Leseempfehlungen

Montag, 24. September 2012

{Rezension} Gemordet wird immer von Tessa Korber



Verlag: btb-Verlag
Taschenbuchausgabe: 288 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3-442-74171-7
Erscheinungsdatum: 13. August 2012
Preis: 9,99 €

Website der Autorin: Tessa Korber


Sehr unterhaltsamer Bestatter-Krimi

Der junge Viktor Anders kehrt nach 10 Jahren Vagabundenleben nach Hause zurück, um das Erbe seiner Eltern anzutreten. Hierbei handelt es sich um die Teilhaberschaft an einem Beerdigungsinstitut. Mehr widerwillig arbeitet sein Onkel Wolfgang ihn in die ernste Arbeit des Bestattungswesens ein und ehe es sich Viktor versieht, muss er auch schon den ersten Toten für eine Beerdigung herrichten. Dabei entdeckt der Weltenbummler in der Leiche eine Patronenkugel, die sofort seine Neugier weckt. Auf eigene Faust beginnt er im Umfeld des Toten zu ermitteln und deckt dabei ein Familiengeheimnis auf.


Tessa Korber steigt mit der Heimkehr von Viktor in ihren Krimi ein und so lernt man nicht nur den zukünftigen Nachwuchsbestatter schnell kennen, sondern auch dessen Tante Hedwig wie auch Onkel Wolfgang. Als dann noch kurz nach seiner Ankunft eine Katze aus dem Fenster fliegt, dauert es auch nicht mehr lange, bis Viktor zum ersten Mal Tobias gegenübersteht, der Autist ist. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit und einem guten Schuss Humor erzählt Tessa Korber ihren Bestatter-Krimi, bei dem man sich jederzeit bestens unterhalten fühlt, auch wenn man die Geschichte jetzt nicht unbedingt als spannend bezeichnen kann.

Denn die Autorin stellt klar ihre verschiedenen Charaktere in den Vordergrund, die reine Krimihandlung läuft wie so nebenbei ab und verschwindet stellenweise sogar fast komplett aus der Geschichte, ohne dabei wirklich vermisst zu werden. Auch überraschende Wendungen sind jetzt nicht unbedingt zu verzeichnen, sondern man verfolgt vergnüglich das Heimkommen und das wieder Zurechtfinden von Viktor in seinem Elternhaus, aber auch, wie er endlich langsam bereit ist, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Der Tod seiner Schwester Hannah war für ihn der Grund, vor rund 10 Jahren sein Elternhaus zu verlassen, der Tod seiner Eltern ist nun der Grund fürs Heimkehren.

Viktor beschäftigt sich mit Japanischer Dichtkunst, hat sein Weltenbummlerleben genossen, sich dabei mit den unterschiedlichsten Jobs über Wasser gehalten und somit anfangs schon ein wenig Probleme, sich dem geregelten und gutbürgerlichen Leben anzupassen.  Seine unkonventionelle, direkte Art kostet seinen Onkel Wolfgang einiges an Nerven, seine Tante Hedwig begegnet dem manchmal doch recht chaotischen Verhalten von Viktor zumeist mit einem Lächeln und stoischer Ruhe. Mit seinem autistischen Cousin freundet sich Viktor rasch an, wobei die Kommunikation sich als schwierig gestaltet, doch gerade auch im Umgang mit Tobias merkt man schnell, dass Viktor definitiv kein oberflächlicher Surferboy ist.

Tessa Korber ist es wirklich wunderbar gelungen, einem das Thema Autismus ein wenig näher zu bringen, die damit verbundenen Schwierigkeiten aufzuzeigen, dabei aber nie belehrend zu sein. Und auch einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Bestatters erhält man in diesem Krimi, welche stellenweise auch richtiggehend amüsant sind. Denn natürlich hat der Nachwuchsbestatter Viktor von diesem Beruf absolut keine Ahnung und stellt sich anfangs z. Bsp. beim Auskleiden eines Toten doch recht unbeholfen an.

Wie gesagt, die Krimihandlung ist eher Nebenschauplatz, die Geschichte lebt definitiv von ihren Charakteren. Und diese sind herrlich normal, agieren absolut nachvollziehbar und wachsen einem schon nach kurzer Zeit ans Herz. Im Vordergrund steht natürlich Viktor, der auf der einen Seite immer noch nicht so recht erwachsen geworden ist, auf der anderen Seite aber auch oft sehr besonnen und verantwortungsbewusst agiert. Allerdings hat er mit seiner direkten Art kein so gutes Händchen bei seiner neuen Bekannten Miriam, wo er nicht nur einmal ganz tief ins Fettnäpfchen tritt. Seine Tante Hedwig ist durch den Autismus ihres Sohnes einiges gewohnt und so kann sie Viktors manchmal ungestümes Verhalten absolut nicht mehr erschüttern. Und auch alle  Nebencharaktere sind facettenreich beschrieben und überzeugen absolut, sei es hier die kühle, distanzierte Kommissarin Schneid, an der sich Viktor die Zähne ausbeißt oder die zänkische, fast schon bösartige Mutter des Toten.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Krimi voller Humor, der zwar jetzt nicht unbedingt mit einer spannenden Krimihandlung, dafür aber mit wunderbar warmherzig beschriebenen Protagonisten überzeugen kann.

Die Autorin:
Tessa Korber, 1966 in Grünstadt in der Pfalz geboren, studierte in Erlangen Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und promovierte im Fachbereich Germanistik. Die Autorin lebt mit ihren beiden Kindern in der Nähe von Nürnberg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen