, der sich leicht überschätzt. Das ihn
seine Überheblichkeit zwangsläufig ins Verderben treiben muss, ist einem
schnell klar. Sein Auftraggeber bleibt dagegen bis zum Schluss unbekannt,
allerdings kann dieser aufgrund eines logischen Ausschlussverfahrens zum Ende
hin erahnt werden. Und auch Claras Verhalten überrascht nicht unbedingt. Carla
ist eine rebellische, starrköpfige 17-jährige, die sich in Raythune County
absolut unwohl - wie im Gefängnis - fühlt. Auch mit Drogen kam sie schon in
Verbindung. Carla glaubt, bereits alles vom Leben zu wissen und somit auch
alles im Griff zu haben. Das ihr dies im Verlauf der Story zwangsläufig zum
Verhängnis werden muss, ist offensichtlich.
Nichtsdestotrotz versteht es die Autorin aber mit ihrem lebendigen,
manchmal ruhigen, dann wieder fesselnden Schreibstil ihre Leser gut zu
unterhalten. Zumal ihr Thriller ausgereifte Charaktere vorzuweisen hat, die bis
in die kleinste Nebenrolle authentisch agieren.
Fazit: Die Autorin verzettelt sich ein wenig in Nebensächlichkeiten, was
die Spannung mindert, überzeugt aber mit ausgereiften Charakteren und einer
interessanten Story.
Die Autorin:
Die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Journalistin Julia Keller
wuchs in den Bergen West Virginias auf, kennt also die Menschen und die
Landschaft, die die Kulisse für ihr gefeiertes Romandebüt bieten. Heute
lebt die Autorin in Chicago und Ohio und arbeitet an dem nächsten Fall
für die engagierte Bezirksstaatsanwältin Bell Elkins.
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