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Freitag, 25. Januar 2013

{Rezension} Schutzpatron - Kluftingers sechster Fall von Michael Klüpfel / Michael Kobr

Verlag & Cover: Piper
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Allgäu
ISBN: 9783492052054
Erscheinungsdatum: 21. Mai 2011
Preis: 19,95 €



Der Heilige Magnus

Durch Zufall stellt die Gerichtsmedizin bei einer alten Dame fest, dass sie nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern erdrosselt wurde. Spuren lassen sich am Tatort jedoch so gut wie keine mehr feststellen, ein Motiv gebe es da schon eher, denn Frau Zahn war nicht gerade beliebt, galt als extrem streitsüchtig, geldgierig und neugierig. Kluftinger und sein Team  fischen bei den Ermittlungen anfangs ziemlich im Trüben. Frau Zahn hatte die Autowerkstatt ihres Mannes an etwas zwielichtige Gesellen vermietet, vieles deutet auf eine Autoschieberbande hin und so konzentrieren sich erst einmal die Ermittlungen in diese Richtung, was Klufti auch nicht gerade ungelegen kommt, ist doch sein heißgeliebter 30 Jahre alter Passat anscheinend gestohlen worden. Doch neben dieser Mordsache muss sich der Kommissar auch noch ziemlich widerwillig einer Arbeitsgruppe anschließen. Nach Jahren kehrt der Burgschatz nach Altusried zurück, für den extra ein Museum gebaut wurde und die Arbeitsgruppe organisiert hierbei die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Doch was noch keiner ahnt, eine Diebesbande hat es genau auf diese kostbare Reliquie von St. Magnus, dem Schutzpatron des Allgäus, abgesehen.



Der Krimi startet rund 30 Jahre vorher, als ein Autohändler in der Burgruine Kalden den legendären Burgschatz entdeckt und der Polizei meldet. Und natürlich ist der Polizist damals Kluftinger gewesen, der genau von diesem Autohändler anschließend seinen geliebten Passat kaufte, der ihm leider nun abhandengekommen ist. Doch Klufti kann ja schlecht das Auto als gestohlen melden, schließlich ist er ja selbst die Polizei und die Witze seiner Kollegen müsste er sich wahrscheinlich bis Weihnachten anhören, also verheimlicht der Kommissar dies lieber und verstrickt sich hierdurch immer mehr in Ausflüchte. Selbst seine Frau Erika wird bald misstrauisch und vermutet eine Freundin.

Der Krimi ist einzig und allein auf seine Hauptfigur ausgelegt. Wer den schrullig kauzigen Kommissar nicht mögen sollte, wird nicht viel Spaß mit dem Buch haben. Wer jedoch diesen verschrobenen, eigenbrötlerischen Kluftinger mag, der wirklich kein auch noch so kleines Fettnäpfchen auslässt, besonders bei seiner Sekretärin Sandy, wird mit viel Lesespaß belohnt. Wobei die Krimihandlung hier anfangs eher im Hintergrund steht und erst zur Mitte hin mehr in den Vordergrund rückt.

Neben dem Handlungsstrang rund um Kluftinger hat das Autorenduo Kobr/Klüpfel einen weiteren Erzählstrang in ihren Krimi eingebaut, bei dem man den Schutzpatron kennenlernt. Dieser plant zusammen mit seinem Team den Diebstahl der Reliquie von St. Magnus und so ist schnell klar, dass der Mord an Frau Zahn in Zusammenhang mit dem Raub des Burgschatzes steht. Auch Kluftinger und sein Team stellen bald schon einen Zusammenhang her und dummerweise führen die laufenden Ermittlungen Kluftinger und Richie Maier bald schon nach Wien. Da jedoch für die Dienstreise Eile geboten ist, muss der Allgäuer Kommissar das erste Mal in seinem Leben fliegen, was natürlich auch nicht reibungslos verläuft. Es fängt schon am Flughafen mit der Begrenzung des Gepäckgewichts an, setzt sich fort bei den Sicherheitskontrollen und geht nahtlos im Flieger weiter, als Klufti allen Ernstes genauestens die Sicherheitsvorkehrungen notiert und der Flugbegleiterin entsprechende Fragen stellt. Klar, dass diese sich veräppelt fühlt, zumal dies auch nicht der letzte Fauxpas ist, den sich der Kommissar auf diesem Flug leistet.

Der Schreibstil des Autorenduos ist durchweg sehr flüssig, äußerst unterhaltsam und steckt voller Wortwitz, wobei manche Szenen schon etwas überspitzt dargestellt sind oder übertrieben wirken. Jedoch zeigen manche davon auch, wie schnell Gerüchte entstehen können oder Vorurteile nach wie vor vorherrschen. Also auch irgendwie ein kleiner Spiegel, der einem vorgehalten wird, allerdings auf sehr augenzwinkernder Art und Weise. Zudem ist die ganze Geschichte durchsetzt mit viel Wissenswertes über St. Magnus, der als Schutzpatron des Allgäus gilt und dort im 8. Jahrhundert lebte. Durch die anschaulichen, bildhaften Beschreibungen der Gegend rund um Altusried und den wie nebenbei mit eingearbeiteten Informationen um den Schutzheiligen ist der Krimi wieder mit viel Lokalkolorit versehen und natürlich dürfen auch mit Dialekt versehene Dialoge nicht fehlen, welche zumeist dem Polizeipräsidenten in den Mund gelegt werden.

Fazit: Ein äußerst unterhaltsamer, witziger Krimi, der sich voll auf seine herrlich schrullige Hauptfigur konzentriert, zudem mit einer interessanten und gut durchachten Story aufwarten kann und zum Ende hin auch richtig spannend wird.


Die Autoren (Quelle: Verlagsseite):
Volker Klüpfel, geboren 1971 in Kempten, aufgewachsen in Altusried, studierte Politologie und Geschichte. Er ist heute Redakteur in der Kultur-/ Journal-Redaktion der Augsburger Allgemeinen und wohnt in Augsburg. Mit seinem Co-Autor Michael Kobr ist er seit der Schulzeit befreundet. Nach ihrem Überraschungserfolg »Milchgeld« erschienen »Erntedank«, ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2005 in der Sparte Literatur, »Seegrund«, »Laienspiel«, für das die Autoren den Weltbild-Leserpreis Corine 2008 erhielten, »Rauhnacht« und zuletzt »Schatzpatron« sowie »Zwei Einzelzimmer, bitte! Mit Kluftinger durch Deutschland«. Zudem gewannen sie 2008 und 2009 die MIMI, den Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels. 

Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten, studierte Romanistik und Germanistik, arbeitet heute als Lehrer und wohnt mit seiner Frau und seinen Töchtern im Allgäu. Mit seinem Co-Autor Volker Klüpfel ist er seit der Schulzeit befreundet. Nach ihrem Überraschungserfolg »Milchgeld« erschienen »Erntedank«, ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2005 in der Sparte Literatur, »Seegrund«, »Laienspiel«, für das die Autoren den Weltbild-Leserpreis Corine 2008 erhielten, »Rauhnacht« und zuletzt »Schatzpatron« sowie »Zwei Einzelzimmer, bitte! Mit Kluftinger durch Deutschland«. Zudem gewannen sie 2008 und 2009 die MIMI, den Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels. 

Weitere Bücher der Autoren:

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