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Sonntag, 29. Juli 2012

{Rezension} Der Meisterschüler von Jacques Berndorf



Verlag: Heyne Verlag
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
Genre: Agenten-Thriller / BND
ISBN: 978-3-453-43534-6
Erscheinungsdatum: 08. März 2011
Preis: 8,99 €


Im Namen Allahs

Nach dem Massaker in Mumbai schickt der BND Karl Müller nach Indien, seine Kollegin Svenja Takamoto reist nach Pakistan, um dort mit einer Informantin in Kontakt zu treten. Doch deren Mann, ein hochrangiger Regierungsbeamter, ist spurlos verschwunden und die Familie steht unter Polizeischutz. Ein Kontakt scheint nicht möglich. Zur gleichen Zeit wird der BND über einige Anschläge informiert, die sich rund um den Erdball ereignen und sich gegen Islamkritiker richten. Jedes Mal wird am Tatort eine Plastikkarte mit der Aufschrift „Im Namen Allahs“ gefunden. Während Svenja versucht, Mara und deren Familie aus Pakistan zu schleusen, setzt sich Müller auf die Spur des Täters, die ihn bald zurück nach Deutschland führt.

Obwohl der mittlerweile dritte Agententhriller von Jacques Berndorf um den BND-Agenten Karl Müller bereits 2009 erschien und der Autor die terroristischen Anschläge in Mumbai von 2008 als Ausgangspunkt nimmt, ist das eigentliche Thema Gotteskrieger nach wie vor leider immer noch sehr aktuell. In Köln, Bogota, New York wie auch in Pakistan tötet im Namen Allahs ein Einzeltäter Menschen, die seiner Meinung nach Feinde des Islams sind.

Mithilfe verschiedener Handlungsstränge baut Jacques Berndorf seinen Agententhriller stringent und spannend auf. So verfolgt man zum einen Karl Müller bei der Informationsbeschaffung in Mumbai, sowie Svenja in Pakistan, wie sie versucht, Mara und deren Familie vor den Fängen der Pakistanischen Regierung zu retten. Zudem ist man in der Schaltzentrale des BND in Berlin dabei, wo alle Fäden bei Krause, Sovinski und Esser zusammenlaufen und diese die Agenten im Einsatz entsprechend steuern und mit notwendigen Informationen versorgen. Bereits bei Beginn des Thrillers lernt man den Attentäter John kennen und ist gleich bei einem Anschlag von ihm in Bogota dabei. Dabei merkt man sofort, dass John ganz von seiner Mission eingenommen ist und hierbei auch bewusst den Tod von Kindern in Kauf nimmt, ein absolut skrupelos agierender Mörder.

So baut sich die Story komplex und jederzeit schlüssig auf und Jacques Berndorf präsentiert auch dieses Mal seine Protagonisten nicht als Agenten á la 007 und so sucht man  actiongeladene, kämpferische, schießwütige Szenen in diesem Agenten-Thriller von Seiten des BND wieder vergeblich. Und diese benötigt der Roman auch überhaupt nicht, wobei jedoch die Szenen der Attentate durchaus detailliert beschrieben und stellenweise schon blutig und brutal dargestellt werden.

Mit seinem einnehmenden, stellenweise auch humoristischen, fesselnden und flüssigen Schreibstil überzeugt Jacques Berndorf seine Leser schnell, zumal der Autor einem wieder einen guten Einblick in die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes gibt und die Story durchweg bestens durchdacht und recherchiert wirkt.

Zwar liegt die Arbeit der BND-Agenten klar im Fokus, allerdings gewährt Jacques Berndorf einen auch gelegentlich einen kleinen Einblick in deren Privatleben und hier gerade wieder besonders in das von Müller und Krause. Seine Charaktere entwickeln sich entsprechend weiter, sind auch für Geheimdienstler keineswegs perfekt und der Autor lässt sie durchaus auch einmal an der Richtigkeit ihrer Arbeit zweifeln.

Fazit: Ein gewohnt routinierter, spannender und komplexer Agententhriller, der ein leider nach wie vor aktuelles Thema behandelt und mit wieder mit vielschichtig angelegten Charakteren überzeugen kann.
 
Der Autor:
Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt seit 1984 in der Eifel. Er arbeitete viele Jahre als Journalist, u.a. für den "Spiegel" und den "Stern", bevor er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine "Eifel"-Krimis mit dem Ermittler Siggi Baumeister wurden sämtlich zu Bestsellern und haben Kultstatus erlangt. 2003 erhielt Michael Preute den "Ehrenglauser" für seine Verdienste um die deutschsprachige Kriminalliteratur. Er ist der erste Außenstehende, dem der BND zu Recherchezwecken die Tore öffnete. In seiner BND-Reihe um Karl Müller sind bereits bei Heyne erschienen: "Ein guter Mann", "Bruderdienst" und "Der Meisterschüler".

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