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Sonntag, 15. Februar 2015

{Rezension} Tokio von Mo Hayder

Cover & Verlag: Goldmann
Übersetzerin: Ute Thiemann
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-442-46320-6
Erscheinungsdatum: 11. Dezember 2006
Preis: 8,95 €



Jene, die unwissend sind

Die englische Studentin Grey ist seit Jahren besessen von den Gräueltaten der Japaner im chinesischen Nanking im Jahre 1937. Von dem chinesischen Professor Shi Chongming, der in Tokio lebt, erhofft die Studentin sich Einblick in geheimes Filmmaterial. Doch ihre Reise in die Metropole scheint sinnlos, der Professor leugnet jegliche Kenntnis des Filmes. Durch Zufall lernt Grey den Amerikaner Jason kennen, der ihr einen Job in einem Nachtclub besorgt. Hier lernt sie den Mafiaboss Fuyuki kennen. Als der Professor hiervon erfährt, schlägt er Grey einen Deal vor.



Grey ist wie besessen von den grauenhaften Geschehnissen, die sich im Winter 1937 in Nanking ereigneten. Am 13. Dezember 1937 besetzten japanische Divisionen die damalige chinesische Hauptstadt und richteten ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an. Innerhalb weniger Wochen sollen über 200.000 Menschen aufs Grausamste gefoltert und umgebracht worden sein. Von dem chinesischen Professor erhofft sich Grey Einsicht in geheimes Filmmaterial, von dem sie überzeugt ist, dass es existiert. Doch Chongming will hiervon nichts wissen.

Abwechselnd verfolgt man die Erlebnisse von Grey in der Metropole Tokio wie auch die Geschehnisse, welche sich im Winter 1937 in Nanking ereigneten. Während Grey sich auch über Wochen hinweg nicht von ihren Ziel abbringen lässt, verfolgt man andererseits das Leben des jungen Chongming in Nanking. Je näher die japanischen Truppen rücken, umso mehr Menschen flüchten aus der Stadt. Nur Chongming und einige andere sind felsenfest davon überzeugt, dass ihr Präsident seine Hauptstadt verteidigen und somit die Bürger der Stadt beschützen wird. Doch bald schon merkt er, dass er sich schrecklich getäuscht hat.

Der Schreibstil von Mo Hayder ist stellenweise sehr direkt und brutal, aber das ist bei dieser Geschichte absolut in Ordnung. Es wird nichts geschönt, umso eindringlicher wirkt hierdurch die Erzählweise und umso bewusster werden die grausamen Geschehnisse in Nanking vermittelt. Nicht minder eindringlich und überzeugend ist auch die Geschichte der Gegenwart rund um die Studentin Grey angelegt, die schon bald die Nähe des Yakuza Fuyuki sucht. Eine verhängnisvolle Entwicklung nimmt ihren Lauf.


Fazit: Ein sehr eindringlicher und packend erzählter Roman über die schmerzhafte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.


Die Autorin:
Mo Hayder avancierte mit ihrem Debüt, dem Psychothriller »Der Vogelmann« über Nacht zur international gefeierten Bestsellerautorin. Der Nachfolger »Die Behandlung« wurde von der Times zu einem der zehn spannendsten Thriller aller Zeiten gewählt. 2011 bekam Mo Hayder den »CWA Dagger in the Library« für ihr bisheriges Gesamtwerk, im Jahr darauf wurde »Verderbnis« mit dem renommierten Edgar Award für das beste Buch des Jahres ausgezeichnet. Die Autorin lebt heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter in Bath, England.

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