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Freitag, 30. November 2012

{Rezension} Erinnerung an meine traurigen Huren von Gabriel Garcia Márquez

Verlag: KiWi-Verlag
Übersetzer: Dagmar Ploetz
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
ISBN: 978-3-462-03452-3
Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2004
Preis: 16,90 €




Liebe im Herbst des Alters

Bisher kannte der alte Mann nur die käufliche Liebe, doch zu seinem 90. Geburtstag schenkt er sich selbst eine Nacht in einem Bordell mit einer Jungfrau. Dieser Nacht sollen noch viele weitere folgen, die nach und nach sein Leben verändern werden. Denn durch das schlafende junge Mädchen lernt der Greis die wahre Liebe kennen, ein Gefühl, welches er bisher nie erfahren durfte.



Für mich ist „Erinnerung an meine traurigen Huren“ der erste Roman des Autors und er lässt mich sehr zwiespältig zurück. Zum einen hat mich der blumige, poetische, so melancholische Schreibstil des Autors sofort in seinen Bann gezogen. Seinen Beschreibungen über das vergangene Leben seines Protagonisten haftet so viel Traurigkeit und Einsamkeit an. Er hat in seinem Leben keine Reichtümer angesammelt, führte ein Leben als Einzelgänger und ging Beziehungen konsequent aus dem Weg. Bei klassischer Musik findet er Ruhe und Entspannung sowie beim Lesen seiner Klassiker.

Dies hört sich durchaus langatmig an, ist es jedoch keineswegs. Gabriel Garcia Márquez gelingt es perfekt, eine atmosphärische Dichte aufzubauen, einem die heiße, schwüle Luft der Stadt spüren zu lassen und das Leben seines Greises voller Gefühl, durchsetzt mit ein wenig Humor und viel Altersweisheit näher zu bringen. Wahrlich ein Meisterwerk.

Wenn da nicht das Thema des Buches wäre und hiermit habe ich große Probleme. Ein 90-jähriger Greis wünscht sich eine Liebesnacht mit einer 14-jährigen Jungfrau. Für mich eindeutig pädophil. Zwar schläft das junge Mädchen in jeder Nacht in welcher der alte Mann sie im Bordell besucht, doch anfangs bestehen hier eindeutig noch sexuelle Wünsche und Sehnsüchte vonseiten des Protagonisten. Die Unschuld des Mädchens berührt ihn jedoch, bringt den alten Mann dazu, über sein Leben zu sinnieren und bald findet er Erfüllung daran, einfach nur neben ihr einzuschlafen. Die Liebe zur blutjungen Delgadina verändert sein Leben, lässt ihn aufblühen.

Und genau hier habe ich den nächsten Kritikpunkt. Auf keinen der rund 160 Seiten hatte ich das Gefühl, die Geschichte eines 90-jährigen Mannes zu lesen. Zwar denkt der Protagonist über sein vergangenes Leben nach, geht auch auf kleine Zipperlein ein, aber das alles wirkt wie aus der Sicht eines vielleicht 65. oder 70.jährigen Mannes. Allein, wenn ich gelesen habe, wie der Greis seine Wohnung nach einem Regenguss trocken legt, mit seiner Hängematte regelmäßig die Plätze in seiner Wohnung wechselt oder vergnügt mit dem Fahrrad, welches er Delgadina kauft, eine Probefahrt unternimmt. Das wirkt nicht überzeugend.

Fazit: Ein schwieriges Buch, welches man möglicherweise aus Sicht der Kultur des Landes und der damaligen Zeit sehen sollte, ich hatte jedoch mit der Thematik des Romans meine Probleme.

Der Autor:
Gabriel García Márquez wurde am 6. März 1927 in dem kolumbianischen Dorf Aracataca als ältestes von sechzehn Kindern eines Telegrafisten geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er bei seinen Großeltern.
Nach dem abgebrochenen Jurastudium arbeitete er ab 1948 als Journalist in Cartagena, Barranquilla und Bogotá, und hielt sich in Rom und Paris auf. In diesen journalistischen Anfangsjahren entstanden auch seine ersten literarischen Texte. García Márquez hat sich immer als Schriftsteller und als Journalist verstanden. 1957 reiste er als Reporter in die DDR und die UDSSR. Er vertrat die kubanische Presseagentur Prensa Latina in Bogotá und New York.

Die Veröffentlichung des Romans Hundert Jahre Einsamkeit (1967) machte ihn auf einen Schlag weltweit bekannt. Mit einer weltweiten Auflage von weit über zehn Millionen Exemplaren machte dieser Roman ihn zum meistgelesenen lateinamerikanischen Autor.

1982 erhielt Gabriel García Márquez den Nobelpreis für Literatur.

Gabriel García Márquez, der ständig gegen Korruption und Drogenkriminalität in Kolumbien ankämpft, ist ein langjähriger Freund von Fidel Castro und bekennender Sozialist. Er hat ein umfangreiches erzählerisches und journalistisches Werk vorgelegt und gilt als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller der Welt.

Gabriel García Márquez lebt in Mexiko-Stadt und auf Kuba.

Weitere Bücher des Autors:

2 Kommentare:

  1. Ich hatte mit dem Buch damals auch ziemliche Probleme und zwar ebenfalls wegen der Thematik. Für mich war das auch schon sehr hart an der Grenze zur Pädophilie.

    Das der alte Mann aber mit 90 noch so fit ist, fand ich dagegen schon glaubhafter - liegt vielleicht aber auch daran, das mein Großvater noch mit 87 aufs Dach geklettert ist, um einen Sturmschaden zu beseitigen. ;)

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    1. Respekt, dein Großvater ist wirklich nur sehr fit, hoffentlich bleibt das noch lange so. Mag sein, weil ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe, dass mir es mir deswegen etwas unrealistisch vorkam.
      LG Isabel

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