Leseempfehlungen

Montag, 22. Juli 2013

{Rezension} Das Tor zur Ewigkeit von Katia Fox

Cover & Verlag: Piper
Taschenbuchausgabe: 528 Seiten
Genre: Historischer Roman / 13. Jahrhundert
ISBN: 978-3-492-30076-6
Erscheinungsdatum: 15. Januar 2013
Preis: 9,99 €

Der Traum vom Glockengießen

England im Jahr 1224: Nachdem die junge Catlin, Tochter eines Schwertschmiedes, den Glockengießer John bei seiner Arbeit beobachtet hat, träumt sie selbst davon dieses Handwerk zu erlernen. Doch ihr Vater Henry hat andere Pläne mit seiner einzigen Tochter. Catlin soll die Schmiede eines Tages übernehmen und zudem den Sohn eines befreundeten Schwertschmiedes heiraten. Als Meister John nach Norwich aufbricht, folgt Catlin ihm, um der geplanten Ehe zu entgehen. Die junge Frau heiratet den weitaus älteren Glockengießer, um bei ihm in die Lehre zu gehen. Doch bis sie ihre Ausbildung beenden kann, gerät Catlin in einige gefährliche Intrigen.



Katia Fox erzählt in ihrem vorliegenden Roman die Geschichte um die Schwertschmiedin Ellenweore und ihre Familie weiter und so trifft man im Verlauf der Geschichte auch auf einige alte Bekannte. Catlins Vater Henry hat die Schwertschmiede von seiner berühmten Mutter übernommen und träumt davon, dass seine Tochter ebenfalls einmal diesen Beruf erlernt. Doch Catlin fasziniert der Klang der Glocken. Dafür verlässt sie ihre geliebte Familie und geht eine Zweckehe mit dem älteren John ein, bei dem sie keine Liebe finden wird. Ihr Mann hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt, ein Ereignis aus seiner Vergangenheit hat ihn dazu veranlasst. Trost findet Catlin bei dem Gesellen Flint, der jedoch nicht mit offenen Karten spielt. Und dann gibt es noch den ehemaligen Lehrling des Glockengießers. Randall sinnt auf Rache, da John ihn seiner Meinung nach als Lehrling ungerecht behandelt hatte.

Es sind viele Schwierigkeiten, welche sich Catlin im Verlauf des Romans gegenübersieht, doch kaum gerät die junge Frau in eine scheinbar ausweglose Situation, ist die Rettung nicht weit. Anfangs nimmt man diese Zufälligkeiten als solche hin, doch irgendwann wurde es mir dann zu viel. Denn kaum gerät Catlin in eine Notlage, schon lugt die Lösung des Problems um die nächste Ecke. Dies nimmt auf Dauer die Spannung aus dem Buch. Ähnlich erging es mir bei dem rätselhaften wie regelmäßigen Verschwinden von John. Bereits nach kurzer Zeit ahnt man, warum der Meister immer wieder für einige Tage in Richtung eines Klosters entschwindet. Somit überrascht die Geschichte im Verlauf äußerst wenig, da man bei jeder neu gesponnen Intrige gegen sie genau weiß, dass diese schlussendlich für Catlin nur gut ausgehen kann.

Auch Catlin selbst wurde für mich nicht recht greifbar. Katia Fox erzählt wieder gewohnt bildhaft und atmosphärisch dicht, das mittelalterliche London und seine Bevölkerung, wie auch die Glockengießerei hat man fast sofort vor Augen, aber die Charaktere bleiben dieses Mal ungewohnt blass. Ihre Heirat mit John wird in einem Nebensatz erwähnt, ihre Leidenschaft fürs Glockengießen versteht man eigentlich erst ziemlich zum Schluss richtig, als Katia Fox die Vorgänge beim Glockengießen ausführlich schildert. Endlich könnte man ob des Gelingens der Glocke mitfiebern, die Leidenschaft für das Glockengießen besser verstehen. Aber anstelle den letzten, alles entscheidenden Vorgang zu erzählen, erfährt man im nächsten Kapitel in einem Nebensatz, dass die Glocken gelungen sind. Es sind noch einige solcher Szenen, die eigentlich einschneidend sind, aber wie nebenbei abgehandelt werden.

Hierdurch erhalten die Figuren kaum Tiefe, man bekommt wenig Gelegenheit mit ihnen mitzufühlen, mitzuleiden, sich mit ihnen zu freuen. Die Geschichte ist ohne Frage unterhaltsam und äußerst interessant erzählt, aber kaum ein Charakter wächst einem wirklich ans Herz. Hierdurch kann man auch oft das Verhalten von Catlin nicht nachempfinden. Oftmals kam sie mir sehr egoistisch, ja fast schon hartherzig vor, obwohl die junge Frau dies durchaus nicht ist. Gerade ihre Beziehung, ja eigentlich schon Hörigkeit zum Gesellen Flint war für mich absolut unverständlich. Wirklich jeder warnt sie vor dem Widerling, doch auf diesem Ohr ist Catlin absolut taub, glaubt ihm ohne nachzudenken alles, selbst wenn sie damit einen treuen Freund bitterlich enttäuscht und eigentlich genau wissen müsste, dass dieser sie niemals anlügen würde. Sie ist regelrecht blind vor Liebe, aber ihre Beziehung wird auch mehr oder weniger nur in kurzen Nebensätzen abgehandelt, sodass diese Hörigkeit nicht verständlich wird.

Fazit: Zu viele glückliche Zufälle und blasse Charaktere in einer ansonsten unterhaltsamen, bildhaft erzählten Geschichte um eine junge Frau, die sich ihren Traum erfüllt.


Die Autorin:
Katia Fox, geboren 1964, wuchs in Südfrankreich und in der Nähe von Frankfurt auf. Nach ihrem Studium und der Prüfung zur Dolmetscherin und Übersetzerin arbeitete sie zunächst in diversen Unternehmen, bevor sie sich schließlich selbstständig machte. Seit 2005 widmet sie sich nur noch dem Schreiben. Zuletzt erschien von ihr »Der goldene Thron«, der letzte Teil ihrer erfolgreichen Mittelalter-Trilogie. Katia Fox ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt. Sie reist viel und gerne, vor allem natürlich nach England, wo sie unzählige Details für ihre Romane recherchiert.

1 Kommentar:

  1. Hm.. schade! Der Anfang der Inhaltsangabe klingt total spannend. Aber wenn sich irgendwann nur noch Zufälle aneinander reihen, verliert die Geschichte einfach ihre Glaubwürdigkeit.


    LG Cat

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