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Donnerstag, 3. Oktober 2013

{Rezension} Ghostman von Roger Hobbs


Cover & Verlag: Goldmann
Übersetzer: Rainer Schmidt
Genre: Amerikanischer Thriller
Broschierte Ausgabe: 384 Seiten
ISBN: 978-3-442-31337-2
Erscheinungsdatum: 22. Juli 2013
Preis: 14,99 €

 

Anleitung zum Ghostman

 

Der Raubüberfall auf ein Casino in Atlantic City geht schief. Einer der Räuber wird erschossen, der Andere kann schwer verletzt fliehen und ist fortan unauffindbar. Der Auftraggeber des Überfalls steht unter Zeitdruck, denn die rund 1 Mio. $ sind durch eine Farbsprengladung gesichert und diese explodiert spätestens nach 48 Stunden. Der Auftraggeber engagiert den Ghostman, der ihm noch etwas schuldig ist. Dieser soll die Spuren beseitigen und das Geld finden. Aber der Ghostman hat auch einen Gegner, jemand, der ebenfalls hinter dem Geld her ist und hierbei geht dieser über Leichen.





 

Seinen wirklichen Namen kennt niemand. Der Ghostman ist unsichtbar, verwischt gekonnt seine Spuren und nur absolute Profis können ihn finden. Sein Geld verdiente er bisher mit Banküberfällen, zwischen den Aufträgen beschäftigt sich der Ghostman mit Übersetzungen alter Klassiker. Und eigentlich will er den neuesten Auftrag gar nicht annehmen, doch er schuldet dem Auftraggeber einen Gefallen, war der Ghostman doch vor Jahren schuld daran, dass ein Überfall schief lief.

 

Roger Hobbs lässt seinen Protagonisten selbst die Story erzählen und man lernt einen Menschen kennen, der es perfekt versteht, sich zu verwandeln. Fast mühelos nimmt er die Charaktereigenschaften und das Aussehen anderer Menschen an. Seine Email-Adresse ändert sich ständig und läuft über zig Server, Mobiltelefone benutzt der Ghostman generell nur ein einziges Mal, nie hält er sich länger als ein Jahr an einem bestimmten Ort auf. Er liebt das Risiko und die Gefahr, beste Voraussetzungen für seinen Job.

 

Die Story wird vom Autor sehr zügig und stellenweise auch tempo- und actionreich erzählt. Allerdings fehlt fast gänzlich die Spannung in dem Thriller. Nüchtern, sachlich und oftmals sehr detailverliebt erzählt Roger Hobbs die Suche des Ghostman nach den Millionen. Und leider, und das tilgt größtenteils aufkommende Spannung, erklärt der Autor einfach zu viel. Man erhält immer wieder genaueste Erklärungen, wie ein Raubüberfall organisiert und welche Dinge ein Ghostman beachten muss, damit er nicht erwischt wird. Man kann das Buch fast als Anleitung zum Ghostman bzw. zur Durchführung eines Banküberfalls bezeichnen.

 

Die Handlung spielt einmal in der Gegenwart und man ist zusammen mit dem Ghostman auf der Suche nach dem geraubten Geld, auf der anderen Seite erfährt man in einem weiteren Erzählstrang häppchenweise, warum der Ghostman in der Schuld des Auftraggebers steht. Aber auch dieser Handlungsstrang der Vergangenheit, der in der Kuala Lumpur spielt und man auch die Mentorin vom Ghostman kennenlernt, gestaltet sich durch die detaillierten Beschreibungen von Roger Hobbs nicht wirklich spannend. Zugute halten muss man dem Autor jedoch, dass er es gut versteht, der Story interessante und stellenweise auch überraschende Wendungen zu verleihen.

 

Der Ghostman lässt einen kaum in sein Inneres blicken und so erhält man schwerlich eine Vorstellung von ihm. Er wirkt zumeist äußerst diszipliniert, intelligent, ist ein passionierter Einzelgänger und durchaus auch ein kaltblütiger Mörder, in den Kampftechniken ist der Ghostman bestens geschult und mit diesen Eigenschaften nicht umsonst der Beste seines Fachs. Aber irgendwie wirkt der Ghostman dadurch auch einfach zu perfekt, ohne kaum jemals eine Gefühlsregung zu zeigen.

 

Fazit: Interessante Story, die leider zu sehr mit Erklärungen durchsetzt ist und hierdurch immer wieder die Spannung aus dem Thriller nimmt

 

Der Autor:
Roger Hobbs ist 24 Jahre alt und hat die Rohfassung seines ersten Romans »Ghostman« bereits fertiggestellt, als er noch zum College ging. 2011 schloss er sein Studium am Reed College erfolgreich ab. Derzeit schreibt er an der Fortsetzung seines Romans. Außerdem hat ihn Warner Bros. für ein weiteres Projekt als Drehbuchautor verpflichtet. Roger Hobbs lebt in Portland, Oregon.

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