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Samstag, 30. Oktober 2010

{Rezension} Novemberasche von Anja Jonuleit

Verlag: dtv Verlag
Taschenbuchausgabe: 304 Seiten
ISBN: 3423212462 
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 01. November 2010
Preis: 8,95 €



Eine Welt in Trümmern

Für Paula, der besten Freundin von Marie Glücklich, bricht eine Welt zusammen. Ihr Mann Eric ist bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen. Alle Indizien sprechen für Selbstmord. Während Marie sich um Paula kümmert, die immer mehr in ihrer Trauer versinkt und sich nicht mehr um ihre kleinen Töchter kümmern kann, ist Kommissar Sommerkorn mit einem rätselhaften Mord beschäftigt. Der junge Leander Martin wurde erstickt auf dem Zentralfriedhof aufgefunden. Wer hat einen Grund, den intelligenten Musterschüler zu töten und warum ist sein Mord auf dem Friedhof inszeniert worden?

Anja Jonuleit greift in ihrem zweiten Fall von Marie Glücklich und Andreas Sommerkorn zwei hochaktuelle Themen unter Jugendlichen auf, welche sie geschickt zu einem spannenden und vor allem auch einfühlsamen Krimi verknüpft. Lange Zeit bleiben die Beweggründe für den Mord an Leander im Dunkeln und selbst als ein weiterer Schüler spurlos verschwindet, ist immer noch kein Motiv ersichtlich. Geschickt präsentiert die Autorin zwar recht bald einen Verdächtigen, jedoch ist schnell klar, dass der Fall viel komplexer angelegt ist. So ist durchweg viel Spannungspotential vorhanden, welche zum Ende hin noch einmal sehr anzieht, bedingt auch durch die ständig wechselnden Erzählstränge. Zum Schluss präsentiert der Krimi eine Lösung, welche vollkommen überraschend und absolut schlüssig umgesetzt ist.

Sehr gefühlvoll und voller Emotionen und dennoch in keiner Weise kitschig beschreibt sie das Gefühlsleben von Paula, die durch den Tod von Eric wie paralysiert ist und deren Welt von einen auf den anderen Tag komplett aus den Fugen gerät. Zumal sich durch den Tod einige Geheimnisse von Eric offenbaren, die Paulas Bild von ihrem Mann total erschüttern.

Neben dem Erzählstrang von Paula ist man durch Andreas Sommerkorn bei den aktuellen Ermittlungen des Mordes von Leander dabei und auch Marie beginnt auf eigene Faust mit Ermittlungen um den Tod von Eric. Denn auch wenn alle Anzeichen dafür sprechen, dass Eric Selbstmord begangen hat und ein dunkles Geheimnis hütete, hinter das Andreas durch Zufall kommt, will Marie unbedingt diese Hintergründe verstehen. Ihre Neugier verlangt ihr dabei einiges an Mut ab und bringt sie sogar in Lebensgefahr. Was ich auch sehr interessant fand, ist, dass die Autorin die Kapitel mit Zitaten von z. Bsp. Wikipedia oder auch eines Anwalts zu dem entsprechenden Thema anführt.

Besonders eindringlich sind die Tagebucheinträge eines Jugendlichen beschrieben. Teilweise eins-zwei Seiten lang, stellenweise nur drei-vier Sätze kurz. Man merkt sofort, dass dieser Junge, dessen Identität erst zum Schluss gelüftet wird, eng mit dem aktuellen Fall in Verbindung steht und er quasi die Schlüsselrolle des Krimis einnimmt.

Authentisch und wie aus dem Leben gegriffen sind ihre Figuren. Marie ist Kunstmalerin, die nach einer gescheiterten Beziehung wieder in ihre Heimat am Bodensee gezogen ist, dort in ihrem Elternhaus wohnt und sich mit Müh und Not über Wasser halten kann, in der Hoffnung, dass ihre Bilder endlich in einer bekannten Galerie ausgestellt werden. Die Autorin beschreibt sie als eine mitfühlende, neugierige Frau, die durch die Erfahrungen mit ihrem Ex-Partner einer neuen Beziehung skeptisch und äußerst vorsichtig gegenübersteht. Kommissar Andreas Sommerkorn ist mehr der Einzelgänger, der sich langsam seinen Gefühlen zu Marie stellt und unbewusst ständig falsche Signale gegenüber Marie aussendet.

Fazit: Ein emotionaler und äußerst spannend geschriebener Krimi, dem ein brisantes Thema zugrunde liegt.

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