Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Genre: Historischer Roman / 19. Jhr.
ISBN: 978-3-442-47977-1
Erscheinungsdatum: 20. April 2015
Preis: 9,99 €
Die weiße Frau
Rosalie wächst Mitte des 19.
Jahrhunderts in einem Waisenhaus in Oberbayern auf. Durch ihr Aussehen wird sie
von anderen Kindern gemieden. Als sie sich im Jahr 1843 in den Bauern Romar
verliebt und dieser sie heiraten will, ist Rosalie überglücklich. In seinem
Dorf tief im Wald findet sie endlich die Familie, welche sie all die Jahre
vermisst hat. Doch bald schon merkt Rosalie, dass in Haberatshofen etwas nicht
stimmt. Sie hört ein Neugeborenes schreien, doch die Dorfbewohner erzählen ihr,
dass es eine Totgeburt war und auch sonst verhalten sich die Dorfbewohner mit
der Zeit seltsam. Bald schon ahnt Rosalie, der äußere Schein des Dorfes trügt.
Stefanie Kasper verknüpft in ihrem stimmungsvollen, fiktiven Roman die Legende der Weißen Frau im Sachsenrieder Forst mit dem Dorf Haberatshofen, welches tief im Wald lag und Mitte des 19. Jahrhunderts von seinen wenigen Bewohnern verlassen wurde. Heute findet man nur noch wenige Hinweise auf das Dorf.
Rosalie lebt seit ihrer Geburt
im Waisenhaus. Durch ihre helle Haut, den fast weißen Haaren und ihren Augen,
die bei Lichteinfall rot schimmern, ist sie von Anfang an eine Ausgestoßene.
Als ihr der Bauer Romar aus Haberatshofen den Hof macht, ist sie überglücklich
und verliebt sich in den zurückhaltenden Mann. Die Warnungen von Köchin Cäcilia
schlägt sie in den Wind und die Gerüchte, die über die Haberatshofener im Dorf
kursieren, ignoriert sie. Und es scheint anfangs wirklich so, als hätte Rosalie
in dem Dorf mitten im Wald ihr Glück gefunden.
Liebevoll wird sie in die
Dorfgemeinschaft aufgenommen und in Romars Cousine Sarah findet sie schnell
eine Freundin. Doch der Schein trügt. Die Dorfgemeinschaft trifft sich
regelmäßig zu Versammlungen, von denen Rosalie ausgeschlossen ist, Romar
verhält sich immer seltsamer und die beiden Waisen Susabell und Marianne, die
ebenfalls mit Männern aus dem Dorf verheiratet sind, erzählen ihr Dinge, die
sie nicht wahrhaben will. Hinzu kommt, dass das Dorf fast vollkommen autark
lebt, keine Fremden im Dorf duldet und ein Besuch im nahegelegenen Schongau für
die Dorfbewohner nur in Ausnahmefällen erlaubt ist. Schon bald muss sich Rosalie eingestehen, dass
ihr vom Dorf her eine große Gefahr droht.
Atmosphärisch dicht, düster
und geheimnisvoll erzählt Stefanie Kasper die nebelverhangene Geschichte um
Rosalie. Durch ihre Andersartigkeit fühlte sich Rosalie bisher als
Ausgestoßene, in dem Dorf jedoch taut sie auf und wird immer selbstbewusster.
Rosalie drückt ihre Gefühle mithilfe von Zeichnungen aus und hatte sie früher
nur tote Menschen gezeichnet, sprühen ihre Zeichnungen nun vor Leben. Den Wandel
von verschüchternden Mädchen zur selbstbewussten Frau beschreibt Stefanie
Kasper nachvollziehbar und überzeugend. Aber auch die weiteren Charaktere sind
sehr facettenreich, aber auch so rätselhaft beschrieben, dass man ihre wahren
Beweggründe lange Zeit nicht ahnt.
Die Geschichte benötigt etwas
Zeit, doch schon bald fesseln die rätselhaften Geschehnisse im Dorf, die so
überhaupt nicht mit dem Verhalten der Dorfbewohner im Einklang stehen. Dabei
überrascht die Story jetzt nicht unbedingt durch unvorhersehbare Wendungen,
dennoch versteht es Stefanie Kasper sehr gut, durchweg eine Grundspannung zu
erzeugen und die Neugier ihrer Leser immer wieder anzufachen, auch wenn man
sich über das wohlgehütete Geheimnis des Dorfes bald im Klaren ist.
Fazit: Ein stimmungsvoller,
düsterer Roman über ein kleines Dorf mitten im Wald, welches für sich seine
eigenen Regeln zum Überleben geschaffen hat.
Die Autorin:
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