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Freitag, 13. März 2015

{Rezension} Denn es wird kein Morgen von Angélique Mundt

Cover & Verlag: btb
Taschenbuchausgabe: 320 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Band 2
ISBN: 978-3-442-74631-6
Erscheinungsdatum: 09. März 2015
Preis: 9,99 €



Sein und Schein

Elisabeth König ist verzweifelt. Nach einem heftigen Streit ist ihr Mann Martin spurlos verschwunden. Auf seinem Rechner hatte Elisabeth Fotos von ihrer gemeinsamen Tochter gefunden, die ein Vater so niemals von seinem Kind haben dürfte. Die Psychotherapeutin Dr. Tessa Ravens vom Kriseninterventionsteam betreut Mutter und Tochter. Als Martin König in einem Waldstück tot aufgefunden wird, übernimmt Hauptkommissar Torben Koster mit seinem Kollegen Liebetrau die Ermittlungen. Tessa und Torben haben sich nach ihrer kurzen Affäre vor gut einem Jahr nicht mehr gesehen, nun müssen sie in einem Fall zusammenarbeiten, der schrecklicher nicht sein könnte.

 

Die Königs führen ein scheinbar perfektes Familienleben. Sie wohnen in einem schönen Haus mit Garten, der attraktive Martin König ist ein beliebter Feuerwehrmann und Rettungssanitäter, Elisabeth ist die perfekte Hausfrau und kümmert sich um die kleine Amelie. Doch der Schein trügt. Nun muss sich Elisabeth die Frage stellen, ob ihr Mann wirklich pädophil ist und sie dies all die Jahre nicht gemerkt hat. Und was noch erschreckender ist: Ist es „nur“ bei den Fotos geblieben oder hat Martin seiner Tochter noch weit schlimmeres angetan?

Angélique Mundts psychologisches Fachwissen fliest während des gesamten Krimis mit ein, entsprechend sensibel und überzeugend stellt die Autorin die innere Zerrissenheit, die Wut und die Ungläubigkeit gegenüber den Tatsachen von Elisabeth König dar. Aber auch ihre beiden Protagonisten Tessa und Torben führt sie bei ihrem zweiten Krimi an die Grenze dessen, was erträglich ist. Es ist ein durchaus gefühlsbetonter Krimi, der auf die menschlichen Abgründe eingeht, deswegen aber in keiner Weise spannungsarm ist – ganz im Gegenteil.

Obwohl Tessa genau weiß, dass sie sich emotional nicht auf die Familie König einlassen sollte und sich längst hätte zurückziehen müssen, lässt sie deren Schicksal nicht mehr los. Als sich der Vermisstenfall sehr schnell zu einem Mordfall wandelt und Torben und Liebchen mit den Ermittlungen beginnen, ist zudem Tessas Neugier geweckt. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Scheinbar wusste niemand von Martins pädophilen Neigungen und die Truppe bei der Feuerwehr hüllt sich in Schweigen. Doch irgendjemand muss ein Mordmotiv gehabt haben.

Mit einer ruhigen, einnehmenden und äußerst fesselnden Erzählweise baut Angélique Mundt kontinuierlich die Spannung auf, die Atmosphäre des Krimis ist aufgrund des Themas zumeist bedrückend und nachdenklich. Zwar enthüllen die Ermittlungen immer mehr Details über das Leben von Martin König, doch helfen diese nicht wirklich, der Identität des Mörders auf die Spur zu kommen.

Unvorhersehbare Wendungen überraschen zusätzlich und fördern die Spannung. Hinzu kommen die bis in die kleinste Nebenrolle ausgefeilten Charaktere, welche durchweg authentisch und nachvollziehbar auftreten. Zwar steht die Auflösung des Mordfalls klar im Fokus des Geschehens, doch Angélique Mundt geht auch feinfühlig und kurzweilig auf das Privatleben von Tessa und Torben ein, für die sich dieser Fall aus mehr als einer Sicht sehr emotional gestaltet.



Fazit: Emotionaler wie spannender und komplexer Krimi, der zudem durch ausgereifte Charaktere überzeugt.


Die Autorin:
Angélique Mundt wurde 1966 in Hamburg geboren. Nach ihrem Studium der Psychologie arbeitete sie lange in der Psychiatrie, bevor sie sich 2005 als Psychotherapeutin mit einer eigenen Praxis selbstständig machte. Sie arbeitet ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuz, das Menschen bei potentiell traumatisierenden Ereignissen "Erste Hilfe für die Seele" leistet. Über diese Aufgabe sagt sie: "An der Situation kann ich nichts ändern. Aber ich kann den Menschen helfen sie zu überstehen."

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