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Donnerstag, 10. Januar 2013

{Rezension} Berufung von John Grisham

Cover & Verlag: Heyne
Übersetzer: Bernhard Liesen, Bea Reiter,
Kristina Dorn-Ruhl, Imke Walsh-Araya
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Genre: Amerikanischer Justizroman
ISBN: 978-3-453-00662-1
Erscheinungsdatum: 28. Juli 2008
Preis: 19,95 €


Die Macht des Geldes

Sie haben es tatsächlich geschafft. David hat sich gegen Goliath aufgelehnt und gewonnen. In dem kleinen Städtchen Bowmore, irgendwo in Mississippi, hatte der Chemiekonzern Krane Chemical die Abfälle seiner Fabrik illegal im Wald entsorgt. Hierdurch ist auf die Jahre hinweg das Grundwasser verseucht worden, die Einwohner sterben heute noch an Krebs. So auch der Mann und der kleine Sohn von Jeanette Baker. Doch die junge Frau hat sich gegen den Großkonzern gewehrt und geklagt. Zusammen mit dem Anwaltsehepaar Mary Grace und Wes Payton haben sie tatsächlich das schier Unmögliche geschafft: Das Gericht hat den Großkonzern auf 41 Mio $ Schadenersatz verklagt. Allerdings haben die Sieger nicht mit dem intriganten Firmenchef Carl Trudeau gerechnet, denn dieser geht in Berufung und er sorgt dafür, dass das Berufungsverfahren zu seinen Gunsten entscheiden wird, koste es was es wolle.



Die ersten rund 150 Seiten gestalten sich im vorliegenden Roman von John Grisham durchaus wieder gewohnt interessant, spannend und unterhaltsam. Man lernt die junge Jeanette Baker wie auch das Anwaltsehepaar Payton kennen, erfährt von ihren Problemen, von ihrem Leben mit dem verseuchten Grundwasser. Natürlich haben sich die Verantwortlichen jahrelang dagegen gesträubt zuzugeben, dass die erhöhten Krebserkrankungen im County durch den Chemiekonzern kommen. Erst durch den Druck der Öffentlichkeit erhält Bowmore nun eine regelmäßige externe Wasserversorgung, Kinder wachsen mit dem Bewusstsein auf, dass das Wasser aus den Leitungen krank macht und noch nicht einmal abgekocht für die Körperpflege verwendet werden darf, vom Trinken erst gar nicht zu reden.

Diese Willkür und Überheblichkeit, mit der dieser Riesenkonzern einfach über Menschenleben geht, einen ganzen County vergiftet und allen Ernstes erwartet, damit ungeschoren davonzukommen, dass schildert John Grisham wieder sehr eindringlich.

Doch dann nimmt die Geschichte eine gravierende Wendung. Nicht mehr die Bewohner von Bowmore, die Klägerin Jeanette und das Anwaltspaar Payton stehen im Fokus, sondern der Autor legt ab jetzt für den Rest des Buches den Schwerpunkt klar auf den Wahlkampf eine neuen Richters im County. Denn der Konzernchef Carl Trudeau verspricht sich mit dem Wechsel des Richters sehr gute Chancen, das Berufungsverfahren zu gewinnen. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre der Konzern bankrott.

Somit werden ab sofort Kontakte geknüpft, ein passender biegsamer, konservativer, skandalfreier Anwalt gesucht, der publikumswirksam in den Medien für das Wahlamt des Richters aufgebaut werden kann und Gerüchte gegenüber der amtierenden Richterin werden entsprechend geschürt. Es fließen Unmengen von Geld in diesen Wahlkampf für den an allen Fäden gezogen wird, bis hoch nach Washington.

Das alles wirkt irgendwann nur noch langatmig, banal und uninteressant. Jedem ist klar, dass höhere Posten entsprechend vergeben werden, dass die richtigen Kontakte einiges bewirken können und das für Geld vieles bis alles möglich ist, es muss nur der Preis stimmen. Dies alles erklärt John Grisham bis in kleinste Detail und das ist mit der Zeit einfach nur noch absolut langweilig. Was mit Jeanette und den Bewohnern aus Bowmore geschieht, interessiert überhaupt nicht mehr. Die Charaktere, sei es der junge, engagierte Richteranwärter Rob Fisk, der über Leiche gehende Konzernchef Carl Trudeau oder der Wahlkampfmanager Zachary, sie alle wirken total farblos und austauschbar.

Waren die Bewohner von Bowmore noch Menschen mit Ecken und Kanten, wie man es auch von John Grisham bei seinen Charakterzeichnungen gewohnt ist, so agieren die weiteren Figuren wie Statisten, gerade so, um einem Sachbuch eine persönliche Note zu geben. Denn so kommt das Buch einem bald vor, wie eine Anleitung zur Führung eines erfolgreichen Wahlkampfes und wie dieser endet, ist auch bald klar.


Fazit: Der Roman startet hervorragend mit einem brisanten Thema, welches John Grisham engagiert beschreibt und endet mit einer Anleitung für einen erfolgreichen Wahlkampf eines Richteramts im Staate Mississippi.

Der Autor (Quelle: Verlagsseite):
John Grisham hat 24 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und drei Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia und Mississippi.

Weitere Bücher des Autors:




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