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Mittwoch, 19. Oktober 2011

{Rezension} Der dunkle Thron von Rebecca Gablé



Gebundene Ausgabe: 955 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-431-03840-8
Erscheinungsdatum: 16. September 2011
Preis: 24,99 €


Die Warringham-Saga geht weiter

Als 14-jähriger kehrt Nicholas of Waringham auf die heruntergewirtschaftete Baronie zurück und muss schon bald seinen Vater beerdigen. Im Jahr 1529 sind ketzerische Gedanken tödlich und dies musste Jasper of Waringham am eigenen Leib spüren. Verständlicherweise grollt Nick dem englischen König, der momentan alles daran setzt, von seiner Frau geschieden zu werden, um Anne Boleyn zu heiraten. Dafür muss sich König Henry VIII. jedoch von der katholischen Kirche lossagen. In den folgenden Wirren der Reformation schlägt sich Nick auf die Seite von Prinzessin Mary. Doch die katholischen Ansichten von Mary bedrohen nicht nur das Leben der Prinzessin. Auch Nick spürt schon bald, dass er sich einen mächtigen und rücksichtslosen Menschen zum Feind gemacht hat, der sein und das Leben seiner Familie bedroht.

Rebecca Gablé erzählt die Wirren der Reformation und somit das Leben der Engländer unter König Henrys Herrschaft aus Sicht eines Anhängers von Prinzessin Mary, die spätere Königin Mary I., welche auch als Bloody Mary in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Und dies fand ich richtig klasse, denn über Henry VIII. wurde schon viel geschrieben und auch verfilmt. Zuletzt ja als Fernsehserie „Die Tudors“, die man ja nicht unbedingt nah an den Tatsachen ansiedeln kann.

Geschickt und äußerst geglückt verwebt die Autorin mal wieder historische Fakten mit Fiktion und baut so ihren Protagonisten Nick of Waringham samt seiner Familie absolut logisch und glaubhaft in die Story ein, ohne hierbei  sehr die geschichtlichen Abläufe zu verändern. Der Roman beginnt im Jahr 1529, als Catalina von Aragon oder Königin Katharina von ihrem königlichen Ehemann verbannt wird und mit ihr seine Tochter Mary. Und endet im Jahr 1553 mit der Krönung von Königin Mary I. als erste englische Königin.

Der Autorin gelingt es mal wieder von der ersten Seite an, eine atmosphärische Dichte entstehen zu lassen, die einen sofort an das Buch fesselt. So hat man schon bald problemlos die heruntergewirtschaftete Baronie Waringham vor Augen, kann die Ängste der Menschen verstehen, die nicht mehr wissen, welchen Glauben sie nun leben dürfen und auch die einzelnen Charaktere nehmen schnell Konturen an. Besonders die Wirren der Reformation beschreibt die Autorin absolut überzeugend wie auch die Willkür, das Machtgehabe und vor allem die absolute Unberechenbarkeit des Königs.  So stellt sie Henry VIII. als einen äußerst unsympathischen Machthaber dar, der wie ein kleines Kind alles haben will, was er sieht und dies sind vorrangig Frauen. Sie zeigt aber auch seine Ängste auf, keinem vertrauen zu können und so kommt es auch  mehr als einmal vor, dass er jemanden hinrichten lässt, der eigentlich auf seiner Seite steht.

Die geschichtlichen Aspekte vermittelt Rebecca Gablé einem wie so nebenbei, baut sie geschickt in ihre Story mit ein und so ist der bald 1.000 Seiten fassende Roman von der ersten Seite an abwechslungsreich, spannend und sehr unterhaltsam erzählt und ganz so nebenbei erhält man auch noch einige Geschichtsstunden in englischer Geschichte. Einfach wieder einmal hervorragend.

Ihre Charaktere sind wie gewohnt detailreich und ausgefeilt beschrieben. Hauptakteur ist dieses Mal Nicholas of Waringham, der eine herzliche, schwesterliche Beziehung zu Prinzessin Mary pflegt und sein Leben aufs Spiel setzt, um diese zu schützen. Verständlicherweise gerät er hierdurch gelegentlich in den Focus des Königs und dessen Umfeld und so gestaltet sich das Leben dieses sozial eingestellten, sturen, humorvollen und treu zu seinen Prinzipien stehenden Mannes abwechslungsreich und oft lebensgefährlich.

Und auch Prinzessin Mary beschreibt die Autorin durchaus sympathisch.  Mary ist eine mutige, herzliche und fair handelnde Frau, die kompromisslos hinter ihrem katholischen Glauben steht, trotz allem was er ihr und ihrer Mutter angetan hat, dennoch ihren Vater liebt und nie die Hoffnung aufgibt, von ihm doch anerkannt oder gar Königin von England zu werden. Das englische Volk steht all die Jahre ihrer Verbannung hinter ihr und hieraus schöpft sie ihren Mut.


Fazit: Eine absolut gelungene Fortsetzung der Waringham –Saga, die einmal eine andere Sicht des Lebens von König Henry VIII. aufzeigt.

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