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Montag, 28. Februar 2011

{Rezension} Mainfall von Dieter Wölm

Verlag: Gmeiner Verlag 
Taschenbuchausgabe: 370 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Regionalkrimi
ISBN: 978-3-8392-1125-0
Erscheinungsdatum: 07. Februar 2011
Preis: 11,90 €

Der König von Aschaffenburg

Kommissar Rotfux von der Kripo Aschaffenburg ermittelt in einem seltsamen Fall. Halb tot wurde ein unbekannter Mann Mitte Dreißig aus dem Main gezogen. Er leidet an Amnesie, kann sich weder an seinen Namen noch an irgendetwas sonst aus seiner Vergangenheit erinnern. Die Aufrufe in den Zeitungen bleiben zunächst erfolglos, niemand scheint den Unbekannten zu kennen. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus zieht er mittellos durch Aschaffenburg, aus lauter Verzweiflung geht er dieses Mal freiwillig in den Main. Doch er wird gerettet von einem kleinen Rauhaardackel. Da erinnert er sich an das Hilfsangebot eines Patienten, den er im Krankenhaus kennen gelernt hatte. Dieser hatte ihm angeboten, für einige Tage in dessen Haus zu übernachten. Tatsächlich nimmt ihn dessen Frau auch auf und das Leben ändert sich für den Unbekannten zum Besseren. Doch wer ist er, woher kommt er? Diese Fragen lassen ihn nicht los und er begibt sich selbst auf die Suche nach seiner Identität. Dabei gerät er mehr als einmal in Lebensgefahr, denn anscheinend will irgendjemand, dass er stirbt, doch wer?

Dieter Wölm hat einen Krimi aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive geschrieben. Das Opfer überlebt einen Mordanschlag, denn dass es sich um solch einen handelt, ist von Anfang an klar. Hier beginnt der Krimi und man verfolgt den verzweifelten Weg des Unbekannten, Anhaltspunkte zu seiner Identität zu finden und gleichzeitig völlig mittellos in Aschaffenburg zu überleben. Zur Seite steht ihm ein treuer, kleiner Begleiter: Der Rauhaardackel Oskar, der ihn scheinbar von früher kennt. Sein Überleben gestaltet sich sehr einfallsreich bis zu dem Moment, als er sich wieder an das Angebot des krebskranken Patienten erinnert. Er lebt sich schnell im Haus der Familie Brenner ein, unterstützt Isabell im Garten und bei den kleinen Kindern. Doch seine Unwissenheit über seine Identität lässt ihm keine Ruhe. Zumal er ständig das Gefühl hat, verfolgt zu werden.

Obwohl das Thema eigentlich eher traurig ist, erzählt Dieter Wölm seinen Krimi sehr leichtfüßig und auch humoristisch. Einen geschickten Schachzug fand ich auch, dem Unbekannten den treuherzigen, aufgeweckten und äußerst lebhaften Oskar zur Seite zu stellen. Dieser heitert ihn immer wieder auf, gibt ihm einen Grund zum Weiterleben und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Der Autor lässt seinen Protagonisten selbst seine Geschichte erzählen und so kann man von Anfang an sehr gut nachvollziehen, wie der Unbekannte unter seiner Situation leidet. Man spürt regelrecht seine Verzweiflung, seine Hoffnungslosigkeit und auch seine Einsamkeit. Dies beschreibt Dieter Wölm wohl dosiert, sodass dies sehr kurzweilig ist und man gleichzeitig fast augenblicklich einen Bezug zu dem Unbekannten erhält. Und auch die Krimihandlung an sich gestaltet sich äußerst mysteriös und spannend. Ich habe mich zwar zwischendurch schon ab und an mal gewundert, wie ein Mensch in seinem Unglück schlussendlich doch so viel Glück haben kann und sein Schicksal durch Zufälle bestimmt werden, aber dies ist alles sehr unterhaltsam und spannend erzählt.

Bis dahin hätte ich dem Krimi auch ohne Probleme 4-5 Sterne gegeben, allerdings nimmt die Handlung im letzten Drittel eine so konfuse, unrealistische Wendung, dass es hierfür Punktabzüge gab. Natürlich kommt der Unbekannte nach und nach seiner Vergangenheit immer näher und als er dann einen Hinweis in Richtung Südfrankreich erhält und sich dorthin begibt, nimmt die Story eine völlig andere Richtung an. Und dies ist einfach nur unglaubwürdig und es werden Szenen beschrieben, bei denen man sich um Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Hier wirkt die Story einfach nur noch überladen und konstruiert, da hilft sogar die teilweise doch überraschende Lösung des Falls nicht, hier wieder die Kurve zu kriegen. Schade!

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