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Montag, 31. Mai 2010

{Rezension} Im Schatten der Königin von Tanja Kinkel

Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
ISBN: 3426198177
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2010
Preis: 19,95 €


Das Rätsel um Amys Tod

Im Jahr 1560 wird die Frau von Robert Dudley am Fuß der Treppe des Landhauses Cumnor Place nahe Abingdon tot aufgefunden. Morgens noch hatte Amy Dudley alle Dienstboten auf den nahegelegenen Jahrmarkt geschickt und war somit fast alleine im Haus. Das Pikante an der Sache: Ihr Ehemann Robert Dudley ist der Jugendfreund und Günstling der Königin und verbringt somit seine Zeit mehr am Hofe als bei seiner Frau. Sofort wird hierdurch nicht nur am königlichen Hof die Frage aufgeworfen, ob Robert Dudley seine Frau hat ermorden lassen, um so um die Hand von Königin Elisabeth I. anhalten zu können. Um die Umstände ihres Todes aufzuklären, beauftragt Robert seinen Vetter und Vertrauten Tom Blount, der sofort nach Abingdon aufbricht, begleitet von dem Gaukler Forbisher.


Neben dem eigentlichem Ereignis, welches nur wenige Tage im September 1560 umspannt, erzählt Tanja Kinkel gleichzeitig in Form von Erinnerungen des Tom Blount die Vorgeschichte zum aktuellen Geschehen. Und um einen näheren Bezug zu Elisabeth I. herzustellen, wurde zusätzlich der Erzählstrang von Kat Ashley, ihrer Gouvernante, mit eingebaut, die so bei einigen Zwischenspielen ebenfalls zu Wort kommt. Hierdurch erhält man nach und nach ein gutes Stimmungsbild über die damaligen politischen Zusammenhänge wie auch über das Leben von Robert Dudley und seiner Beziehung zur Königin wie auch zu seiner verstorbenen Frau.

Überwiegend lässt die Autorin Tom Blount die Geschichte erzählen und hier liegt meines Erachtens auch die Schwachstelle des Buches. Da es sich hierbei um einen sehr nüchternen, politisch denkenden Mann mittleren Alters handelt, ist seine Ermittlungsarbeit recht sachlich und trocken angelegt. Auch wenn die Autorin ihre Leser oft in die Gedankenwelt ihres Protagonisten eintauchen lässt, bleibt die Person Tom Blount bis zum Schluss blass und schwer greifbar für den Leser. Nur wenige Szenen mit dem Gaukler Forbisher und mit einer Bekannten aus Kindertagen lockern diesen Erzählstrang auf und sind wirklich durchweg unterhaltsam.

Bei den gelegentlichen Zwischenspielen, die von Kat Ashley erzählt werden, sieht es wieder ganz anders aus. Hier zeigt sich sofort der sonst so gewohnte lebendige, bildhafte Schreibstil von Tanja Kinkel. Dieser Erzählstrang ist prall und atmosphärisch dicht umgesetzt und fesselt einen durchgehend.

Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass einem die Auflösung der Geschichte ja bereits bekannt ist, was nicht unbedingt spannungsfördernd ist. Allerdings hätte dies trotzdem durchaus mehr Spannungspotential haben können, wenn es Tanja Kinkel gelungen wäre, ihrem Protagonisten etwas mehr Leben einzuhauchen. So gestalten sich gerade zur Mitte hin die Ermittlungen doch etwas ermüdend und langatmig. Allerdings liefert sie zum Schluss eine wirklich interessante und schlüssige Auflösung über die Hintergründe von Amy Dudleys Tod, die sich durchaus so abgespielt haben könnten.

Auffallend ist, dass der Roman wieder sehr gut recherchiert ist und sich laut Tanja Kinkel auch eng an die geschichtlichen Ereignisse hält und so treten in dem Roman auch viele historisch bekannte Personen auf.


Fazit: Ein historischer Kriminalroman, der ein interessantes Thema aufgreift, gut recherchiert ist, allerdings stellenweise langatmig und ungewohnt nüchtern umgesetzt wurde. 

{Leseeindruck} Die Zeichenkünstlerin von Wien von Beate Maly

Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 9783548281940
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2010
Preis: 8,95 €




Wien im Sommer 1408, es herrscht Bürgerkrieg in Österreich und auf dem Schweinemarkt findet die Hinrichtung dreier ehemaliger Ratsherrenmitglieder statt. Auch der 10-jährige Sohn einer der Verurteilten ist auf dem Marktplatz anwesend und muss die Hinrichtung seines Vaters miterleben. Januar 1421, Sarah ist die Tochter des jüdischen Geldverleihers David  Isserlein und hat mal wieder beim Zeichnen die Zeit vergessen und steckt so noch mitten in den Schabbat-Vorbereitungen als ihr Vater nach Hause kommt. Fast schon resigniert nimmt dieser den Zustand seines Haushalts zur Kenntnis. Doch ihr gelingt es bis zum Eintreffen ihrer restlichen Familie, das Chaos zu beseitigen. Doch kaum sitzt die Familie zusammen, kommt es zum Streit.

Seit Sarahs Mutter ein Jahr zuvor an einem plötzlichen Fieber gestorben ist, führt sie den Haushalt ihres Vaters, der immer öfter Gedächtnislücken hat und dann für kurze Zeit in der Vergangenheit lebt. Sarah ist eine etwas störrische, willensstarke junge Frau, deren einziger Lebensinhalt das Zeichnen ist und sie die Welt um sich herum vergessen lässt, was ihr Vater immer wieder leidlich am eigenen Leib erfahren muss. Zudem hat sie gerade auch noch von ihm erfahren, dass sie bereits in der Woche darauf den Rabbi Aaron heiraten soll.

Mit dem Beginn des Schabbat trifft auch ihr Bruder, seine Frau und deren Tochter im Hause Isserlein ein und so lernt man bereits ein wenig den Rest der Familie kennen. Den sanftmütigen Bruder Elias, der als Arzt arbeitet, seine zänkische Ehefrau Rachel und die kleine Miriam, die sehr an Sarah hängt. Und man merkt sehr schnell, dass es hier noch ein weiteres Familienmitglied gibt: Judith. Über sie wird aber geschwiegen, denn anscheinend hat sie Schande über die Familie gebracht. Um was es sich hierbei handelt, erfährt man jedoch noch nicht.

Sehr lebendig, prall und bildhaft zeichnet die Autorin dem Leser ein Bild der Familie Isserlein, sodass einem die mitwirkenden Personen fast sofort vor dem inneren Auge erscheinen, man gleich Sympathie für die etwas chaotische Sarah empfindet und die entsprechende Antipathie augenblicklich gegenüber ihrer zänkischen Schwägerin fühlt.

Ihr Schreibstil ist sehr unterhaltsam und fesselnd und lässt einen in das mittelalterliche Wien des 15. Jahrhunderts eintauchen. So gewährt die Autorin einem bereits in der kurzen Leseprobe einen guten Einblick in das Leben der jüdischen Bevölkerung zu damaligen Zeit, womit somit zusätzlich auch von einem gut recherchierten Roman auszugehen ist.

{Leseeindruck} Headhunter von Jo Nesbo


Übersetzer: ---
Taschenbuchausgabe: 256 Seiten
ISBN: 9783548280455
Genre: Skandinavischer Krimi/Thriller
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 14,95 €



Durch seinen Job als Headhunter einer mittelgroßen Personalvermittlung in Stockholm kommt Roger Brown an die Informationen, die er benötigt. Denn bei seinen Gesprächen mit potenziellen Bewerbern kann er sie so ganz unverbindlich über ihre Kunstwerke und deren Schutz vor Diebstahl ausfragen. Anschließend vereinbart er einen weiteren Termin mit den Bewerbern und kann so sicher sein, dass diese sich zum vereinbarten Zeitraum nicht zu Hause aufhalten und er somit die Kunstwerke stehlen kann.

Genau so ein Bewerbungsgespräch beschreibt Jo Nesbo auf den ersten Seiten seines Thrillers und gibt dem Leser somit gleichzeitig die Möglichkeit, seinen Protagonisten besser kennen zu lernen. Der in der Ich-Form geschriebene Thriller zeichnet hier ein Bild eines überheblichen, arroganten und äußerst selbstbewussten Mannes, der über eine sehr gute Menschenkenntnis verfügt, was er für seinen Beruf als bester Headhunter der Stadt auch benötigt, aber auch eine gesunde Portion Selbstironie aufweisen kann.

Eine direkte Spannung ist während der Leseprobe noch nicht unbedingt vorhanden. Allerdings kommt im Prolog bereits der sterbende Roger Brown zu Wort, der sich in einem Autowrack befindet und hier ist die Neugier schon vorhanden wie auch durch die Inhaltsangabe des Thrillers.

Der Schreibstil von Jo Nesbo ist sehr direkt, nüchtern und gewohnt flüssig, und wenn man bereits seine Bücher mit Harry Hole kennt, kann man auch hier schon erkennen bzw. ist davon auszugehen, dass sich die Geschichte wieder komplex und äußerst spannend entwickeln wird.

{Leseeindruck} Das Einstein Mädchen von Philip Sington

Verlag: dtv-Verlag 
Übersetzer: Sophie Zeitz
Taschenbuchausgabe: 464 Seiten
ISBN: 3-423-24783-2
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2010
Preis: 14,90 €



Berlin im Mai 1933: Zwei Wochen nach dem rätselhaften Verschwinden ihres Verlobten, dem Arzt Martin Kirsch, besucht Alma Siegel regelmäßig die Polizeidienststelle, um sich dort die Bilder unbekannter Toter zu betrachten. Doch erfolglos. Martin ist nicht dabei. Nach einem solchen Besuch macht sie sich auf den Weg in eine öffentliche Bibliothek, um dort die Zeitungsartikel über das Auffinden einer jungen Frau zu lesen. Diese wurde in einem Waldstück mehr tot als lebendig von zwei Jungen gefunden und in die Charité eingewiesen. Dort konnte sie zwar gerettet werden, doch sie hat ihr Gedächtnis verloren. Da sie als einziges ein Prospekt von Albert Einstein bei sich hatte, erhält sie in der Charité schon bald den Spitznamen "Das Einstein-Mädchen".

Nachdenklich, ruhig und sehr flüssig erzählt der Autor seinen Thriller und so gelingt es ihm fast sofort, einen ein Bild von Berlin der 1930er Jahre zu vermitteln. Dafür sorgen auch die kurzen Hinweise und Informationen über das Leben der Zeit zwischen zwei Weltkriegen. Jedoch nehmen sie immer nur so viel Raum in der Geschichte ein, dass sie mehr nebenbei wahrgenommen werden und nicht langatmig sind.

Auch der Charakter von Alma Siegel, die sich hartnäckig und unbeirrbar auf die Suche nach ihrem Verlobten macht und sich auch nicht von ihrer Familie, Freunden oder auch der Polizei davon überzeugen lassen will, dass Martin möglicherweise einen guten Grund hatte, zu verschwinden, wird gleich zu Anfang schon sehr gut vermittelt.

Zusätzlich lernt man auch noch Martin Kirsch kurz kennen, dieser Erzählstrang ist ein halbes Jahr vor seinem Verschwinden angelegt und dieser wirft so viele Fragen auf, dass die Neugier geweckt ist und dementsprechend auch die Spannung nach wenigen Seiten schon recht hoch ist.

Allerdings wird die Neugier bereits beim Einstieg in den Thriller geweckt, denn der Autor stellt seiner Geschichte einen Brief eines Unbekannten voraus, der mehr Fragen aufwirft als dass er sie beantwortet.

Alles in allem verspricht die Leseprobe einen komplexen und spannenden Thriller.

Mittwoch, 26. Mai 2010

{Rezension} Ich bin kein Serienkiller von Dan Wells

Verlag: Piper Verlag 
Übersetzer: Jürgen Langowski
Broschierte Ausgabe: 377 Seiten
ISBN: 3492701698
Genre: Amerikanischer Thriller / Horror
Erscheinungsdatum: März 2010
Preis: 12,95 €



Vergiss mich nicht

John Wayne Cleaver ist 15 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter über einem Bestattungsinstitut. Seit seiner frühesten Jugend hilft er ihr bei der Einbalsamierung von Leichen und hier in der Leichenhalle fühlt er sich wohl. John ist verhaltensgestört, er kann für andere Menschen keine Gefühle empfinden, er selbst bezeichnet sich als einen Soziopathen. Sein einziges Hobby ist die Analyse und das Sammeln von Informationen über Serienmörder, auf diesem Gebiet ist er ein Genie. Als eines Tages kurz vor Weihnachten in seinem Heimatort Clayton County eine schwer verstümmelte Leiche gefunden wird, ist für John sofort klar, dass es sich hierbei um die Tat eines Serienmörders handeln muss. Damit liegt John nicht ganz verkehrt und als er feststellt, dass es sich bei dem Serienmörder um einen Dämon handelt, macht er es sich zur persönlichen Aufgabe, diesen zu töten, um weitere Morde zu verhindern.


Allerdings muss er hierfür einige seiner selbst aufgestellten Regeln brechen, denn in John schlummert eine andere, dunkle Seite, die durch den Bruch der Regeln droht, auszubrechen und nichts lieber tun möchte als ebenfalls zu töten. Bedingt durch sein überaus fundiertes Fachwissen und durch seine Intelligenz durchschaut John schnell das Verhalten und das Motiv des Clayton-Mörders und hierdurch gelingt es ihm recht schnell, der wahren Identität des Dämons auf die Spur zu kommen.

Dan Wells erzählt seinen Horror-Thriller aus der Sicht von John und so erfährt man anfangs ein wenig über sein Leben, seine selbstauferlegten Regeln, seine völlige Empfindungslosigkeit und seiner Besessenheit Serienmördern gegenüber. Man merkt, dass John gerne wie andere Teenager seines Alters sein möchte und ständig bemüht ist, so normal wie möglich zu wirken. Doch sobald er anfängt über sein Lieblingsthema Serienmörder zu referieren, zeigt sich sogar sein einziger Freund Max des Öfteren erschüttert und so hat John eigentlich nur bei seinem Psychiater die Möglichkeit, sich ein wenig zu öffnen. Aber auch nicht zu weit, da ansonsten Mr. Monster, sein dunkles Ich, zu sehr in den Vordergrund rückt und davor hat John panische Angst. Denn eigentlich möchte er gut sein und keine Mordgedanken haben. Diesen Zwiespalt, den ständigen Kampf zwischen Gut und Böse beschreibt der Autor sehr nachvollziehbar.

Die Spannung ist anfangs noch etwas unterschwellig, baut sich jedoch im Verlauf des Thrillers hervorragend auf und hält sich dann mühelos bis zum Schluss. Es ist zwar recht schnell klar, bei wem es sich um den Dämon handelt, aber Johns Art, seine Schwachstellen zu analysieren, um so eine Möglichkeit zu finden, ihn zu töten, sind äußerst fesselnd umgesetzt. Das Ende ist zwar recht schnell vorhersehbar, aber der Weg dahin wurde von Dan Wells sehr gut umgesetzt. Allerdings neigt der Autor dazu, die Einbalsamierungsarbeit wie auch die Morde des Dämons recht detailliert zu beschreiben, sodass das Buch nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete ist. Da der Thriller aus Sicht eines 15-jährigen geschrieben ist, ist somit auch das Buch leicht und flüssig zu lesen.

Durch die Ich-Form wird einem der Charakter von John sehr schnell vertraut und sogar sympathisch, obwohl seine Gedanken zwangsläufig schon etwas abartig anmuten. Trotzdem gelingt es Dan Wells seinen Protagonisten als einen netten, sehr nachdenklichen, intelligenten Teenager darzustellen, der ständig sich und sein Verhalten analysiert. Die weiteren Figuren des Horrorthrillers sind eher Nebendarsteller und runden nur mehr oder weniger die Geschichte ab bis natürlich auf die Figur des Dämons, der allerdings etwas blass herüberkommt und dessen Rolle meiner Meinung nach mehr ausgebaut hätte werden können.


Alles in allem ein fesselnder und spannender Horrorthriller, der jedoch absolut nichts für schwache Mägen ist und einen einen Blick hinter die Fassade eines Soziopathen werfen lässt.

Dienstag, 25. Mai 2010

{Rezension} Walküre von Craig Russel

Übersetzer: Bernd Rullkötter
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
ISBN: 343103795X
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungdsdatum: 29. Mai 2010
Preis: 19,99 €

Die Rache der Walküren

Auf der Herbertstraße in Hamburg wird ein bekannter Rockstar ermordet. Bevor er stirbt, kann er noch mitteilen, dass er von dem Engel erstochen wurde. Der Verdacht fällt sofort auf den "Engel von St. Pauli", die vor rund 10 Jahren mehrere Männer ermordet hat. Allerdings spricht nur die Präzision des Mordes dafür, der Modus Operandi ist ein anderer. Deswegen zweifelt Hauptkommissar Jan Fabel auch daran, dass es sich hier um dieselbe Täterin handelt. Kurz darauf nimmt ein dänischer Kommissar Verbindung mit Kommissar Fabel auf, um Hinweise in Bezug auf den Mord des Sängers mit ihm auszutauschen. Doch bevor es zu einem Treffen kommt, stirbt dieser unter ungeklärten Umständen. Als weitere Morde geschehen fällt der Verdacht auf eine kleine Gruppe speziell ausgebildeter Auftragsmörderinnen, die zu Zeiten der DDR aktiv waren. Anscheinend ist eine dieser Frauen für die Morde verantwortlich. Allerdings ist nicht klar, ob sie aus eigenem Antrieb mordet oder einen Auftraggeber hat. Und wenn es sich bei der Mörderin um eine der Walküren handelt, wer ist sie? Denn die Stasi hat geschickt die Identitäten der Walküren vertuscht.

Neben dem Mord an dem Rockstar hat Jan Fabel auch noch interne Probleme. Seine Kollegin Maria Klee befindet sich immer noch in psychiatrischer Behandlung und Kommissarin Anna Wolf bereitet ihm massive Probleme. Denn Anna wiedersetzt sich seinen Anweisungen und ihre unkontrollierbare Aggressivität ist nach Meinung von Fabel nicht mehr tragbar. Da er jedoch für die Aufklärung jeden in seinem Team benötigt, setzt er ihr noch einmal eine Frist. Zusätzlich erhält er Unterstützung von Kommissarin Karin Vestergaard, die aus Dänemark angereist ist, um in den ungeklärten Todesfall ihres Kollegen zu ermitteln.

Craig Russel konzentriert sich bei seinem neuesten Thriller verstärkt auf die reine Ermittlungsarbeit von Jan Fabel und seinem Team. Somit ist zwar die Spannung nicht immer auf hohem Niveau, durch die ständig neuen Wendungen in dem Fall und durch weitere Morde ist sie jedoch kontinuierlich vorhanden und der flüssige Schreibstil von Craig Russel sorgt dafür, dass es niemals langatmig wird.

Schnell ist klar, dass es sich hierbei wieder um einen äußerst komplexen Fall handelt, der mehrere Handlungsstränge umfasst, die sich im Lauf des Buches zu einer äußerst interessanten Geschichte verknüpfen. Geschickt legt der Autor falsche Fährten aus und scheinbar Unwichtiges tritt plötzlich in den Vordergrund. Nach gut 2/3 des Buches wird dann ersichtlich, wie die Erzählstränge in Verbindung stehen und so nimmt das Motiv langsam Gestalt an, wobei der Täter immer noch im Verborgenen bleibt. Und hier zieht der Thriller in Sachen Spannung richtig an und kann zum Schluss sogar noch mit einer Überraschung aufwarten. Allerdings bleiben einige Fragen am Ende offen, sodass mit einem nächsten Band zu rechnen ist.

Seinen Protagonisten Jan Fabel beschreibt Craig Russel dieses Mal anfangs ein wenig sehr unterkühlt und autoritär - gerade in Bezug auf Anna Wolf. Erst langsam lässt er einen hinter die kühle hanseatische Fassade von Fabel blicken und dann entdeckt man doch einen sehr nachdenklichen, mitfühlenden Mann. Seine Beziehung zur Psychologin Susanne wird hier dieses Mal nur angerissen.

Einziger Charakter des Teams, der noch etwas heraussticht, ist Anna Wolf. Diese rebellische, nicht auf den Mund gefallene junge Kommissarin reizt Fabel ein ums andere Mal, doch ihre kriminalistische Arbeit weiß er zu schätzen und tritt ihr meist eher väterlich autoritär gegenüber auf. Die Figur der Kommissarin Karin Vestergaard ist auch für eine Überraschung gut und ihr anfangs unterkühltes, nordisches Auftreten legt sich im Lauf des Thrillers. Alle anderen Charaktere bleiben undurchsichtig, nicht einschätzbar, sodass ihre Rolle in dem Thriller schwer vorhersehbar ist, was der Spannung natürlich zugutekommt.


Fazit: Ein gewohnt guter Thriller mit einer komplexen, interessanten Story, der jedoch einige Fragen offen lässt.

Montag, 24. Mai 2010

{Rezension} In Todesangst von Linwood Barclay

Verlag: List Verlag
Übersetzer: Nina Pallandt
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3471350179
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 01. September 2009
Preis: 16,90 €


Ein Vater am Limit

Der alleinerziehende Vater Tim versteht sich zwar prima mit seiner 17-jährigen Tochter Sydney, trotzdem kommt es eines Morgens zum Streit über eine Sonnenbrille. Als Syd abends zur vereinbarten Zeit von ihrem Ferienjob in einem Motel noch nicht zurück ist, denkt sich Tim erst einmal nichts. Doch als Syd auch Stunden später noch nicht wieder aufgetaucht ist, meldet er dies der Polizei. Diese nimmt die Vermisstenmeldung allerdings nicht sehr ernst und Tim macht sich, zusammen mit seiner Exfrau und ihrem Freund, auf die Suche nach Sydney und stößt bald schon auf Merkwürdigkeiten. Wieso kennt niemand in dem Motel seine Tochter, obwohl sie dort gejobbt hat und warum wird das Haus von Tims Exfrau überwacht? Dann erhält Tim einen entscheidenden Hinweis.

Linwood Barclay lässt seinen Protagonisten Tim seine Geschichte um das Verschwinden von Sydney aus seiner Perspektive erzählen. Anfangs beschreibt der Autor die verzweifelte Suche von Tim nach seiner Tochter, die ständigen Rückschläge, wenn sich eine vermeintlich heiße Spur mal wieder in Luft auflöst. Kleine Unstimmigkeiten und Geschehnisse, die eigentlich nicht unbedingt so ins Auge springen, sorgen dafür, dass sich eine unterschwellige Spannung aufbaut. So hat man schon bald das Gefühl, dass hinter Sydneys Verschwinden einfach mehr stecken muss. Somit ist der Thriller zwar nicht von Anfang an fesselnd, dennoch ist eine gewisse Spannung kontinuierlich vorhanden. Zur Mitte hin, nachdem man langsam eine Vorstellung über die Geschehnisse rund um Sydney erhält, entwickelt sich das Buch dann zu einem absolut spannenden Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen mag.

Seinen Protagonisten Tim beschreibt Linwood Barclay sehr realistisch und nachvollziehbar. Der sympathische Autoverkäufer Anfang Vierzig lässt absolut nichts unversucht, um seine Tochter wiederzufinden. Hierbei ist er stellenweise sehr emotional, aufbrausend und in seinem Verhalten absolut irrational. Allerdings ist dies immer glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt, da man ihm zu jeder Zeit seine Sorgen und Ängste um Sydney abnimmt. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls detailreich beschrieben, teilweise vorhersehbar, andere dagegen überraschen einen im Lauf des Thrillers.

Alles in allem ein fesselnd geschriebener Thriller, mit einer spannend umgesetzten Story, die einige Überraschungen zu bieten hat.

Freitag, 21. Mai 2010

{Rezension} Die schwarze Sonne von James Twining

Verlag: Bastei Luebbe 
Übersetzer: Dietmar Schmidt
Taschenbuchausgabe: 413 Seiten
ISBN: 3404158326
Genre: Thriller Allgemeim
Erscheinungsdatum: 12. Februar 2008
Preis: 8,95 €



Einem legendären Schatz auf der Spur

In London ermorden zwei maskierte Männer einen hilflosen alten Mann in seinem Krankenhausbett und entkommen spurlos. In Prag wird Tom Kirk von einem Rabbi mit einem seltsamen Fall beauftragt. Die Synagoge wurde geschändet und ein offensichtlich wertloses Bild gestohlen. Und in einem NSA-Museum in den Staaten wird eine Enigma-Codemaschine geraubt. Tom Kirk, Ex-Kunstdieb, wird vom MI6 beauftragt, in den Fällen zu ermitteln, da ganz offensichtlich ein alter Bekannter von ihm hinter diesen drei scheinbar nicht in Verbindung stehenden Fällen steckt. Schon schnell kommen Tom, Archie und Dominique einem legendären Schatz auf die Spur, der angeblich in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs von den Deutschen außer Landes gebracht werden sollte, der aber bis heute nicht gefunden werden konnte.

James Twining verbindet im 2. Teil seiner Tom-Kirk-Reihe Wahrheit und Fiktion zu einem rasanten Thriller. So behandelt er dieses Mal den Mythos um einen legendären Schatz, der in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs verschwand und bis heute unauffindbar ist und um den sich bis heute die wildesten Gerüchte um sein Verbleiben ranken.

Gewohnt zügig und ohne großes Vorgeplänkel steigt der Autor in seinen Thriller ein und so ist die Spannung von Anfang recht hoch und hält sich auch mühelos bis zum Ende. Und so sorgt auch der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil von James Twining dafür, dass man sich zu jeder Zeit gut unterhalten fühlt. Die Handlung umspannt auch dieses Mal wieder verschiedene Länder und so ist man beim Lesen u.a. bei den Recherchen von Tom und seinem Team in London, St. Petersburg und Zürich dabei.

Seinen Protagonisten Tom beschreibt der Autor als einem sympathischen, intelligenten Mittdreißiger, der den Tod seines Vaters wie auch den Verrat eines sehr guten Freundes immer noch nicht überwunden hat und dementsprechend sehr zurückhalten gegenüber anderen Menschen reagiert. Seine Freunde Dominique und Archie sind ebenfalls sehr sympathisch beschrieben und sie sind auch die Einzigen, denen Tom noch blind vertraut und die ihn bei der actionreichen, lebensgefährlichen Suche tatkräftig unterstützen. Die weiteren Figuren sind stellenweise undurchsichtig angelegt, was für die Spannung nicht gerade abkömmlich ist und man so über das Verhalten des ein oder anderen doch etwas überrascht wird.


Fazit: Ein spannender, rasant erzählter Thriller, der in seiner Story geschickt Fiktion und Wahrheit verknüpft.

Mittwoch, 19. Mai 2010

{Rezension} Rauhnacht: Kluftingers neuer Fall von Volker Klüpfel/Michael Kobr

Verlag: Piper Verlag
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN: 3492052045 
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 11. September 2009
Preis: 17,95 €


"... Die toten Seelen haben in den Rauhnächten Ausgang ..."

Eigentlich hat ja Kommissar Kluftinger überhaupt keine Lust, ein Krimievent-Wochenende in den verschneiten Allgäuer Bergen zu verbringen. Doch was tut man nicht alles für seine Frau, zumal man hierzu ja auch noch eingeladen wurde und es somit nichts kostet. Ein weiteres übel ist, dass auch noch Familie Langhammer mitreist. Doch Kluftingers Laune hebt sich schnell wieder, als er von der Hotelchefin Julia König als Ehrengast empfangen wird. Abends findet das große Kimidinner statt, bei dem die Gäste - alle verkleidet im Stil der 1920er Jahre - einen Mordfall klären sollen. Doch schon schnell wird aus Spiel Realität, denn im Laufe des Abends wird ein Gast tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Liegt hier Mord, Selbstmord oder ein natürlicher Tod zugrunde? Kommissar Kluftinger ermittelt, zusammen mit Doktor Langhammer.

Ganz im Stil eines klassischen Kriminalromans kommt Rauhnacht daher. Da durch massive Schneefälle das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten ist, hat Kluftinger keine Chance, seine Kollegen einzuschalten, ist somit anfangs von jeglichem technischen Schnickschnack abgeschnitten und muss alleine die Ermittlungen leiten. Allerdings erhält er hier mehr oder weniger tatkräftige Unterstützung von Doktor Langhammer.

Flapsig, witzig und zu jederzeit unterhaltsam erzählt das Autorenduo seinen neuesten Kluftinger-Fall. Und dies ist stellenweise so herzerfrischend, dass die Auflösung des Falls des Öfteren in den Hintergrund dringt und man nur wieder gespannt weiterliest, um zu erfahren, welchen Fauxpas sich Kluftinger nun jetzt wieder erlaubt. Zur Mitte hin funktioniert das Internet wieder und der Chat mit seinem Kollegen Richard Maier ist dermaßen lustig beschrieben, dass mir die Szene regelrecht Tränen vor Lachen in die Augen getrieben hat.

Ab etwa der Mitte hin ist zwar ziemlich offensichtlich, um wen es sich bei dem Täter handelt und auch das Motiv ist klar, doch der Weg dahin und Kluftingers Kombinationstalent sorgen dafür, dass es trotzdem zu keiner Zeit langweilig wird und man sich immer hervorragend unterhalten fühlt.

Kluftinger selbst wird herrlich kauzig dargestellt. Seine Unbedarftheit gegenüber dem Luxus eines 4 Sterne Hotels wirkt zwar stellenweise etwas überzogen und weltfremd, ist aber gerade deswegen sehr humoristisch dargestellt. Seine Zusammenarbeit mit dem übereifrigen Doktor Langhammer hat ebenfalls einige amüsante Szenen und auch die anderen Charaktere sind sehr menschlich gezeichnet. Natürlich bleiben die weiteren Hotelbewohner etwas undurchsichtig, da ja ganz offensichtlich nur einer von ihnen der Täter sein kann und an möglichen Mordmotiven mangelt es mit der Zeit nun wirklich nicht.

Fazit: Ein Krimi der etwas anderen Art, der ganz im klassischen Stil von Hercule Poirot oder Georges Simenons Maigret daherkommt und herrlich unterhält.

Montag, 17. Mai 2010

{Rezension} Todesbote von James Patterson

Übersetzer: Helmut Splinter
Taschenbuchausgabe: 368 Seiten
ISBN: 3442471222
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 10. August 2009
Preis: 8,95 €


Biografie eines Mörders

Für Ben Hawkins, Journalist bei der L.A. Times, sieht der neue Auftrag wie Urlaub aus. Soll er doch einen Bericht über das auf Hawaii vermisste Model Kim McDaniels schreiben. Dort angekommen nimmt Ben bald darauf Kontakt mit den Eltern des vermissten Models auf und versucht, ihnen zu helfen, ihre Tochter wieder zu finden. Doch schnell muss Ben feststellen, dass sich der vermeintlich "leichte" Job schnell zu einem wahren Alptraum entwickelt, in den er unweigerlich mit hineingezogen wird.

James Patterson beschreibt im vorliegenden Thriller ein Bild eines emotional gestörten Menschen, der weniger aus Eigeninteresse, sondern mehr aus Geldgier tötet. Und dies gelingt ihm wirklich hervorragend und so baut sich schon nach kurzer Zeit eine ziemlich beklemmende Atmosphäre auf. Die Story bietet bis zum Schluss überraschende Wendungen, ist schlüssig umgesetzt und die Spannung hält sich ebenfalls bis zum Ende hin auf sehr hohem Niveau. Bedingt ist dies auch durch den fesselnden, flüssigen Schreibstil von James Patterson. Allerdings sind einige Szenen nichts für schwache Nerven, hier geht der Autor schon sehr ins Detail.

Der Thriller ist in verschiedenen Handlungssträngen aufgebaut und so erfährt man einiges über das Leben des Serienmörders und seine Beweggründe für die Morde, erlebt die Geschichte aus Sicht der Eltern von Kim mit und der Erzählstrang von Ben wird von James Patterson in der Ich-Form beschrieben. Die Wechsel sind gut gesetzt, die Kapitel gewohnt kurz gehalten und enden natürlich meist an der spannendsten Stelle.

Die Darstellung von Henri Benoit, dem Serienmörder, gelingt dem Autor sehr gut. So ist dieser ein überaus charismatischer, intelligenter Mann Mitte Dreißig, der völlig emotionslos seine Morde begeht und Ben wie auch der Polizei immer mindestens einen Schritt voraus ist. Ben, Ex-Detective, Schriftsteller und Journalist bei der L.A. Times, wird als grundanständiger Mann dargestellt, der an den Menschen hinter der Geschichte interessiert ist und so gar nichts mit der Sensationspresse zu tun haben möchte.

Fazit: So ist James Patterson ein Psychothriller gelungen, der von der ersten Seite an mit einer komplexen, schlüssigen Story daherkommt und in Sachen Spannung keine Schwächen zeigt.

{Leseeindruck} Die Hure des Kaisers von Kate Quinn

Cover und Verlag: Ullstein Verlag
Übersetzer: ---
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 9783548281704
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2010
Preis: 8,95 €



Rom im Jahr 81 n. Chr. Zu Ehren der Thronbesteigung von Kaiser Domitian finden im Kolosseum Gladiatorenkämpfe statt. Zu diesem Ereignis muss die  14-jährige Sklavin Thea ihre gleichaltrige, verwöhnte Herrin Lepida begleiten, obwohl sie Gewalt jeglicher Form verabscheut. Für Thea ist die Arena nur eine riesige Leichenhalle, viel lieber würde sie in ein Theater gehen, um dort der Musik zu lauschen. Während einer Vorführung wiedersetzt sich ein Gefangener den Befehlen seiner Wächter und wird niedergeschlagen. Seit Mut weckt das Interesse des Kaisers und so wird er von ihm begnadigt, um fortan als Gladiator in der Arena zu kämpfen. Und auch das Interesse von Thea an dem jungen Arius ist geweckt.

Die Autorin lässt zum Einen ihre Protagonistin Thea selbst ihre Geschichte erzählen. So lernt man ein junges, aufgewecktes und gebildetes Mädchen jüdischer Herkunft kennen, welches ganz offensichtlich Schlimmes in ihrem erst 14-jährigen Leben erfahren haben muss, sodass sie einem sehr erfahren und abgeklärt, aber auch sehr verletzlich vorkommt. In einem weiteren Erzählstrang lernt man Arius kennen, einen sehr verschlossenen Mann, der sich von den anderen Gladiatoren abkanzelt. So richtig greifbar wird sein Charakter in der kurzen Beschreibung jedoch noch nicht. Zusätzlich gibt es noch einen kurzen Handlungsstrang rund um Julia, die als Nichte des Kaisers im Tempel von Vesta lebt. Inwieweit dies die Geschichte  von Thea und Arius beeinflusst, bleibt natürlich noch offen, erhöht aber die Neugier und lässt eine komplexe Story erahnen.

Interessant und unterhaltsam beschreibt die Autorin das Leben in Rom voller Intrigen und Oberflächlichkeit. Und auch den Gladiatorenkämpfen gewährt sie viel Raum, sodass man sich diese recht gut vorstellen kann. Ihr Schreibstil ist prall und farbenprächtig und überzeugt von der ersten Seite an.

Die Wahl, das Buch zum Teil aus Sicht von Thea zu schreiben, finde ich gelungen, denn so lernt man Rom aus den Augen einer jüdischen Sklavin kennen und erhält gleichzeitig schnell eine Vorstellung von Thea.

Die Leseprobe verspricht einen opulenten,  spannenden Roman, mit einer sehr sympathischen Protagonisten und einer Story voller Abenteuer und Liebe. Eine perfekte Mischung.


Das Buch habe ich von vorablesen.de/historead als Leseexemplar erhalten und die Rezension wurde bereits am 14.06.2010 hier online gestellt.

{Leseeindruck} Johannisbeersommer von Andrea Israel und Nancy Garfinkel

Verlag: List Verlag
Übersetzer: Franziska Weyer
Tachenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 9783548610191
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 8,95 €



Nach dem Tod ihrer Mutter nimmt sich Valerie ein Herz und schreibt ihrer ehemaligen Freundin Lilly eine Mail, um sie hierüber zu informieren und auch in der Hoffnung, nach 26 Jahren wieder Kontakt zu ihr zu erhalten. Anfangs etwas verzagt, antwortet Lilly ihr auf die Mail und plötzlich haben beide das Gefühl, dass die 26 Jahre Trennung nie stattgefunden haben und tauschen sich in einem regen Email-Wechsel miteinander aus und knüpfen an die Zeit an, als ihre Freundschaft noch Bestand hatte.

Voller Emotionen, herzlich und erfrischend erzählen die beiden Autorinnen die Geschichte von Lilly und Valerie und so taucht man fast augenblicklich in ihre Geschichte ein und liest gebannt weiter. Immer wieder tauchen Rezepte auf, die sich die beiden während ihrer Freundschaft bei ihrem selbst gegründeten  Rezeptclubs ausgetauscht haben. Und die zwischenrein aufgeführten Briefe aus ihrer Kindheit lassen einen erahnen, wie eng ihre Freundschaft damals war und wie tief verbunden sie sich zueinander gefühlt haben.

Der Schreibstil der beiden in ihren Emails ist anfangs noch etwas vorsichtig, vortastend. Verständlicherweise möchten beide erst einmal erfahren, wo sie stehen, wie weit sie gehen können mit Fragen zur Vergangenheit und Gegenwart. Ihr Zerwürfnis, welches zum Bruch ihrer Freundschaft geführt hat, wird nur kurz angerissen und hier wird natürlich die Neugier des Lesers stark geweckt.

Bei der Leseprobe erfährt man bereits einiges über ihr Leben während ihrer 26-jährigen Trennung, was neugierig auf mehr macht und schon erahnen lässt, dass es sich bei beiden Frauen um sehr komplexe, interessante Charaktere handelt.

Fazit: Die Leseprobe deutet einen sehr emotionalen, flüssig und herzlich geschriebenen Roman an, mit zwei starken Frauen, die den Weg zurück zu ihrer Freundschaft suchen. Wobei hier aber auch der Grund ihres Zerwürfnisses immer in einer dunklen Ecke lauert und somit der Roman auch ein gewisses Spannungspotential bietet.

Samstag, 15. Mai 2010

{Rezension} 12 Stunden Angst von Greg Iles

Übersetzer: Axel Merz
Taschenbuchausgabe: 432 Seiten
ISBN: 3404164083
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 30. November 2009
Preis: 9,99 €

Wer ist er?

Dies ist die entscheidende Frage, die Warren immer wieder seiner Frau Laurel stellt. Wer ist dein Liebehaber, mit wem betrügst du mich? Doch Laurel schweigt. Sie schweigt, um das Leben ihres Freundes Danny zu schützen, ihres und das ihrer Kinder, denn ihr Mann scheint nicht mehr zu wissen, was er tut.

Eines Morgens stellt die Sonderschullehrerin verzweifelt fest, dass sie schwanger ist. Ist das Kind von ihrem Mann Warren oder von ihrem Freund Danny, von dem sie sich gerade getrennt hat? Aufgewühlt fährt sie vorzeitig von der Schule aus nach Hause, um dort ihren Mann Warren in einer seelischen Ausnahmesituation vorzufinden. Warren hat einen anonymen Liebesbrief an Laurel gefunden, dreht schier durch und bedroht sie mit einem Revolver. Für Laurel beginnt ein 12-stündiger Alptraum.

Dies hört sich alles erst einmal sehr spannend an und Greg Iles gelingt es anfangs auch mühelos, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen und seinen Thriller äußerst rasant und spannend zu erzählen. Allerdings hält dies nicht lange vor, denn viele Szenen im Haus der Shields wiederholen sich, viele sind vorhersehbar und einige so an den Haaren herbeigezogen, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Nach gut der Hälfte des Thrillers ist der Ausgang der Geschichte ersichtlich, was ebenfalls die Spannung zügelt und der Schluss ist meiner Meinung nach etwas zu lang und breit gezogen.

Der Schreibstil von Greg Iles ist gewohnt flüssig und leicht zu lesen und die Story weist auch einige überraschende Wendungen auf, die einen dann doch wieder zum Weiterlesen motivieren. Auch wird zum Ende das eigentliche Motiv von Warren geklärt, was allerdings jetzt nicht so überraschend kam.

Die Charaktere von Laurel und Warren sind gut und detailreich beschrieben, wobei einige Handlungen von Laurel und besonders von Warren für mich nicht nachvollziehbar und stellenweise sehr überzogen und somit unglaubwürdig sind. Auch die anderen Figuren wirken meist leicht durchschaubar und klischeehaft, so darf z. Bsp. bei der Polizei, die zwangsläufig im Lauf der Story eingeschaltet wird, der schießwütige, argumentationsresistente Deputy nicht fehlen.


Fazit: Der Thriller ist rasant und meist spannend geschrieben, jedoch schnell vorhersehbar und die Charaktere wirken klischeehaft und schnell durchschaubar.

Freitag, 14. Mai 2010

{Rezension} Mordkommission: Wenn das Grauen zum Alltag wird von Richard Thiess

Verlag: dtv-Verlag
Taschenbuchausgabe: 240 Seiten
Genre: Tatsachenroman
ISBN: 3423247967
Erscheinungsdatum: 01. März 2010
Preis: 14,90 €


Wenn das Grauen zum Alltag wird

Richard Thies, Leiter einer Münchner Mordkommission, berichtet im vorliegenden Buch über wahre Fälle, bei denen er persönlich ermittelt hat.

So berichtet Richard Thiess in insgesamt 30 Fällen über die Ermittlungsarbeit bei der Mordkommission und dies in einer sehr sachlichen, informativen Schreibweise. Doch trotz der Sachlichkeit sind die Fälle nie emotionslos beschrieben, sondern man spürt bei jedem Fall sehr deutlich, dass diese an ihm wie auch an seinen Mitarbeitern nicht spurlos vorbeigegangen sind.

Somit erhält man einen sehr guten Einblick in den Ermittlungsablauf, der meist sehr akribisch geführt werden muss und oft das Zusammensetzen kleinster Hinweise letztendlich zum Ziel führt; lernt die Strukturen innerhalb der Mordkommission sowie die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft kennen und erfährt einiges über Vernehmungsarten, sowie dass auch Kommissar Zufall ab und an eine Rolle spielen kann. Aber auch die seelischen Belastungen der Mitarbeiter bei den Ermittlungen von Mordfällen verschweigt Richard Thiess nicht, besonders wenn es sich um den Tod an einem Kind handelt.

Richard Thiess gelingt hierbei sehr gut, einem die Fälle informativ und spannend zu erzählen, ohne dabei auch nur einmal irgendwelche reißerischen Elemente mit einzubauen. Ganz im Gegenteil, bei den Tötungsarten hält er sich bewusst sehr zurück und verzichtet völlig auf Details, sondern berichtet sachlich nur das für den Fall relevante.

Im vorletzten Kapitel geht Richard Thiess auch explizit auf die Arbeit und die Strukturen einer Mordkommission ein, sodass man einen recht guten Überblick über diese Arbeit erhält. Fachausdrücke werden zum größten Teil während der Berichte vermieden und falls sie doch auftreten, auch sofort erklärt.


So ist dieses Buch durchaus sehr interessant zu lesen, vor allem für Krimifans, da man hier einen sehr guten Einblick in die realistische Arbeit einer Mordkommission erhält.

Donnerstag, 13. Mai 2010

{Rezension} Der IV. Codex von Zeno Diegelmann

Taschenbuchausgabe: 432 Seiten
ISBN: 3404163281 
Genre: Kirchenthriller
Erscheinungsdatum: 15. September 2009
Preis: 8,95 €


Das Vermächtnis von Rabanus Maurus

Kurz vor den Semesterferien wird der Spiritual des Fuldaer Priesterseminars und Mentor von Marcus Schuhmann tot in seinem Labor aufgefunden. Noch kurz vor seinem Tod erzählte er Marcus von einer rätselhaften Entdeckung, ohne näher hierauf einzugehen. Hängt sein Tod mit dieser Entdeckung zusammen. Marcus beginnt zusammen mit seinem Freund Georg dem Rätsel auf die Spur zu kommen und schon schnell muss er erkennen, dass noch andere, viel mächtigere Kreise, hinter der Entdeckung des Spirituals her sind.

Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzählt Zeno Diegelmann seinen Kirchenthriller. So ist man zum einen bei den Nachforschungen von Marcus und Georg dabei, zum anderen erzählt einem der Autor die Geschichte von Rabanus Maurus. Der Kirchengelehrte und spätere Abt des Klosters Fulda lebte im 9. Jahrhundert und wurde von seinem Vorgänger mit einem Geheimnis betraut, welches die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern würde. Um welches Geheimnis es sich hierbei handelt, erfährt man im Laufe des Buches, das für die aktuellen Geschehnisse um Marcus und Georg in Zusammenhang steht.

So verknüpft der Autor geschickt Fiktion und Wahrheit zu einem extrem spannenden, informativen und unterhaltsamen Kirchenthriller rund um den Mythos des vierten Codex und verbindet dies geschickt mit dem Thule-Orden, der mit dem dritten Reich in Verbindung gebracht wird. Hier merkt man auch deutlich, dass Zeno Diegelmann über ein fundiertes Fachwissen der kirchlichen Zusammenhänge wie auch über sehr gute Ortskenntnisse von Fulda und Umgebung verfügt.

Die Story ist von Anfang sehr spannend und rasant erzählt und diese Spannung hält sich mühelos bis zum Schluss des Buches. Immer wieder gelingt es ihm, durch geschickt gelegte Wendungen und neue Erkenntnisse den Leser zu überraschen. So ist einem zwar relativ schnell klar, dass der Geheimorden der Thule-Bruderschaft (wie auch bereits in der Kurzbeschreibung des Buches erwähnt) hinter den Ereignissen steckt, wer jedoch der Kopf und somit auch der Verräter innerhalb des Kirchenkreises ist und welches Geheimnis der vierte Codex verbirgt, bleiben bis zum Schluss ein Rätsel.

Seine Charaktere sind ebenfalls sehr facettenreich angelegt. Der einzig durchschaubare Charakter ist hier eindeutig nur Marcus Schuhmann. Dieser sympathische, mutige und neugierige Mittdreißiger setzt alles daran, hinter die ungeklärten Vorkommnisse um den Tod seines Mentors zu kommen. Mit von der Partie bei der Lösung des Falls sind u.a. auch sein Freund Georg, ein etwas gemütlicher, unter massiver Flugangst leidender Freund und Mitkommilitone sowie die junge, äußerst attraktive Ärztin Sonja. Und selbst bei den offensichtlich "Guten" des Thrillers, gelingt es dem Autor trotzdem, hier beim Lesen Misstrauen gegenüber ihrem Verhalten zu wecken. Und auch die anderen Charaktere, angefangen vom Regens des Priesterseminar bis hin zu den Mitarbeitern von Polizei und CIA, sind stellenweise sehr undurchsichtig und geheimnisvoll beschrieben.

Fazit: Ein spannender, informativer Kirchenthriller, der mit einer sehr guten, komplexen Story aufwarten kann und Fans von Dan Brown mit Sicherheit begeistern wird.

Mittwoch, 12. Mai 2010

{Rezension} Mr. Monster von Dan Wells

Verlag: Piper Verlag 
Übersetzer: Jürgen Langowski
Broschierte Ausgabe: 398 Seiten
ISBN: 3492267262
Genre: Amerikanischer Thriller / Horror
Erscheinungsdatum: Mai 2010
Preis: 12,95 €



Die Welt aus Sicht eines Soziopathen

Nach einer Mordserie, die Clayton County in Atem gehalten hat und genauso plötzlich abbrach wie sie anfing, kehrt langsam wieder Ruhe in die Stadt ein. Hier in Clayton lebt auch der 16-jährige Schüler John Cleaver, zusammen mit seiner Mutter April über einem Leichenschauhaus. Doch eines Tages beginnt das Morden wieder. Treibt ein neuer Serientäter sein Unwesen in Clayton County? John lassen die Morde an den jungen Frauen keine Ruhe und er versucht wieder einmal selbst, den Mörder zu stoppen.

John bezeichnet sich selbst als einen Soziopathen, der für sich selbst Regeln aufstellt, wie z. Bsp. Du sollst keine Tiere töten oder ich werde nichts verbrennen. Im Fachjargon nennt man dies antisoziale Persönlichkeitsstörung. Mit diesen aufgestellten Regeln versucht John mit allen Mitteln, den "bösen Teil" in ihm, den er als Mr. Monster bezeichnet, in Schach zu halten.

Der zweite Teil der Trilogie wird aus Sicht von John erzählt. So erhält man gleich zu Anfang einen sehr guten Einblick in seine Psyche, der Dan Wells sehr viel Raum in seinem Thriller einräumt. Diese Erzählungen über die Gedankenwelt von John sind besonders für Leser informativ, die den ersten Teil "Ich bin kein Serienkiller" nicht gelesen haben. So erhält man noch mal einen kurzen Abriss über die Geschehnisse im ersten Teil und lernt auch John und seine kleine Welt besser kennen.

Es dauert etwas, bis ersichtlich wird, in welche Richtung der Thriller sich entwickelt und anfangs gleicht das Buch eher den Erzählungen eines sozial gestörten Jungen, der mit Hilfe seiner vielen Regeln versucht, seine Leben als Soziopath zu meistern. Doch wie aus dem Nichts nimmt der Thriller eine wirklich überraschende Wendung und die Spannung zieht extrem an, die bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau bleibt.

Der Schreibstil von Dan Wells ist zu jeder Zeit sehr fesselnd, flüssig und unterhaltsam. Allerdings sind seine Beschreibungen der Einbalsamierungen einiger Leichen nicht unbedingt jedermanns Geschmack und sehr ausführlich gehalten. Wobei er sich bei den Folterungsszenen eher zurückhält und hier der Fantasie des Lesers mehr Platz einräumt.


Fazit: Ein gelungener 2. Teil, der der Person John Cleaver viel Raum lässt und sich erst zur Mitte hin zu einem nervenaufreibenden Horrorthriller entwickelt.

{Rezension} Ein kaltes Herz von Ian Rankin

Übersetzer: Ditte Bandini, Giovanni Bandini
Taschenbuchausgabe: 128 Seiten
ISBN: 3442471346
Genre: Englischer Krimi 
Erscheinungsdatum: 12. April 2010
Preis: 6,95 €


Spannender Kurzkrimi

Gravy, ein geistig behinderter junger Mann, geht seiner Arbeit als Friedhofshelfer nach, als sein Freund Benji schwer verletzt auftaucht und ihn bittet, etwas für ihn zu verstecken. Doch da ist auch noch das Auto, mit dem Benji auf den Friedhof gefahren ist. Also bringt Gravy dieses zu der im Handschuhfach hinterlegten Adresse und übergibt auch Celine das Geld, welches sich im Auto befunden hat. Doch dieses Geld gehört einem Glasgower Unterweltboss und dieser will es natürlich wieder haben.

In verschiedenen Handlungssträngen erzählt Ian Rankin kurzweilig und rasant seinen Kurzkrimi, der gerade einmal 125 Seiten umfasst. Durch die Kürze baut sich sofort Spannung auf, die sich mühelos bis zum Schluss hält. Klar ist das Ende nach kurzer Zeit vorhersehbar und die Geschichte nicht unbedingt neu, jedoch gelingt es Ian Rankin problemlos eine gewisse Atmosphäre aufzubauen, die einem zum Weiterlesen motiviert. Allerdings ist die Story nicht unbedingt immer schlüssig umgesetzt und wirkt stellenweise schon etwas konstruiert.

Den naiv kindliche Charaktere von Gravy beschreibt Ian Rankin sehr lebendig und detailreich, die weiteren Figuren wirken stellenweise etwas vorhersehbar und klischeehaft, also genau so, wie man sich die bösen Buben mit einem Hang zu illegalen Geschäften vorstellt.


Fazit: Alles in allem ein spannender Krimi, der kurzweilige Unterhaltung verspricht. Mehr aber auch nicht.

Dienstag, 11. Mai 2010

{Rezension} Bauernjagd: Ein Münsterland-Krimi von Stefan Holtkötter

Verlag: Piper Verlag
Taschenbuchausgabe: 284 Seiten
ISBN: 349225778X 
Genre: Deutscher Krimi / Münsterland-Krimi
Erscheinungsdatum: April 2010
Preis: 9,95 €


Spuren der Vergangenheit

Das jährliche Sommerfest in Erlenbrook-Kapelle wird jäh unterbrochen, als der Bauer Ewald Tönnes tot in seiner Güllegrube aufgefunden wird. Anfangs deutet noch alles auf einen Unfall hin, als jedoch ein paar Wochen später ein weiterer Bauer bei der Jagd erschossen wird, glaubt auch Kommissar Hambrock von der Polizei Münster nicht mehr an einen Unfall. Zusammen mit seiner Kollegin beginnt er die Ermittlungen und muss bald feststellen, dass auch Verwandte von ihm aus der Bauernschaft von Erlenbrook-Kapelle mit den Morden in Verbindung stehen.

Der Krimi wird zum größten Teil aus der Sicht von Annika Horstkemper und ihrer Familie geschildert. So lebt die angehende Journalistin zusammen mit Mutter, Tante, Schwester und deren Kinder auf einem Milchbauernhof in Erlenbrook-Kapelle. Und so erhält man durch diesen Erzählstrang einen guten Einblick in das Leben auf dem Land, die damit einhergehenden Probleme und Sorgen und dem verschworenen Dorfleben. Auf der anderen Seite ist man bei den Ermittlungen der Polizei Münster dabei, die keine heiße Spur finden, selbst nachdem weitere Morde geschehen. Gleichzeitig nimmt man auch noch ein wenig an dem Privatleben von Kommissar Bernhard Hambrock teil, was sehr gut in die Geschichte mit eingebaut ist.

Von Anfang an liegen Täter und Motiv absolut im Dunkeln und selbst im Lauf des Krimis hat man keine Ahnung, wie die Lösung des Falls aussehen wird. Zwar legt Stefan Holtkötter immer mal wieder neue Spuren aus, lässt hier und da mal einen kleinen Hinweis einfließen, doch mit dem Ende konnte dann keiner rechnen. So ist die Spannung von Anfang an recht hoch und hält sich mühelos bis zum Schluss.

Seine Charaktere zeichnet der Autor sehr authentisch und detailreich. So schafft er herrlich verschrobene Charaktere innerhalb der Bauernschaft, wobei sich hier aber auch gerne mal des einen oder anderen Klischees bedient wird. Jedoch passt dies aber auch sehr gut in die Story. Seine Protagonistin ist die junge Annika. Auch nach Jahren leidet sie immer noch unter dem Unfalltod ihres Vaters, ist etwas schüchtern dem männlichen Geschlecht gegenüber, eng in die Dorf- und Bauerngemeinschaft eingebunden und somit auch hin- und hergerissen bei ihren Überlegungen, ein Studium im benachbarten Steinfurt zu beginnen.

Weiterer Hauptakteur des Krimis ist Bernhard Hambrock. Dieser ist ein sympathischer Mittvierziger, der sich mit dem schlechten Gewissen herumplagt, seine Frau zu vernachlässigen. Da er wegen dem aktuellen Fall einen Kurzurlaub mit ihr absagen musste und kaum noch Zeit für sie findet. Zusätzlich erhält er auch noch ständig Druck von seiner Tante Ada, die Ermittlungen bei den Mordfällen voranzutreiben und muss sich ihre Theorien zu dem Fall anhören.

Fazit: Alles in allem ein kurzweiliger, spannender Krimi mit einem gutem Schuss Lokalkolorit und einer Auflösung, die bis zum Schluss im Dunkeln liegt.

Montag, 10. Mai 2010

{Leseeindruck} Schneewittchen muss sterben von Nele Neuhaus

Verlag: List Verlag
Taschenbuchausgabe: 537 Seiten
ISBN: 9783548609829 
 Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2010
Preis: 9,95 €



Tobias Sartorius hat 11 Jahre wegen Doppelmordes an zwei jungen Mädchen im Gefängnis gesessen. Nun kehrt er in sein Heimatdorf Altenhain zurück. Verständlicherweise reagieren die Einwohner nicht gerade erfreut auf sein Erscheinen, schließlich gehörten die getöteten Teenager zur Dorfgemeinschaft.


Bereits bei ihren drei vorherigen Krimis rund um das Ermittlerduo Kirchhoff / von Bodenstein gelang es Nele Neuhaus mühelos, einen von der ersten Seite an ihre Bücher zu binden. Und so geht es einem auch wieder bei der Leseprobe. Schon allein der Prolog macht neugierig, so kurz wie er auch ist.

Die anschließende Handlung beginnt mit der Entlassung von Tobias Sartorius und seiner Rückkehr in sein Heimatdorf. Sehr gefühlvoll, realistisch und lebendig reflektiert Nele Neuhaus hier das Verhalten der Dorfbewohner, die verständlicherweise der Rückkehr sehr zwiespältig gegenüberstehen, zumal alle von der Schuld von Tobias überzeugt sind. Geschickt lässt sie dieses Ereignis aus der Sicht der jungen Berlinerin Amelie erzählen, die im ortsansässigen Gasthaus „Das schwarze Ross“ bedient und hier einen relativ objektiven Blick hat. So ist man hautnah bei der Diskussion der Dorfbewohner dabei. Und die Autorin bedient sich hier auch ab und an der Zuhilfenahme des hessischen Dialekts, was eine gewisse Authentizität vermittelt.

Die Charaktere sind realistisch und lebendig beschrieben, sind somit Menschen wie Du und ich und so hat man von jedem Mitwirkenden fast augenblicklich ein Bild vor Augen.

Spannung baut sich jetzt während der Leseprobe nicht unbedingt auf, allerdings handelt es sich hier auch um die ersten 35 Seiten des Buches, allerdings lässt die Leseprobe erahnen, dass sich die Geschichte spannend entwickeln wird, da einige Andeutungen bzw. die Beschreibung von Tobias Sartorius darauf hindeuten, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Das Buch habe ich mir zwischenzeitlich gekauft. Rezension wurde am 17.06.2010 online gestellt.