Leseempfehlungen

Freitag, 6. November 2015

{Rezension} Böse Lügen von Sharon Bolton

Cover & Verlag: Manhattan
Übersetzerin: Marie-Luise Bezzenberger
Broschierte Ausgabe: 464 Seiten
Genre: Englischer Thriller / Falkland-Inseln
ISBN: 978-3-442-54765-4
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2015
Preis: 14,99 €




Schatten der Vergangenheit

Die Falkland-Inseln im Oktober 1994: Es ist drei Jahre her, dass Catrin Quinn bei einem Unfall ihre beiden kleinen Söhne verloren hat. Seitdem ist für die Meeresbiologin nichts mehr wie vorher, sie lebt vollkommen zurückgezogen und ihr Blick richtet sich nur noch auf ein Ziel. So bekommt sie anfangs auch kaum mit, dass wieder ein kleiner Junge auf den Inseln verschwunden ist, mittlerweile der Dritte. In so einer kleinen Gemeinschaft wie auf den Falklands kaum noch erklärbar und fast niemand mehr glaubt an einen Unfall. Ungewollt wird Catrin in die Suche nach dem kleinen Archie mit hineingezogen und je länger die Suche dauert, umso mehr steigt das Misstrauen unter den Einwohnen, eine regelrechte Hexenjagd bricht los und Catrin rückt immer mehr in den Fokus der Einwohner.

 

Catrin Quinn kehrt gerade mit ihrem Boot zurück, als sie am Hafen ein hohes Polizeiaufkommen sieht. Wieder ist ein kleiner Junge verschwunden, dieses Mal das Kind einer Touristenfamilie. Um den Schein zu wahren, nimmt auch Catrin an der Suche teil, doch eigentlich interessiert sie dies überhaupt nicht. Innerlich wie tot fühlt sich Catrin nach dem Tod ihrer Jungen, einzig das Gefühl nach Rache lässt sie jeden Tag noch aufstehen.

Bedrückend,  düster und teilweise auch ein Hauch von Grusel, so vermittelt Sharon Bolton ihren neuesten Thriller, den ich allerdings nicht unbedingt als solchen bezeichnen würde. Zwar ist ständig eine unterschwellige Spannung zu spüren, aber in dem wendungsreichen wie vielschichtigen Roman stehen die Gefühle der drei Protagonisten Cathrin, Rachel und Callum klar im Mittelpunkt. Und diese beschreibt die Autorin so eindringlich, nahegehend und überzeugend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Denn auf jeder Seite spürt man deutlich: Alle Drei haben etwas zu verbergen, ein Geheimnis, welches sie bis in ihre Träume verfolgt und sie kaum eine Nacht schlafen lässt. Doch steht dieses in Verbindung mit den drei verschwundenen Kindern, dem bald noch ein viertes Kind folgen soll?

Das Buch ist in drei Erzählstränge aufgeteilt, in dem zuerst Cathrin, danach Callum und zum Schluss Rachel ihre Eindrücke zu den Erlebnisse zwischen dem 31. Oktober und 04. November 1994 schildern. Natürlich erlebt jeder der Drei diese unterschiedlich, ihre Wahrnehmungen sind verschieden und der eine ist bei einem Ereignis dabei, welches der andere nicht miterlebt. So erhält man zwar ein sehr rundes Bild in Bezug auf die Vorkommnisse auf den Inseln, um jedoch hinter die Geheimnisse von Cathrin, Rachel und Callum zu kommen, helfen diese nicht wirklich weiter.

Durch die zeitliche Nähe zum Falkland-Krieg, der gerade einmal 12 Jahre zurückliegt, ist dieser natürlich immer wieder ein Thema im Buch, da die Erinnerungen bei der Bevölkerungen nach wie vor präsent sind. Aber auch der Tourismus wie auch die Artenvielfalt und die fantastische Natur der Inseln sind Themen des Thrillers. Informationen hierüber lässt Sharon Bolton immer wieder wie nebenbei mit einfließen, sodass man einiges über die Falkland-Inseln erfährt und sich somit ein sehr gutes Bild von den Inseln machen kann. Gleichzeitig sorgt der bildhafte und eindringliche Schreibstil der Autorin dafür, dass sich mühelos eine atmosphärische Dichte aufbaut und ein beklemmendes Gefühl einen während des Lesens kaum loslässt.


Fazit: Düster, beklemmend, das ganze versehen mit einer unterschwelligen Spannung. Nicht unbedingt ein Thriller, aber ein hervorragend erzählter Roman voller Emotionen und Geheimnissen.


Die Autorin:

Sharon Bolton wurde im englischen Lancashire geboren, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. „Todesopfer“, ihr erster Roman, wurde von Lesern und Presse begeistert gefeiert und machte die Autorin über Nacht zum neuen Star unter den britischen Spannungsautorinnen. Ihrem ersten Triumph folgten mittlerweile sieben weitere Thriller – darunter vier mit der grandiosen Ermittlerin Lacey Flint –, in denen Sharon Bolton ihr brillantes Können immer wieder unter Beweis stellte. Sie wurde bereits für zahlreiche Krimipreise nominiert und für "Schlangenhaus" mit dem Mary Higgins Clark Award ausgezeichnet sowie mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Oxford.


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