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Samstag, 18. Januar 2014

{Rezension} Bierleichen - Ein Fall für Kommissar Pascha von Su Turhan



Cover & Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 368 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / München
ISBN: 978-3-426-51364-4
Erscheinungsdatum: 14. Januar 2014
Preis: 8,99 €


Kommissar Paschas zweiter Fall

Im Wittelsbacher Brunnen mitten in München wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Bei der Obduktion wird ein Alkoholwert von 3,2 Promille festgestellt. Als feststeht, dass es sich um einen türkisch stämmigen Studenten handelt, nimmt Kommissar Zeki Demirbilek von der Soko Migra die Ermittlungen auf, obwohl eigentlich alles auf einen Unfall hindeutet. Zusammen mit seinen Kolleginnen Isabel Vierkant und Jale Cengiz beginnt Kommissar Pascha im Umfeld einer alteingesessenen Privatbrauerei zu ermitteln, bei der der Verunglückte beschäftigt war. Als kurz darauf auf dem Zeltplatz der Biermesse die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, die bei derselben Brauerei gearbeitet hatte, schaltet sich auch noch Kommissar Pius Leipold in die Ermittlungen ein. 



Sommer in München und zudem Ramadan, für Kommissar Zeki Demirbilek nur schwer auszuhalten. Entsprechend mürrisch tritt er bei den Ermittlungen auf und bringt mit seinem machohaften Verhalten nicht nur Pius Leipold an den Rand der Verzweiflung. Auch seine zwei Teamkolleginnen müssen einiges aushalten. Nichtsdestotrotz geht Zeki unbeirrt die Ermittlungen an, obwohl es eigentlich erst einmal nichts zu ermitteln gibt, denn schließlich scheint der tote Student in Folge seines Alkoholrauschs im Brunnen ertrunken zu sein. Doch dann erfährt Zeki von mehreren Seiten, dass der Tote nie einen Tropfen Alkohol angerührt hatte. Merkwürdig ebenfalls, dass binnen kürzester Zeit zwei Mitarbeiter derselben Privatbrauerei zu Tode kommen, und dass genau diese renommierte, insolvente Brauerei auch noch von einem türkischen Unternehmer aufgekauft wurde. Der neue Besitzer plant, die Brauerei in die Türkei zu verlegen und dort Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot zu brauen. Für den Urbayer schlechthin schier undenkbar und ein Frevel höchster Güte.  

Fortan arbeitet die Soko Migra mit Kommissar Leipold zusammen und hier trifft bayrische Gemütlichkeit auf Kommissar Paschas Starrsinn und Machogehabe und gerade mit Letzterem hat das bayerische Urgestein so seine Probleme. Der Fall entwickelt sich durchweg komplex und unterhaltsam. Aber Su Turhan gibt seinen Lesern auch immer wieder Einblick in das Privatleben von Zeki Demirbilek. Dieser ist zum zweiten Mal geschieden und lebt mit Sohn Aydin und dessen Freundin und Zekis Kollegin Jale zusammen. Und auch Aydins Zwillingsschwester Özlem findet immer mal wieder etwas Raum in dem Krimi. Nicht zu vergessen ist Selma, Zekis erste Frau, Mutter der Zwillinge und seine große Liebe. Diese ist gerade aus Istanbul kommend in einem Münchner Hotel abgestiegen, wo sie per Zufall von Pius gesehen wird. Natürlich hat dieser während eines Streits mit Zeki nichts Besseres zu tun, als ihm genau dies unter die Nase zu reiben. Und hätte man meinen können, gereizter könnte Zeki nicht mehr werden, hat sich getäuscht. Nun nagt nicht nur Hunger und Durst von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an ihm, sondern auch noch rasende Eifersucht.

Mit seinem einnehmenden, unterhaltsamen und durchaus auch fesselnden Schreibstil gelingt es Su Turhan sehr gut, einem mit Kommissar Paschas zweiten Fall beste Krimiunterhaltung zu bieten. Und dies, obwohl die Story jetzt nicht durch Hochspannung glänzen kann. Aber die Geschichte entwickelt sich ziemlich verzwickt und vor allem, sie wirft viele Fragen auf, was entsprechend die Neugier steigert. Zudem ist Zeki Demirbilek mal wieder in Hochform und macht seinem Spitznamen Kommissar Pascha wirklich alle Ehre, allerdings auf seine ganz eigene Art: ruppig charmant und sehr sympathisch.

Fazit: Kommissar Pascha die Zweite. Auch der neue Fall ist atmosphärisch dicht erzählt, mit Lokalkolorit durchsetzt und mit einer interessanten, unterhaltsamen Story versehen.


Der Autor:
Su Turhan, 1966 in Istanbul geboren, hat Germanistik mit Schwerpunkt Filmphilologie studiert. Bereits während seines Studiums arbeitete er als Aufnahmeleiter und Regieassistent an diversen Filmprojekten mit. Für seinen Kurzfilm "Gone Underground", für den er neben prominenten Darstellern wie Ralph Herforth und Katja Flint auch den Kameramann Michael Ballhaus gewinnen konnte, hat er u.a. den Deutschen Kurzfilmpreis in Silber gewonnen. Sein erster Kinospielfilm "Ayla" feierte Welturaufführung auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2010 und wurde in New York und Siena mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Su Turhan lebt und arbeitet heute erfolgreich als Autor und Regisseur in München.

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