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Donnerstag, 31. Oktober 2013

{Rezension} Kein Opfer ist vergessen von Michael Harvey


Cover & Verlag: Piper
Übersetzerin: Gabriele Weber-Jaric
Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-492-30265-4
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2013
Preis: 9,99 €

 

Der Unbekannte mit den gelben Augen

In den Sommerferien wird an der Medill Journalistenschule in Chicago ein Seminar angeboten, beim dem von ausgewählten Studenten alte Mordfälle bearbeitet werden, welche zwar abgeschlossen sind, möglicherweise aber ein Unschuldiger für eine Tat büßen muss, die er nicht begangen hat. Die Studenten Sarah, Jake und Ian wurden von Professor Judy Zombrowski für das von ihr geleitete Seminar ausgewählt und Jake bringt am ersten Tag gleich einen eigenen Fall mit. Unter seiner Haustür wurde Tage zuvor ein Zettel mit der Nachricht "98-2425 … Ich hab den Jungen gekilt" durchgeschoben. Hinter der Fallnummer verbirgt sich der Mord an einem kleinen Jungen, der in einem nahegelegenen Naturschutzgebiet aufgefunden wurde. Der Täter wurde vor Jahren verurteilt und ist mittlerweile verstorben. Professor Zombrowski gibt den Studenten ein paar Tage, um neue Indizien zu sammeln und die Drei begeben sich daraufhin sofort zum damaligen Tatort und entdecken prompt in der Nähe eine weitere Kinderleiche. 





 

Der rätselhafter Brief seiner verstorbenen Mutter, den Ian eigentlich gar nicht lesen möchte. Damit beginnt der Thriller von Michael Harvey, um dann sofort in die eigentliche Story einzusteigen. Doch den Inhalt des Briefes oder gar, warum Ian sich gegenüber seinen Mitstreitern ein wenig reserviert verhält, dies verrät der Autor einem erst auf den letzten Seiten seines Thrillers. Und auch Jake umschwebt eine etwas geheimnisvolle Aura, man traut ihm nicht so recht über den Weg. Einzig Sarah scheint keine Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit mit sich herumzutragen und geht mit den beiden Studenten recht locker und offen um. Somit geben nicht nur der mysteriöse Zettel, sondern auch das undurchsichtige, verschlossene Verhalten der beiden Studenten gleich zu Anfang einige Rätsel auf.

 

Aber auch der Fall um den Mord an den kleinen Jungen entwickelt sich recht komplex und unvorhersehbar. Die Recherchen in dem Fall erlebt man aus Sicht von Ian, was einem aber nicht wirklich hilft, den jungen Mann näher kennenzulernen. Und Entdeckungen, welche Ian im Verlauf der Ermittlungen anstellt, verrät einem der Autor auch nicht immer sofort. Wie auch die Rechercheergebnisse von Jake, welcher bei dem Fall eine Eigeninitiative entwickelt und teilweise nur bruchstückhaft seine Erkenntnisse mit Sarah und Ian teilt. Bald schon müssen die drei angehenden Journalisten jedoch feststellen, dass sie mit ihren Nachforschungen in dem alten Fall in ein wahres Wespennest gestochen haben und irgendwer fortan versucht, die drei Studenten mundtot zu machen.

 

Die Story entwickelt sich interessant, zumeist jederzeit nachvollziehbar und Michael Harvey erzählt seinen Thriller durchaus spannend und fesselnd. Mithilfe kurzer Kapitel treibt der Autor die Story zügig voran und immer wieder taucht auch ein Unbekannter mit gelben Augen auf, der scheinbar ein gesteigertes Interesse an der Arbeit der jungen Leute hat. Aber auch hier ist anfangs erst einmal Rätselraten ob der Identität dieses Mannes angesagt. Was mich allerdings etwas gestört hat, war der doch recht einfache, simple Sprachstil des Autors, was auch dazu beitrug, dass ich nur schwer eine Vorstellung der einzelnen Mitwirkenden erhielt und gerade Jake und Ian anfangs immer wieder verwechselt habe.

 

Aber die Story, die besonders zum Ende hin ziemlich rasant und wendungsreich erzählt wird und zusätzlich mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwarten kann, lässt einen dann doch hierüber hinwegsehen.

 

Fazit: Spannende und wendungsreiche Story, wobei der Sprachstil doch wenig anspruchsvoll gehalten ist.

 


 

Der Autor:
Michael Harvey studierte Rechtswissenschaften, Journalismus und Altphilologie. Er arbeitet als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Primetime Emmy für seine Drehbücher zu der international erfolgreichen Fernsehserie "COLD CASE - Kein Opfer ist je vergessen", die er selbst mitkonzipierte und produzierte. Für seinen Holocaust-Dokumentarfilm "Eyewitness" erhielt er eine Oscar-Nominierung. Seit vielen Jahren lebt Michael Harvey in Chicago.

 

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