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Dienstag, 29. September 2009

{Rezension} Rattentanz von Michael Tietz


Gebundene Ausgabe: 840 Seiten
ISBN: 3937357378
Genre: Deutscher Thriller / Endzeitthriller
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2010 / 3. Auflage
Preis: 22,80 €


Dummejungenstreich entwickelt sich zum Super-Gau

Zwei Teenager haben nichts für Biologie und Geschichte übrig und entwickeln einen Virus, der am Tag der Prüfungen den Schulcomputer ihres Gymnasiums lahm legen soll. Allerdings unterläuft ihnen ein kleiner, aber schwerwiegender Fehler. Anstelle dem Virus für seine Verbreitung 40 Tage Zeit zu geben, verirrt sich noch eine Null an die Zahl und so aktiviert er sich erst nach 400 Tagen. Und somit hat er mehr als genug Zeit, sich in der ganzen Welt zu verbreiten, bis er am 23. Mai aktiv wird und das Stromnetz der gesamten Welt außer Kraft setzt.

Was für eine Idee! So einfach wie genial! Haben wir uns nicht alle schon mal überlegt, was passiert, wenn die Strom- und Wasserversorgung komplett ausfällt? Ohne Licht, Strom, Wasser, Handy, PC, Radio, Fernseher, Geld etc. auskommen zu müssen und somit auch ohne Nachrichten und Informationen zu sein und nicht zu wissen, was los ist? Welche Auswirkungen dies alles auf unser heutiges Leben hat? Genau diesen Alptraum schildert Michael Tietz in seinem Debütroman. Und dies mit einer Intensität, dass einem nur angst und bange werden kann.

Überdeutlich skizziert er ein Szenario, in dem die Spezies Mensch sich auf das einzige konzentriert, was wichtig ist: Um jeden Preis das eigene Überleben sichern. Eindringlich und erschrecken zeichnet er ein Bild des Chaos. Schon wenige Stunden nach dem Stromausfall beginnen die Plünderungen, ein Menschenleben zählt nicht mehr, die Polizei ist machtlos und was wir unter Zivilisation verstehen, existiert plötzlich nicht mehr. Allerdings zeigt er auch, dass trotzdem die Menschlichkeit noch zählt. So rücken die Menschen in ihrer Notlage enger zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Aber natürlich gibt es auch hier immer wieder welche, die nur ihre eigenen Interessen vor Augen haben.

Den "roten Faden" des Buches bilden die Einwohner des kleinen Dorfes Wellendingen im Schwarzwald. Ihre Charaktere beschreibt er so facettenreich und vor allem realistisch, dass man sich schnell in einzelne Personen hineinversetzen kann bzw. Charaktere erkennt, denen man selbst schon begegnet ist. Also Menschen, wie Du und Ich. Wirkliche Protagonisten in der Geschichte gibt es nicht wirklich, da einfach zu viele unterschiedliche Personen mitwirken. Das Hauptaugenmerk liegt aber meist bei Eva Seeger, ihrem Mann Hans und ihrer Tochter Lea. Eva arbeitet als Krankenschwester im benachbarten Donaueschingen und während ihre Tochter bei den Nachbarn gut aufgehoben ist, versucht sie mit Hilfe des Polizisten Joachim Beck sich zu Fuß die knapp 30 km nach Wellendingen durchzuschlagen. Was sich beileibe einfacher anhört als es ist. Ihr Mann Hans befindet sich dienstlich in Schweden und seine "Reise" nach Hause wird ebenfalls sehr eindringlich geschildert.

Fazit: Alles in allem ein faszinierender, beklemmender und äußerst spannender Thriller, der uns ein ums andere Mal den Spiegel vorhält und nach Beendigung nachdenklich zurücklässt.

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