Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-442-48214-6
Erscheinungsdatum: 18. Mai 2015
Preis: 9,99 €
Wie im goldenen Käfig
1913 in der Grafschaft Devon: Die
18-jährige Ruby wächst behütet und zurückgezogen auf dem Herrensitz ihrer
Eltern Lord und Lady Compton auf. Außer ihren fast täglichen Ausritten bietet
Rosefield Hall für die junge Frau kaum Abwechslung. Dies ändert sich, als sie
bei einem ihrer Ausflüge auf den charismatischen Cyril Brown trifft, zu dem
sich Ruby sofort hingezogen fühlt. Ihre wahre Identität verrät sie ihm nicht,
um den Zwängen ihrer Herkunft entfliehen zu können. Dies ändert sich jedoch,
als Ruby und Cyril sich auf der gesellschaftlichen Bühne wiedertreffen und ihre
Eltern sich strikt gegen eine Verbindung mit dem Kaufmann aussprechen.
Ruby fühlt sich wie in einem
goldenen Käfig gefangen. Die eigenwillige junge Adlige ärgert sich maßlos
darüber, dass sie in ihrer äußerst konservativen Familie keine eigene Meinung
kundtun darf. Sie hat schön auszusehen, höflich und freundlich zu sein und den
möglichen Heiratskanditen, welche ihre Eltern für sie ausgesucht haben,
zuvorkommend aufzutreten. Einziger Freiraum findet Ruby bei ihren regelmäßigen
Ausritten, bei denen sie auf den modern denkenden und aufgeschlossenen Cyril
trifft. Bald schon merkt Ruby, dass der überaus erfolgreiche Londoner Kaufmann
etwas vor ihr verbirgt. Als ihr geliebter Bruder Edward zu Besuch aus Gambia
anreist, ein schwarzes Dienerpaar ihn begleitet und Ruby die Schwester und
Mutter von Cyril kennenlernt, verändern sich zusehends die festgefahren
Konventionen auf Rosefield Hall und steuern auf eine Katastrophe zu.
Eugenik, Homosexualität, nicht
standesgemäße Beziehungen, Suffragetten und Rassismus sind die Themen, welche
Julie Leuze in ihrem farbenprächtigen Roman aufgreift. Für ein Buch mit rund
350 Seiten, welches nur über wenige Monate spielt, fast zu viel des Guten.
Praktisch von der ersten Seite an
taucht man in die Welt von Ruby ein, aber auch aus der Perspektive des
Hausmädchens Florence und der Schwester und Mutter von Cyril erlebt man die
Geschehnisse rund um Rosefield Hall mit. Allerdings verliert der Roman mit der
Anhäufung der Themen und Probleme im Verlauf etwas von seiner Faszination.
Der Erzählstil von Julie Leuze ist
blumig, zumeist packend und bald auch etwas schnulzig, gerade was die
Beziehungen einzelner Akteure zueinander betrifft. Anfangs wird man regelrecht
überschüttet mit Geheimnissen, die keiner preisgeben möchte. Manches davon kann
man am Verhalten der Mitwirkenden jedoch schon im Vorfeld erahnen. Auf das
Thema Frauenwahlrecht geht Julie Leuze recht spezifisch ein, ebenso zur
Eugenik. Diese Informationen sind gut recherchiert und gut dosiert in die
Geschichte eingebaut.
Ihre Charakterzeichnungen sind
durchweg gelungen, wobei mir allerdings die Veränderungen von Florence in ihrem
Denken und Handeln für diese wenigen Monate, in der die Handlung spielt, dann
doch etwas zu drastisch waren. Hinzu kommen die nicht gerade einfachen Themen,
welche die Protagonisten vor schier unlösbare Probleme stellen und die sich
dann so ganz nebenbei im Verlauf des Romans im Nichts auflösen.
Fazit: Farbenprächtiger Roman, der
es gut zu unterhalten versteht, bei dem die Lösungen schwerwiegender Probleme
aber doch ein wenig zu einfach abgefertigt werden.
Die Autorin:
Julie Leuze, geboren 1974, studierte Politikwissenschaften und
Neuere Geschichte in Konstanz und Tübingen, bevor sie sich dem
Journalismus zuwandte. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben
von Auswanderersagas und Frauenromanen. Julie Leuze lebt mit ihrem Mann
und drei Kindern in Stuttgart.
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