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Freitag, 21. März 2014

{Rezension} Marter von Jonathan Holt

Cover & Verlag: Blanvalet
Übersetzerin: Bettina Spangler
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Thriller Italien / Band 1 von 3
ISBN: 978-3-442-38258-3
Erscheinungsdatum: 17. Februar 2014
Preis: 9,99 €




Acqua alta

Auf dem Platz vor der Santa Maria della Salute in Venedig wird eine Leiche angespült. In einem Priestergewand gekleidet, liegt die Tote vor den Stufen der Kirche. Zusammen mit ihrem Vorgesetzten Colonnello Aldo Piola ermittelt die junge Capitano Katerina Tapo in dem Fall, der sich im Verlauf immer rätselhafter gestaltet. Zur gleichen Zeit wird die junge US-Soldatin Holly Boland nach Camp Ederle versetzt, um dort die Vermittlerrolle zwischen Amerikanern und Italienern zu übernehmen. Währenddessen wartet Daniele Barbo auf das Urteil in seinem Prozess. Der Hacker und IT-Spezialist weigert sich hartnäckig, den Behörden Zugang zu den Servern seiner Website „Carnivia“ zu gewähren.



Drei unterschiedliche Geschichten, die anfangs nur eines gemeinsam haben: Sie spielen alle in Venedig. Die Ermittlungen in dem Mordfall gestalten sich äußerst schwierig, zumal die tote Frau in einem Priestergewand aufgefunden wurde, was einem Sakrileg gleichkommt. Somit konzentrieren sich die Ermittlungen erst einmal in Richtung Kirche, doch schon bald führen die Spuren Kat und Aldo auch zum amerikanischen Stützpunkt Camp Ederle. Doch welches Motiv sich wirklich hinter dem Mord an der jungen Frau verbirgt, wobei es auch nicht bei diesem einem Mord bleiben soll, ahnen die Ermittler nicht.

Nach und nach verbinden sich die drei so unterschiedlichen Handlungsstränge zu einem hochspannenden und äußerst komplex gestalteten Erzählstrang. Jonathan Holt behandelt in seinem packenden wie intelligent angelegten Thriller mehrere Themen, die allerdings alle auf ganz bestimmte Geschehnisse aus der jüngeren europäischen Vergangenheit zurückzuführen sind. Dies umfasst unter anderem Menschenhandel und Prostitution wie auch Verschwörungen beim US-Militär und der CIA, aber auch Bestechungen und Intrigen innerhalb des venezianischen Polizeiapparats spielen eine nicht unwesentliche Rolle in dem Thriller.   

Dachte man somit anfangs noch, man hält hier einen Kirchenverschwörungsthriller in Händen, den belehrt Jonathan Holt schnell eines Besseren. Wobei es dem Autor dennoch sehr gut gelingt, den wahren Hintergrund der Morde erst nach und nach preiszugeben und dabei im Verlauf des Thrillers auch von Gräueltaten berichtet, die an Unmenschlichkeit kaum zu überbieten sind. Der vielschichtig angelegte Thriller wird von Jonathan Holt exzellent recherchiert erzählt und der Autor vermittelt sein Wissen über die Katholische Kirche, den kriminellen Machenschaften in Venedig, die Arbeit des US-Stützpunktes wie auch über die IT-Branche interessant und verständlich. Dabei verknüpft der Autor im ersten Band seiner Trilogie glaubwürdig seine fiktive Geschichte mit realen Geschehnissen. Obwohl es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelt, ist der Thriller in sich abgeschlossen und kann somit auch als Einzelroman gelesen werden.

Neben der mitreißenden Story überzeugen jedoch auch seine Protagonisten auf ganzer Linie. Neben der Venezianerin Kat, die es gut versteht, sich in der Männerwelt der Carabinieri zu behaupten, rückt  bald die zwar etwas unscheinbare, aber sehr energische Holly in den Focus der Geschehnisse. Und auch der menschenscheue wie geniale Daniele spielt eine entscheidende Rolle in der atemberaubenden Story. Allerdings bleiben einige Mitwirkende schwer einschätzbar, wobei die Protagonisten hierbei nicht ausgenommen sind, sodass deren wahren Beweggründe lange nicht ersichtlich sind.


Fazit: Venedig sehen und sterben - ein atemberaubender, komplexer Thriller, der von der ersten Seite an absolut überzeugt.
 

Der Autor:
Jonathan Holt studierte Literatur in Oxford und ist heute Creative Director einer Werbeagentur. In seiner Studienzeit verbrachte er einen Sommer lang in Italien und verliebte sich in Land, Leute und das Essen. Seit dieser Zeit kehrt er jedes Jahr nach Italien zurück und bereist das Land. Mit seinem ersten Venedig-Thriller »Marter« eroberte er aus dem Stand Platz 1 der italienischen Bestsellerliste.

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