Cover
& Verlag:
Ullstein
Übersetzerin: Patricia
Klobusiczky
Taschenbuchausgabe: 284
Seiten
Genre:
Biografie
ISBN: 9783548285184
Erscheinungsdatum: 12. März
2012
Preis: 9,99 €
Der
Schutzteufel
Durch
den Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“
wurde Abdel Sellou bekannt. Nun erzählt der ehemalige Pfleger und Freund von
Philippe Pozzo di Borgo seine Zeit bei dem Aristokraten, aber auch, wie sein
Leben bis dahin verlaufen ist. Und man erfährt, neben der Zeit mit Philippe
Pozzo die Borgo auch, was Abdel heute macht und warum er nicht mehr der Pfleger
seines Freundes ist.
Von
Algier nach Frankreich. Mit vier Jahren kommt Abdel zusammen mit seinem ein
Jahr älteren Bruder nach Paris. Hier werden sie von Verwandten ihrer Familie
aufgenommen, die sie fortan auch Vater und Mutter nennen. Abdel ist ein
neugieriger, unbeschwerter Lausbub, den nichts zu Hause hält. Sein Viertel ist
sein Kinderzimmer, Grenzen werden ihm von seinen neuen Eltern keine gesetzt,
wenn Abdel etwas möchte, dann nimmt er es sich einfach. Auch in Kaufhäusern,
denn schließlich liegen ja die Tüten und Süßigkeiten genau in seiner Höhe aus,
also muss man doch zugreifen. Seine Diebstahlkarriere beginnt Abdel mit sechs
Jahren.
Bald
schon ist er Anführer seines Viertels, ihn scheint nichts zu schrecken,
schnodderig und ohne jegliche Angst klaut er fortan alles, was er gebrauchen
oder versetzten kann. Die Flucht vor der Polizei ist für ihn nur Sport,
schließlich können sie Abdel nichts anhaben. In die Schule geht Abdel nur
sporadisch, benimmt sich rüpelhaft und respektlos. Und selbst als er volljährig
ist und für 10 Monate ins Gefängnis muss, macht Abdel sich noch einen Spaß
daraus und sieht es als angenehmen Aufenthalt an.
Doch
nach der Entlassung muss er eine Arbeit nachweisen, um staatliche Unterstützung
zu erhalten. Nach einigen Fehlversuchen landet er schließlich bei Philippe
Pozzo di Borgo. Keine Ahnung was von ihm erwartet wird und warum er eigentlich
bleibt, übernimmt Abdel fortan in seiner ungestümen direkten Art die Pflege des
Tetraplegikers. Di Borgo ist von der erfrischend unverblümten, direkten Art von
Abdel begeistert und so ganz langsam entwickelt sich zwischen den beiden so
unterschiedlichen Menschen so etwas wie Freundschaft. 10 Jahre soll Abdel der
Pfleger von Philippe Pozzo di Borgo bleiben und in dieser Zeit wird aus dem
Rüpel ein etwas anderer Mensch. Hat Abdel sich früher nie über die Gefühle
anderer Menschen Gedanken gemacht, ist ihm dies heute wichtig und selbst
Literatur und klassische Musik finden Interesse bei dem Hitzkopf, der herrlich
arrogant, aber doch so bescheiden ist.
Schnodderig,
frech, äußerst witzig und warmherzig erzählt Abdel Sellou seine Geschichte.
Seine ungestüme und vor allem sehr direkte Art beeindrucken. So kennt Abdel
absolut keine Berührungsängste, schließlich sind wir ja alle keine Tiere, wie
Abdel Sellou so schön schreibt. Bald schon kümmert er sich komplett allein um
die Pflege des Gelähmten, der Transporter wird kurzerhand gegen einen Jaguar
ausgetauscht. Allerdings überlebt das teure Auto die rasante Fahrweise von
Abdel nicht lange und auch das nächste Auto – ein Rolls Royce – nimmt schnell
Schaden. Klar, dass Abdel an beiden Crashs absolut unschuldig ist. Di Borgo
erträgt die alles mit bewundernswerten Gleichmut.
Fazit:
Ein wunderschönes, freches und äußerst humorvolles Buch über eine ungewöhnliche
Freundschaft.
Der
Autor:
Abdel
Yasmin Sellou wurde 1971 in Algier/ Algerien geboren. Er kam im Alter von vier
Jahren nach Paris, wo er schon bald auf die schiefe Bahn geriet. Mit Anfang
zwanzig stellte ihn Philippe Pozzo di Borgo als Pfleger ein – der Beginn einer
großen Freundschaft, die beide Männer bis heute verbindet. Heute ist Sellou
verheiratet und Vater dreier Kinder, er lebt in Algerien und Paris.
Schön, auch einmal die andere Seite kennen zulernen. Vielen Dank für diese gelungene Rezi.
AntwortenLöschenLG Petra
Danke Petra, ja das war wirklich interessant.
LöschenLG Isabel
Irgendwie habe ich den Film bis heute noch nicht gesehen…Und wenn ich diese Rezension lese, dann halte ich mich doch vielleicht eher ans Buch, klingt ja sehr schön!
AntwortenLöschenLG
Olivia
Ich kenn den Film auch (noch) nicht, Olivia. Aber das Buch kann ich Dir nur wärmstens empfehlen.
LöschenLG Isabel